Ökonom Chaves siegt bei Präsidentenwahl in Costa Rica
Sein Rivale, der frühere Amtsinhaber José María Figueres von der Zentrumspartei PLN, erhielt demnach knapp 47,2 Prozent. Geplant ist, dass der Sieger am 8. Mai die vierjährige Nachfolge des Sozialdemokraten Carlos Alvarado als Staats- und Regierungschef antritt. Dieser hatte aus verfassungsrechtlichen Gründen bei der Abstimmung nicht kandidieren dürfen. In der ersten Wahlrunde am 6. Februar hatte der 67-jährige Figueres mit gut 27 Prozent noch die meisten Stimmen bekommen. Chaves kam damals auf knapp 17 Prozent. In Umfragen hatte er zuletzt aber vor Figueres gelegen. Um die Stichwahl abzuwenden, hätte ein Kandidat mindestens 40 Prozent der Stimmen erreichen müssen.
Costa Rica mit seinen rund fünf Millionen Einwohnern gilt als eines der politisch stabilsten Länder in Mittelamerika und ist damit ein beliebtes Urlaubsziel. In der von Gewalt geprägten Region kommt es seit Jahrzehnten ohne Streitkräfte aus. Das für seine Artenvielfalt bekannte Land ist Vorreiter bei der Erzeugung von erneuerbarer Energie und hat einen großen Teil des Staatsgebiets unter Naturschutz gestellt. Neben der Landwirtschaft wurden zuletzt der Ökotourismus und die IT-Branche zu immer wichtigeren Wirtschaftszweigen.
Vorwürfe von Fehlverhalten gegen beide Kandidaten wurden im Wahlkampf zum Thema. Chaves war nach Medienberichten vor wenigen Jahren wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung von seinem langjährigen Arbeitgeber, der Weltbank, abgestraft worden. Gegen Figueres war im Jahr 2004 wegen des Verdachts auf Annahme einer Schmiergeldzahlung des französischen Telekommunikationskonzerns Alcatel ermittelt worden, er wurde aber nicht angeklagt.
Figueres, ein Wirtschaftsingenieur, war von 1994 bis 1998 bereits Präsident Costa Ricas. Sein Vater, José Figueres, hatte das Amt dreimal innegehabt und nach dem Bürgerkrieg 1948 Costa Ricas Zweite Republik sowie auch die Partei PLN gegründet.
Zusammenfassung
- Im zentralamerikanischen Costa Rica hat der ehemalige Finanzminister Rodrigo Chaves von der sozialdemokratischen PPSD die Stichwahl um die Präsidentschaft vorläufigen Ergebnissen zufolge gewonnen.
- Nach Auszählung von 98 Prozent der Stimmen kam der 60-jährige Ökonom und frühere Mitarbeiter der Weltbank auf knapp 52,9 Prozent, wie die Wahlbehörde am späten Sonntagabend auf ihrer Internetseite mitteilte.