APA/APA/TOBIAS STEINMAURER/TOBIAS STEINMAURER

ÖGK und Belegschaft protestieren gegen Vamed-Verkauf

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und die Vamed-Belegschaft machen mobil gegen den geplanten Verkauf der Vamed-Reha-Kliniken an den französischen Finanzinvestor PAI. Die Sorge sei, dass die Belastung für die Mitarbeiter steigen und Leistungen für die Steuerzahler teurer werden, so ÖGK-Obmann Andreas Huss bei einer öffentlichen Betriebsversammlung am Dienstag vor dem Anton-Proksch-Institut in Wien. Huss forderte eine gemeinnützige Lösung in österreichischer Hand.

Der Investmentfonds PAI habe keine Affinität zur Gesundheitsversorgung und wolle nach einigen Jahren mit Gewinn wieder verkaufen, kritisierte Huss. Diese Gewinne könnten nur durch Druck auf die Mitarbeiter oder eine Verschlechterung der Qualität erzielt werden. Die noch größere Gefahr sieht der ÖGK-Obmann darin, dass teurere Leistungen erbracht werden, die gar nicht nötig sind, wie sich bei PAI-Beteiligungen an Altersheimen in Deutschland gezeigt habe. "Und Steuerzahler in Österreich sollen so Gewinne von Investoren in Frankreich finanzieren", kritisierte Huss.

Der ÖGK-Obmann fordert daher eine gemeinnützige Lösung und dass Gesundheitseinrichtungen in österreichischer Hand gehalten werden. Huss schwebt vor, dass Einrichtungen mit Alleinstellungsmerkmal wie das Suchtbehandlungszentrum Anton-Proksch-Institut oder die Kinder-Reha in St. Veit im Pongau von den Bundesländern, von Sozialversicherung und Ländern gemeinsam oder durch gemeinnützige Unternehmen übernommen werden.

Die Unsicherheit in der Belegschaft sei groß, berichtete Vamed-Betriebsratschef Harald Steer vor den einigen Dutzend Beschäftigten und Gewerkschaftsvertretern. Befürchtet werden Personalabbau und eine Erhöhung des Drucks auf die Mitarbeiter. Sollte die Übernahme nicht zu verhindern sein, fordert der Betriebsrat zumindest schriftliche Garantien, um Einsparungen und Personalabbau zu verhindern.

Der Vamed-Konzern zeigte am Dienstag kein Verständnis für die Protestveranstaltung, gewarnt wurde auch vor potenziellen negativen Auswirkungen auf die Patientenversorgung. "Die Gemeinnützigkeit des Anton-Proksch-Instituts bleibt unverändert bestehen", hieß es in einer Stellungnahme von Vorstand Klaus Schuster. Die Übernahme der Vamed-Rehabilitation durch PAI, der als "Partner mit einem positiven Track Record im Gesundheitswesen" gelobt wurde, sei bereits durch die EU-Kommission genehmigt und werde wie geplant umgesetzt.

Der heimische Krankenhausbetreiber und Gesundheitsdienstleister Vamed wurde im Frühjahr vom Mehrheitseigentümer Fresenius filetiert und auf unterschiedliche Unternehmen aufgeteilt. Im Zuge der Zerschlagung soll das Private-Equity-Unternehmen PAI 67 Prozent am Vamed-Rehabilitationsgeschäft übernehmen. Die restlichen 33 Prozent bleiben bei Fresenius. Der Geschäftszweig umfasst 67 Einrichtungen mit 9.100 Betten und rund 9.500 Beschäftigten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, der Tschechischen Republik und Großbritannien. In Österreich sind laut Gewerkschaft vida 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 21 Einrichtungen Teil des Pakets. Darunter ist auch das Anton-Proksch-Institut am Rande von Wien, das zu 60 Prozent Eigentum der Vamed ist und zu 40 Prozent einer Stiftung gehört.

ribbon Zusammenfassung
  • ÖGK und Vamed-Belegschaft protestieren gegen den Verkauf der Vamed-Reha-Kliniken an den französischen Finanzinvestor PAI. ÖGK-Obmann Andreas Huss befürchtet höhere Belastungen für Mitarbeiter und teurere Leistungen für Steuerzahler.
  • Der Investmentfonds PAI plant, die Kliniken nach einigen Jahren mit Gewinn zu verkaufen, was laut Huss nur durch Druck auf die Mitarbeiter oder eine Verschlechterung der Qualität erreicht werden kann.
  • Die Übernahme durch PAI, die bereits von der EU-Kommission genehmigt wurde, betrifft 67 Einrichtungen mit 9.100 Betten und rund 9.500 Beschäftigten, darunter 3.500 Mitarbeiter in 21 Einrichtungen in Österreich.