Oppositionsanführer in Georgien festgenommen
Auf Filmaufnahmen ist zu sehen, wie er von Polizisten in ein Fahrzeug gesetzt wird. Dschaparidse ist einer der Anführer der Koalition für Wandel, der größten georgischen Oppositionspartei.
Es war die vierte Demonstrationsnacht in Folge. Auslöser ist die Ankündigung der Regierung, Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union auszusetzen. Kritiker sehen darin eine Bestätigung einer von Russland beeinflussten Abkehr von einer prowestlichen Politik. Die Regierungspartei bestreitet das.
Bei dem Protest am Sonntag vor dem Parlament in Tiflis kam es zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Nach Angaben des Innenministeriums wurden 21 Polizisten verletzt, womit die Zahl seit Beginn der Proteste auf 113 gestiegen sei. Ministerpräsident Irakli Kobachidse warf der Opposition "koordinierte Gewalt" vor mit dem Ziel, die verfassungsgemäße Ordnung zu stürzen.
Auch Dutzende Demonstranten sind verletzt worden. Nach Angaben von Staatspräsidentin Salome Surabischwili, die die Demonstranten unterstützt, erlitten viele der Festgenommenen Kopf- und Gesichtsverletzungen durch Schläge. Die USA haben der Polizei exzessiven Gewalteinsatz vorgeworfen.
Der Kreml erklärte, Russland werde sich nicht einmischen. Einige der Demonstranten hätten mit Angriffen gegen die Polizei aber ganz klar gegen das Gesetz verstoßen, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Die Proteste erinnerten an die Orange Revolution in der Ukraine von 2004, fügte er hinzu. Damals kam es zu Massenprotesten in Kiew, auf denen die Teilnehmer einen proeuropäischen Kurs forderten.
Am Sonntag hatte Georgiens pro-europäisch gesinnte Surabischwili angesichts der Massenproteste im Land eine Neuwahl des Parlaments gefordert. Nach den Vorwürfen der Wahlfälschung und der Abwendung der Regierung vom Kurs in Richtung EU müsse der Weg zu einer neuen Abstimmung gefunden werden.
Zusammenfassung
- Nach der Entscheidung der georgischen Regierung, die EU-Beitrittsverhandlungen auszusetzen, kam es zu massiven Protesten in Tiflis, bei denen der Oppositionsanführer Surab Dschaparidse festgenommen wurde.
- Bei den Ausschreitungen am Sonntag setzte die Polizei Wasserwerfer und Tränengas ein, wobei 21 Polizisten verletzt wurden; insgesamt stieg die Zahl der verletzten Polizisten auf 113.
- Präsidentin Salome Surabischwili forderte angesichts der Proteste und Vorwürfe der Wahlfälschung Neuwahlen, während die USA die Polizei wegen exzessiver Gewalt kritisierten.