Nun auch Kritik an Burgenlands Hymne - Doskozil sieht keinen Änderungsbedarf
Aktuelle Quellen würden belegen, dass deren Komponist Peter Zauner NSDAP-Mitglied gewesen sei. Als Repräsentant eines Bundeslandes sei er daher ungeeignet, hieß es. LH Hans Peter Doskozil (SPÖ) nimmt die Kritik ernst.
NS-Landwirtschaftsfunktionär
Zauner dürfte zwar kein künstlerischer NS-Propagandist gewesen sein wie der Salzburger Hymnen-Komponist, Ernst Sompek, sondern eher ein NS-Landwirtschaftsfunktionär, er habe aber seine Musik bzw. die seiner Kapelle in den Dienst der NS-Propaganda gestellt, so die IG Autorinnen Autoren.
Für ihn gelte, was auf alle Hymnenkomponisten zutrifft - ihr Werk könne und solle sich weiter nach ihrem Wert behaupten. Um ein Bundesland der demokratischen Republik Österreich zu repräsentieren, sei es aber ungeeignet.
IG Autorinnen Autoren sieht Chance für Burgenland
Die Ablöse der bisherigen burgenländischen Landeshymne durch eine neue sollte laut IG Autorinnen Autoren leicht fallen, da diese auf ausdrücklichen Wunsch der österreichischen autoritären Ständestaatsregierung zustande gekommen sei und ihre Wiedereinsetzung 1949 mehr ihrer Abschaffung durch den NS-Staat als ihrer demokratischen Unanzweifelbarkeit geschuldet gewesen sei.
Die Suche nach einer neuen Landeshymne würde dem Burgenland die Chance bieten, ein demokratisches, heutiges und zukunftsorientiertes Bild des Bundeslandes abzugeben, hieß es weiter.
Dosozil sieht keinen Änderungsbedarf
Aus dem Büro von Landeshauptmann Doskozil hieß es, er nehme das Schreiben ernst: "Es gilt daher jetzt, die wissenschaftliche Aufarbeitung der Biografie Peter Zauners zu intensivieren." Es bestehe aber "keinerlei Notwendigkeit", die Landeshymne selbst in Frage zu stellen: "Sie war bisher ein Bestandteil der burgenländischen Identität und sie sollte es auch bleiben." Man habe sofort Kontakt mit dem Historiker Herbert Brettl aufgenommen, der mit seiner Recherche die aktuelle Diskussion angestoßen habe. Dieser empfehle eine Kontextualisierung der Landeshymne, vor allem durch Ergänzung der Urheber-Biografien, sehe aber auch selbst keine Veranlassung zu einer Änderung oder Streichung.
Auch den Text bewerte er als "zeitgebunden", aber nicht belastet. Das Zustandekommen der Hymne im Kontext des Ständestaates sei schon bisher bekannt gewesen und wissenschaftlich aufgearbeitet. In einem ersten Schritt sollen daher die Einträge auf der Landeshomepage ergänzt werden. Auch eine weitere wissenschaftliche, kulturelle und künstlerische Auseinandersetzung werde begrüßt und unterstützt, so das LH-Büro.
ÖVP-Landesparteiobmann Christian Sagartz betonte in einer Aussendung: "Die burgenländische Landeshymne ist kein politischer Spielball, sondern ein wichtiges kulturelles Erbe. Daher geben wir ein klares Bekenntnis ab, die Hymne muss bleiben."
NS-Vergangenheiten
Die oberösterreichische Hymne wurde von Franz Stelzhamer verfasst. Ihm wird vorgeworfen ein "radikaler Antisemit" gewesen zu sein, der sogar den Genozid an den Juden befürwortet habe. Ernst Sompeks, der die Salzburger Hymen komponiert hat, habe sich laut der IG Autorinnen und Autoren nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich gebrüstet, illegales österreichisches NS-Parteimitglied gewesen zu sein.
Auch in Niederösterreich geht es um die Person des Verfassers, in diesem Fall Franz Karl Ginzkey. Dieser soll Befürworter der Bücherverbrennungen gewesen sein und mitten im Krieg der NSDAP beigetreten sein. Außerdem war er einer der Autoren des Bekenntnisbuchs österreichischer Dichter für den Anschluss an Nazideutschland. In Kärnten sorgte die vierte Strophe von Agnes Millonig für Kritik.
Mehr dazu:
Zusammenfassung
- Nach Kritik an den Landeshymnen von Ober- und Niederösterreich, Kärnten und Salzburg hat die IG Autorinnen Autoren am Montag in einem offenen Brief eine neue Landeshymne für das Burgenland gefordert.
- Aktuelle Quellen würden belegen, dass deren Komponist Peter Zauner NSDAP-Mitglied gewesen sei.
- Die Suche nach einer neuen Landeshymne würde dem Burgenland die Chance bieten, ein demokratisches, heutiges und zukunftsorientiertes Bild des Bundeslandes abzugeben, hieß es weiter.
- LH Hans Peter Doskozil (SPÖ) nimmt die Kritik ernst. Es bestehe aber "keinerlei Notwendigkeit", die Landeshymne selbst in Frage zu stellen.