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Novomatic sponsorte (fast) alle

Eine Teilveröffentlichung einer Spendenliste des Glückspielkonzerns Novomatic zeigt, wie der Konzern über Jahre hinweg systematisch Geld verteilte. Auch Geldflüsse an Vereinen finden sich darunter.

Die Novomatic hat bei ihren Sponsorings ein breites Feld beackert, das teils auch mit Politbezug. Das geht aus einer Spendenliste des Glücksspielkonzerns hervor, die von "profil", "ZiB2" und "Standard" am Samstag in Teilen veröffentlicht wurde.

Das meiste Geld floss aber nicht an Vereine mit Nähe zur Politik, sondern an den mittlerweile verstorbenen Unternehmer Niki Lauda. Eine große Rolle spielt auch Sport-Sponsoring. So erhielt beispielsweise der Fußball-Verein Austria Wien größere Summen.

Sponsoring an politiknahe Vereine

Bisher unbekannt waren diverse Sponsorings an Vereine, die über gute politische Kontakte verfügen. Dazu zählt der burgenländische Fußballverein ASV Draßburg, dessen Präsident der ehemalige SPÖ-Klubobmann und Landesrat Christian Illedits war, für den zwischen 5.000 und 30.000 Euro pro Jahr flossen. Auch der FC Purkersdorf mit dem ehemaligen Bürgermeister und Innenminister Karl Schlögl (SPÖ) durfte sich über Sponsoring freuen. Gleiches gilt für den Verein "Puls - zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes", ein Projekt des langjährigen Wiener Landtagspräsidenten Harry Kopietz sowie für diverse Veranstaltungen im Nahbereich des roten Wien.

Fokus auf Niederösterreich

Der Hauptfokus des Sponsorings scheint aber dann doch in Niederösterreich gelegen zu sein. Neben den bereits bekannten Zuwendungen für das "Alois Mock-Institut", das von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) präsidiert wird, profitierte auch der Golfclub Föhrenwald, dessen Präsident der Wiener Neustädter Bürgermeister Klaus Schneeberger ist, der nebenbei als Klubchef der niederösterreichischen ÖVP dient. Auch für ein Kunst- und ein Filmfestival in Wiener Neustadt ließ die Novomatic ein paar tausende Euro fließen. Das VP-nahe Raab-Institut gehörte ebenso zu den Beschenkten wie der VP-Wirtschaftsbund Niederösterreich und der sozialdemokratische Wirtschaftsverband in dem Bundesland.

Novomatic brachte Anzeige ein

Novomatic reagierte bereits am Freitag auf die Veröffentlichung der Spendenliste. Der Glücksspielkonzern Novomatic kündigte eine Strafanzeige gegen unbekannt wegen "rechtswidriger Informationsweitergabe" an. Laut Novomatic handelt es sich um "vertrauliche Unternehmensinformationen, die wohl nur unter Verletzung rechtlicher Bestimmungen erlangt werden konnten".

Im PULS 24 Interview wies "Profil"-Journalist Stefan Melichar die Vorwürfe der Novomatic, die Unterlagen, auf die sich die Rechercheanfrage bezieht, seien widerrechtlich weitergegeben worden, zurück. "Selbstverständlich dürfen wir die Unterlagen haben, die wir haben", sagte Melichar im Interview mit PULS 24 Anchor Werner Sejka.

Die Liste war laut "profil" von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft im elektronischen Postfach eines Novomatic-Mitarbeiters gefunden worden und liegt dem gerade laufenden parlamentarischen Untersuchungsausschuss vor. 

"Profil"-Journalist Stefan Melichar spricht über die Suspendierung von Justiz-Sektionschef Pilnacek und seine Novomatic-Recherchen.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Novomatic hat bei ihren Sponsorings ein breites Feld beackert, das teils auch mit Politbezug.
  • Das meiste Geld floss an den mittlerweile verstorbenen Unternehmer Niki Lauda, größere Summen auch an den Fußball-Verein Austria Wien, aber kleinere Gaben wurden demnach von Vereinen und Veranstaltungen im VP- oder SP-Umfeld lukriert.
  • Auch für ein Kunst- und ein Filmfestival in Wiener Neustadt ließ die Novomatic ein paar tausende Euro fließen.