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"Untertanen-Mentalität", "Antisemitismus": Vier Länder sollen ihre Hymnen ändern

Die Hymnen von Ober- und Niederösterreich, Kärnten und Salzburg sind "völlig ungeeignet" oder "historisch-schwülstig-pathetisch". Die Verfasser haben alle eine problematische Vergangenheit. Die IG Autorinnen Autoren fordert Änderungen und liefert Lösungen.

Salzburg

  • Das Problem: Komponist Ernst Sompeks habe sich laut der IG Autorinnen und Autoren nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich gebrüstet, illegales österreichisches NS-Parteimitglied gewesen zu sein. "Textautor Anton Pichler wiederum war ein kriegsverherrlichender Priester", sein Text teils grammatikalisch verunglückter "kitschig-pathetischer Schollenschwulst".
  • Lösungsvorschlag: Eine komplette Neufassung von Text und Musik sei notwendig.

Oberösterreich

  • Das Problem: Der Verfasser des Textes, Franz Stelzhamer, war "radikaler Antisemit", der sogar den Genozid an den Juden befürwortet habe.  Die Zeile, dass man das "Hoamatland" liebe "wiar a Hünderl sein Herrn" sei von einer "Untertanen-Mentalität des Absolutismus geprägt".
  • Lösungsvorschlag: Die IG schlägt vor, auf Grundlage der bestehenden Musik des - historisch unbelasteten - Komponisten Hans Schnopfhagen einen neuen Text auszuschreiben.

Niederösterreich

  • Das Problem: Auch in Niederösterreich geht es um die Person des Verfassers, in diesem Fall Franz Karl Ginzkey: "Er war Befürworter der Bücherverbrennungen, einer der Autoren des Bekenntnisbuchs österreichischer Dichter für den Anschluss an Nazideutschland und trat mitten im Krieg der NSDAP bei", kritisiert die IG. Der Text sei "historisch-schwülstig-pathetisch", aber unproblematisch. Ginzkey sei aber "als Verfasser der Hymne eines Landes mit demokratischer Verfassung völlig ungeeignet". 
  • Lösungsvorschlag: Es brauche laut IG einen neuen Text zur "untadeligen" Musik aus der Feder Ludwig van Beethovens. 

Kärnten

  • Das Problem: Die vierte Strophe wurde von Agnes Millonig, "einer frühen (seit 1933) illegalen Nationalsozialistin" nachträglich verfasst. In der Schlusszeile ("das ist mein herrlich Heimatland") hatte es ursprünglich "das ist mein deutsch Heimatland" geheißen, was "slowenischen Kärntnerinnen und Kärntnern mittelbar abspricht, Kärnten als ihre Heimat betrachten zu dürfen". 
  • Lösungsvorschlag:  Die vierte Strophe müsste gestrichen werden. 

Widerstand aus Kärnten

Reaktionen auf die Kritik und Lösungsvorschläge der IG Autorinnen und Autoren kamen bislang nur aus Kärnten. Dort will man davon aber nichts wissen. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) verwies auf die offiziellen 10.-Oktober-Feiern des Landes. Auch dort werde die Hymne gesungen, ohne dass die slowenische Volksgruppe Kritik daran üben würde.

"Unsere Landeshymne ist ein schützenswertes Gut unserer Landeskultur und trägt in besonderem Maße zur Aufrechterhaltung unserer stolzen Landesgeschichte bei", sagte FPÖ-Chef Erwin Angerer. Und Team Kärnten-Parteiobmann Gerhard Köfer meinte: "Eine Veränderung der derzeitigen Textierung der Landeshymne ist für das Team Kärnten ein absolutes No-Go. Die Hymne bedeutet Geschichte und Identität und darf kein Objekt für kleinkarierte parteipolitische Spielchen darstellen."

ribbon Zusammenfassung
  • Die IG Autorinnen Autoren fordert in einem offenen Brief an die Landeshauptleute von Ober- und Niederösterreich, Kärnten und Salzburg Änderungen der jeweiligen Landeshymnen, weil diese historisch belastet seien.
  • Die Hymnen von Ober- und Niederösterreich, Kärnten und Salzburg sind "völlig ungeeignet" oder "historisch-schwülstig-pathetisch". Die Verfasser haben alle eine problematische Vergangenheit.
  • Die IG Autorinnen Autoren fordert Änderungen und liefert Lösungen.