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Oberösterreich streicht Vormittagsbeitrag für Krabbelstuben

In Oberösterreich wird die Betreuung bis 13.00 Uhr in Krabbelstuben ab dem 1. September 2024 gratis sein. Die Nachmittagsbeiträge werden jenen im Kindergarten gleichgestellt und diese günstiger gestaltet, sodass gehaltsabhängig 23 bis 119 Euro im Monat zu bezahlen sind. Zur Finanzierung wird das Land die Gruppenpauschale für die Gemeinden erhöhen und dafür zehn Millionen Euro aus dem Landeshaushalt zur Verfügung stellen.

Die Veränderung kündigten Landeshauptmann Thomas Stelzer sowie seine Stellvertreterin Christine Haberlander (beide ÖVP) und sein Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) in einer Pressekonferenz am Montag in Linz an. Für Familien mit mehreren Kindern soll es zusätzliche Ermäßigungen beim Nachmittagsbeitrag geben. Dieser werde aber bleiben. "Aus heutiger Sicht sind keine weiteren Schritte geplant, was die Beiträge angeht", sagte Stelzer und verwies darauf, dass man dann ohnehin zu den günstigsten Angeboten im Ländervergleich gehöre. Mit dem neuen System seien 30 Stunden Kinderbetreuung am Vormittag pro Woche beitragsfrei von null bis sechs Jahren.

Bildungsreferentin Haberlander sah dies als "nächsten großen Schritt ins Kinderland Nummer Eins". Dieser Schritt brauche Vorbereitungszeit, um die legistischen Voraussetzungen zu schaffen. Das benötigte Personal soll durch das im Vorjahr präsentierte Paket geworben werden, u.a. plus 250 Euro brutto im Monat für Elementarpädagoginnen und plus 150 Euro brutto für Helferinnen, Unterstützung beim Quereinstieg sowie sukzessive kleinere Gruppengrößen.

Das beitragsfreie Angebot gelte nur für den institutionellen Bereich, die geltenden Regelungen für eine Betreuung durch Tageseltern bleibe davon unberührt, so Haberlander. Derzeit würden in den Krabbelstuben 7.500 Kinder in 779 Gruppen betreut, das seien 7,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Für das kommende Schuljahr seien 75 neue Gruppen in Planung.

Familienreferent Haimbuchner betonte, Familien bräuchten Unterstützung, denn in allen Umfragen sei es ihre größte Sorge, sich das Leben und auch die Kinderbetreuung nicht mehr leisten zu können. Ein Haushalt mit zwei Erwachsenen und einem Kind müsse um elf Prozent mehr Einkommen realisieren als ein Haushalt ohne Kinder, um den Lebensstandard zu halten, mit zwei Kindern seien es 23 mit drei Kindern 33 Prozent.

Laut Statistik Austria war der Prozentanteil der Kinder unter drei Jahren in Kindertagesheimen 2022 in Oberösterreich mit 19,2 Prozent am niedrigsten nach der Steiermark (18,6).

Besonders vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels begrüßten Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung in Oberösterreich die kommende Verbesserung bei der Betreuung der Kleinsten. Klares Ziel der WK sei aber "ein flächendeckendes und ganzjähriges Angebot an Kinderbildungs- und Betreuungsplätzen mit Öffnungszeiten, die dem Bedarf berufstätiger Eltern entsprechen", meinte oö. WK-Präsidentin Doris Hummer. Dass die Vormittagsbetreuung für unter Zweieinhalbjährige in Krabbelstuben beitragsfrei wird, "ist ein wichtiger Schritt des Landes OÖ". Ein "bedarfsgemäßes Angebot an qualitätsvoller Kinderbetreuung" sei für den Industriestandort Oberösterreich ein "wichtiger Hygienefaktor", sagte oö. IV-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch.

SPÖ, Grüne und NEOS waren sich einig, dass diese Ankündigung nicht ausreiche, um das Ziel, Kinderland Nummer eins zu werden, zu erreichen. Für eine echte Wahlfreiheit für die Familien brauche es eine Gratis-Nachmittagsbetreuung, ausreichend Angebote und passende Öffnungszeiten, so der Tenor.

ribbon Zusammenfassung
  • In Oberösterreich wird die Betreuung bis 13.00 Uhr in Krabbelstuben ab dem 1. September 2024 gratis sein.
  • Die Nachmittagsbeiträge werden jenen im Kindergarten gleichgestellt und diese günstiger gestaltet, sodass gehaltsabhängig 23 bis 119 Euro im Monat zu bezahlen sind.
  • Bildungsreferentin Haberlander sah dies als "nächsten großen Schritt ins Kinderland Nummer Eins".