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Polen stoppt Getreideimporte aus Ukraine

Polen will künftig kein Getreide oder andere Lebensmittel mehr aus der Ukraine einführen. Das habe die Regierung zum Schutz der polnischen Landwirtschaft beschlossen, kündigte der Vorsitzende der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, auf dem Parteitag am Samstag im nordpolnischen Dorf Lyse an. "Wir sind und bleiben unverändert Freunde und Verbündete der Ukraine", sagte der 73-Jährige. Das ukrainische Agrarministerium bedauerte die Entscheidung.

Dennoch müsse man die Interessen der eigenen Bürger schützen. Es könne nicht im Interesse der Regierung in Kiew sein, Polen in eine Krise zu stürzen. Polen gehört zu den entschiedensten politischen und militärischen Unterstützern der Ukraine. Doch die Landwirte des EU-Mitgliedstaats fühlen sich durch den von der EU ermöglichten zollfreien Import großer Mengen ukrainischen Getreides in ihrer Existenz bedroht.

Infolge des russischen Angriffskriegs werden weniger landwirtschaftliche Produkte aus der Ukraine auf dem Seeweg exportiert. Stattdessen gelangt besonders viel Getreide aus der Ukraine über den Landweg in europäische Nachbarländer, darunter Polen. Obwohl die Agrargüter eigentlich in andere Länder weiter exportiert werden sollen, bleiben sie oft in den ukrainischen Nachbarländern und sorgen dort für volle Silos und deutlich sinkende Preise. Das treibt wiederum Polens Bauern auf die Barrikaden. Die Landwirte forderten die Einführung von Zöllen. Henryk Kowalczyk trat danach als Landwirtschaftsminister zurück und wurde durch Robert Telus ersetzt.

Das Agrarministerium in Kiew räumte ein, dass sich die polnischen Bauern in einer "schwierigen Lage" befänden. Doch seien die "ukrainischen Landwirte angesichts des Krieges in der schwierigsten Lage", fügte es hinzu. Es schlug vor, dass beide Länder in den kommenden Tagen eine neue Vereinbarung treffen sollten, die beide Seiten zufrieden stelle.

Bereits im vergangenen Monat hatten Polen und vier weitere mitteleuropäische Länder die EU um Hilfe gebeten, um den Auswirkungen des billigen ukrainischen Getreides entgegenzuwirken.

Die Europäische Union verlängerte jedoch die zollfreie Einfuhr von ukrainischem Getreide bis Juni 2024. Dies stellt die PiS vor ein Problem, zumal in diesem Jahr eine Parlamentswahl ansteht.

ribbon Zusammenfassung
  • Polen will künftig kein Getreide oder andere Lebensmittel mehr aus der Ukraine einführen.
  • Infolge des russischen Angriffskriegs werden weniger landwirtschaftliche Produkte aus der Ukraine auf dem Seeweg exportiert.
  • Das treibt wiederum Polens Bauern auf die Barrikaden.
  • Bereits im vergangenen Monat hatten Polen und vier weitere mitteleuropäische Länder die EU um Hilfe gebeten, um den Auswirkungen des billigen ukrainischen Getreides entgegenzuwirken.