Prominente Protestaktion für Flüchtlinge vor Kanzleramt

Zahlreiche Prominente aus Sport, Kultur und Politik demonstrierten am Montag vor dem Bundeskanzleramt für die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem desolaten Lager Kara Tepe auf Lesbos.

Weil die Regierung unter Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) beharrlich die Aufnahme von Flüchtlingen aus den Lagern auf Lesbos verweigert, wurde am Dienstag vor dem Kanzleramt eine Kundgebung abgehalten. Künstler, Sportler sowie Vertreter von NEOS und SPÖ versammelten sich am Ballhausplatz, um in emotionalen Appellen von der türkis-grünen Bundesregierung die Aufnahme von Flüchtlingen zu fordern. Das Motto: "Retten statt Reden".

PULS 24 Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz berichtet von der Protestaktion zahlreicher Prominenter vor dem Bundeskanzleramt. Sportler, Künstler und Politiker protestierten gegen die harte Linie der Regierung in der Flüchtlingsfrage.

"Wir stehen hier für Humanitas", postulierte Burgschauspieler Cornelius Obonya im Nieselregen vor dem Kanzleramt: "Es geht darum, dass wir noch in den Spiegel und unseren Kindern ins Gesicht sehen können." Auch der einstige Fußball-Nationalspieler Marc Janko forderte, nun endlich zur Aktion zu schreiten: "Wir haben lange genug zugesehen. [...] Es wird Zeit, dass gehandelt wird."

Obonya: "Es werden, wenn wir nichts tun, voraussichtlich Menschen sterben"

Schauspieler Cornelius Obonya erklärt im Interview mit PULS 24 Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz seine Motivation, sich für Flüchtlinge zu engagieren.

Janko: "Wenn das meinen Kindern passieren würde, es zerreißt mir das Herz"

Ex-Nationalspieler Marc Janko erklärt im Interview mit Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz, warum er sich für die Flüchtlinge auf Lesbos engagiert.

Vor allem die ÖVP wurde von den Beteiligten ins Visier der Kritik genommen. Liedermacher Ernst Molden hob zum Abgesang auf die christlich-soziale Partei an: "Das Soziale geht mir schon Jahrzehnte ab, aber das Christliche habe ich ihnen noch geglaubt." Und Gesamtkünstler Andre Heller brach über die Verweigerung der ÖVP und der Tatenlosigkeit der Grünen den Stab: "Das ist ein moralisches Desaster und ein geistiger Offenbarungseid."

"Uferloser Zynismus"

Auch Autorin Julya Rabinowich verurteilte in einem "Schlaflied" den Zynismus der Regierung: "Wer ein Kind rettet, hat die anderen im Stich gelassen." Und deshalb helfe man keinem. Ihr Berufskollege Doron Rabinovici erinnerte in diesem Zusammenhang an die Fluchtgeschichte seines eigenen Vaters in den 1940ern: "Dieser Bundeskanzler und diese Bundesregierung hätte meinen Vater nicht hereingelassen."

Auch Kabarettist Thomas Maurer geißelte den "uferlosen Zynismus" von Türkis-Grün, während Florian Scheuba das Argument kritisierte, dass man durch Hilfe ungewünschte "Pull-Faktoren" erzeuge. Letztlich seien eben jene Faktoren doch alles, was Österreich lebenswert und menschlich mache.

 

Hader: "Dass wegen ein paar Wählerstimmen man so den Anstand verliert"

Kabarettist Josef Hader erklärt im Interview mit Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz, wieso er am der Protestaktion vor dem Bundeskanzleramt teilnahm.

Kanzler und Regierung fehle "der Anstand"

Percussionist Martin Grubinger unterstrich indes, dass es in der Frage der Hilfe für Betroffene nicht um politische Zugehörigkeit gehe, sondern schlicht um den menschlichen Anstand: "Am Ende fehlt dem Bundeskanzler und seiner Regierung der Anstand. [...] Und irgendwann wird er sich dafür auch verantworten müssen."

Initiiert wurde der Protest vom Verein Courage sowie dem NEOS-Nationalratsabgeordneten Sepp Schellhorn, der neben Parteikollegen wie Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und der Abgeordneten Stephanie Krisper erschienen war und die Hilflosigkeit ob der Verweigerung, Flüchtlingskinder aufzunehmen, beklagte: "Es macht mich wahnsinnig, dass hier nicht reagiert wird." Österreich habe genug Platz: "Beten alleine hilft nicht."

Schellhorn: "Bundesregierung mit dieser Haltung in der Minderheit"

Der NEOS-Abgeordnete Sepp Schellhorn fordert im Interview mit Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz mehr Menschlichkeit von der Bundesregierung.

"Herr Bundeskanzler: Ihre Politik des Hände-faltens, Goschen-haltens geht nicht mehr", pflichtete auch der einstige ÖVP-Nationalratsabgeordnete Ferry Maier bei, während Schellhorns Parteikollege Helmut Brandstätter aus der Bibel zitierte, um die ÖVP-Nationalratsabgeordneten bei der nächsten Abstimmung zu mehr Mut aufzufordern: "Fürchtet Euch nicht." Und schließlich appellierte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) an die Bundesregierung, zumindest Wien die Aufnahme von Flüchtlingen zu erlauben: "Die Stadt ist bereit, die Türen weit aufzumachen."

Wiederkehr: "Das ist eine Schande, das ist eine zynische Politik"

Der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) kritisiert im Interview mit PULS 24 Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz, dass die Bundesregierung die Aufnahme von Flüchtlingen durch die Stadt Wien verhindert.

Zum Abschluss der verbalen Appelle signierten die Beteiligten ein Zelt mit ihren Wünschen und Forderungen. Das so entstandene Werk soll nun versteigert und der Erlös Hilfsorganisationen in den griechischen Lagern gespendet werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Zahlreiche Prominente aus Sport, Kultur und Politik demonstrierten am Montag vor dem Bundeskanzleramt für die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem desolaten Lager Kara Tepe auf Lesbos.
  • Weil die Regierung unter Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) beharrlich die Aufnahme von Flüchtlingen aus den Lagern auf Lesbos verweigert, wurde am Dienstag vor dem Kanzleramt eine Kundgebung abgehalten.
  • Auch der einstige Fußball-Nationalspieler Marc Janko forderte, nun endlich zur Aktion zu schreiten: "Wir haben lange genug zugesehen. (...) Es wird Zeit, dass gehandelt wird."
  • Gesamtkünstler Andre Heller brach über die Verweigerung der ÖVP und der Tatenlosigkeit der Grünen den Stab: "Das ist ein moralisches Desaster und ein geistiger Offenbarungseid."
  • Schriftsteller Doron Rabinovici erinnerte in diesem Zusammenhang an die Fluchtgeschichte seines eigenen Vaters in den 1940ern: "Dieser Bundeskanzler und diese Bundesregierung hätte meinen Vater nicht hereingelassen."
  • Initiiert wurde der Protest vom Verein Courage sowie dem NEOS-Nationalratsabgeordneten Sepp Schellhorn, der neben Parteikollegen wie Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und der Abgeordneten Stephanie Krisper erschienen war.