Pensionsreform würde "Pensionisten nicht treffen"
16,66 Milliarden Euro - so viel schießt Österreich heuer voraussichtlich in die Pensionsversicherung zu. Aus der Staatskasse, mit dem Geld der Steuerzahler, die oft ohnehin schon in die Pensionskasse einzahlen. Und in den kommenden Jahren wird dieser Betrag noch deutlich steigen.
Schon jetzt gibt der Staat für nichts mehr Geld aus als für die Pensionen. Und die Situation wird sich noch verschärfen. Durch den demographischen Wandel kommen auf jeden Pensionisten immer weniger Erwerbstätige. Zudem werden wir immer älter, deshalb gebe es "immer längere Phasen, wo Pensionen ausgezahlt werden müssen", erklärte Hanno Lorenz vom Think Tank Agenda Austria im PULS 24 Interview.
Pensionsreform würde "Pensionisten nicht treffen"
Was also tun? Weiter aus dem Haushalt quersubventionieren? "Natürlich kann man das machen, dann bleiben andere Ausgaben aber auf der Strecke", so Lorenz.
Ingrid Korosec, Präsidentin des österreichischen Seniorenrats, wetterte in einer Pressekonferenz am Donnerstag deutlich gegen sämtliche Pläne, bei der Pension zu sparen. Sie sprach gar von "Fake News" und "Polemik". Die Ausgleichszulage hätte "nichts mit Pension zu tun". Bei der Ausgleichszulage werden sehr geringe Pensionen auf einen Mindestbetrag aufgestockt.
Dabei sind sich viele Experten einig: Das Pensionssystem ist dringend reformbedürftig. "Wenn wir das nicht reformieren, wird das unglaublich teuer", warnte Lorenz. Dazu gäbe es einige Schrauben, an denen man drehen könnte. Viele davon würden "bestehende Pensionisten nicht treffen", hält er fest, da es oft vor allem um die zukünftigen Generationen gehen würde.
- Mehr lesen: Fix! So stark steigen die Pensionen 2025
Pensionsantrittsalter
Am einfachsten wäre es, wenn man das Pensionsantrittsalter anhebt. Frauen werden inzwischen schrittweise an die Männer angeglichen, die gehen weiter mit 65 in Pension. Am Papier zumindest, denn das faktische Pensionsantrittsalter ist schon deutlich früher.
Für Lorenz sei deshalb wohl die "sozial verträglichste" Variante, das Pensionsantrittsalter auf 67 zu erhöhen. Danach könnte man die Pension an die Lebenserwartung koppeln. Das würden laut Lorenz schon einige Länder so machen. Steigt die durchschnittliche Lebenserwartung um drei Monate, müsste man automatisch einen Monat länger arbeiten, nennt er als Beispiel.
Pensionskassenbeiträge erhöhen
Eine andere Möglichkeit wäre, die Beiträge für die Pensionskasse einfach zu erhöhen. Das würde allerdings Arbeitnehmer noch stärker belasten. "Wir hören jetzt schon, dass sich Arbeit kaum noch lohnt", warf Lorenz jedoch ein. Diese Maßnahme bezeichnete er deshalb als "schwierig".
Video: Pensionsalter anheben? Experten für Reform
Pension kürzen
Einfach die Pensionen kürzen, damit es weniger kostet? Das ist für Lorenz "sozial schwierig" und auch keine realistische Alternative. Zudem ist es genau das, wovor Korosec unter anderem warnte.
Zudem wäre das auch für die Wirtschaft nicht gut, betonte Korosec, da Pensionist:innen für den Konsum im Land eine wichtige Rolle spielen. Wer dann weniger Pension bekommt, kann auch weniger Geld ausgeben. In der eh schon schwächelnden Wirtschaft in Österreich wäre das ein weiteres schlechtes Signal.
-
Mehr lesen: Pension erst mit 67, fordert Wirtschaftsexpertin
Dass sich vor allem die ÖVP und SPÖ an eine solche Maßnahme trauen, ist ohnehin praktisch ausgeschlossen. Sie profitieren bei Wahlen weiterhin von enorm vielen Stimmen aus diesem Lager und würden damit ihre Kernwählerschaft massiv vor den Kopf stoßen.
Menschen zum länger arbeiten motivieren
Eine Möglichkeit, wie man Menschen freiwillig länger im Job hält, wären finanzielle Anreize. Im Moment gibt es eine Zuverdienstgrenze bei vorzeitiger Alterspension zwischen 62 und 65, Korridorpension und Schwerarbeitspension. Wer da weiter arbeitet und über die Geringfügigkeitsgrenze von 518,44 Euro pro Monat rutscht, bekommt keine Pension mehr.
"Die haben natürlich null Motivation, mehr zu arbeiten", sagte dazu Demographie-Experte Heinrich Geissler gegenüber PULS 24: "In diesem Bereich gäbe es ein gewaltiges Potenzial". Auch bräuchte es auf betrieblicher Ebene individuellere Lösungen, wie Menschen im Alter angepasst auf ihre körperliche und geistige Verfassung weiter arbeiten - etwa flexiblere Teilzeitmodelle oder mehr Freizeit.
Zusammenfassung
- Die Pensionen werden zum immer größeren Problem für die österreichische Staatskasse.
- Schon jetzt gibt der Staat für nichts mehr Geld aus als für die Pensionen. Und die Situation wird sich noch verschärfen.
- Experten fordern eine Pensionsreform, die Politik zögert diese seit Jahren hinaus und Pensionisten-Vertreter laufen Sturm dagegen.
- Welche Möglichkeiten es gäbe, um das System zu entlasten.
- Viele davon würden "bestehende Pensionisten nicht treffen", so Hanno Lorenz von der Agenda Austria.