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NÖ Gesundheitspakt: Weniger Kliniken und Notarztstandorte

Heute, 13:50 · Lesedauer 4 min

Der Gesundheitspakt für Niederösterreich dürfte eine Spezialisierung und weniger Notarztstandorte bringen. Die Spitäler in Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau (Bezirk Korneuburg) sollen zum Klinikum Weinviertel Süd-West zusammengefasst werden. Weiters sollen Melk, Klosterneuburg (Bezirk Tulln), Gmünd und Waidhofen a.d. Thaya Krankenhäuser mit Sonderfunktionen werden. Die Zahl der Notarztstandorte soll laut einem Papier, das auch der APA vorliegt, von 32 auf 21 sinken.

Die Gespräche zum "Gesundheitspakt 2040+" laufen seit mehreren Monaten, präsentiert werden dürften die Pläne am Montag. In einem Expertenpapier, das im Herbst medial bekannt geworden war, wurde das Aus für vier der 27 Landeskliniken vorgeschlagen, darunter die nun offenbar vorgesehene Zusammenlegung von Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau zu einem Standort in einem Zeitraum von rund 15 Jahren. Auch der Umbau des Krankenhauses Gänserndorf zu einem Primärversorgungszentrum dürfte laut APA-Informationen umgesetzt werden. Notruf NÖ und die Büros der Landesräte Ludwig Schleritzko (ÖVP) und Sven Hergovich (SPÖ) verwiesen auf Anfrage auf noch laufende Verhandlungen. Die Sozialdemokraten haben sich in den vergangenen Monaten gegen die Auflassung von Standorten ausgesprochen.

In Gmünd soll eine neue Gesundheitsklinik mit Primärversorgungseinheit und Fachärztezentrum entstehen. Insgesamt sollen bis zu 120 Millionen Euro investiert werden, in einer ersten Phase bis 2027 sollen es 30 Millionen Euro sein. Für die Mitarbeiter soll eine Jobgarantie der Landesgesundheitsagentur (LGA) gelten. Die neue Gesundheitsklinik Gmünd soll in direkter Anbindung an das grenzüberschreitende Gesundheitszentrum Healthacross MED Gmünd entstehen, wie zuerst die "Krone" berichtete.

In Klosterneuburg und Waidhofen an der Thaya soll jeweils ein Zentrum für moderne Altersmedizin entstehen. Das Landesklinikum Melk soll den Plänen zufolge zu einem "Leuchtturm der Pflege und Altersmedizin" weiterentwickelt werden. OP-Kapazitäten sollen erweitert werden, im Gegenzug sollen geburtshilfliche Leistungen in Amstetten und Scheibbs gebündelt werden. Die Erst- und Notfallversorgung soll an allen Standorten gewährleistet sein.

Angespannte Personalsituation bei Notärzten

Die Anforderungen an das Rettungswesen seien in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen und hätten sich verändert, hieß es in dem Papier. 2021 war nur in 20 Prozent der Alarmierungen ein Notarzt erforderlich, die restlichen 80 Prozent hätte auch ein Notfallsanitäter durchführen können. Zudem sei die Ausbildung seit 2019 aufwendiger und zeitintensiver als früher. 31 Prozent der Notärzte stehen den Angaben zufolge unmittelbar vor der Pension. Die Auslastung der verschiedenen Stützpunkte sei sehr unterschiedlich, durchschnittlich gebe es viereinhalb Alarmierungen pro Tag.

Von den künftig geplanten 21 Notarztstandorten sollen 15 an Kliniken angebunden sein, was die Personalsituation entlasten soll. Sechs sollen eigene Stützpunkte sein. Zudem soll die Anzahl der Acute-Community-Nurse-Standorte von sechs auf zehn erweitert werden. 86 RTW-C-Einsatzfahrzeuge bzw. Notfall-Teams mit Notfallsanitätern und bei Bedarf Telenotarzt sollen die Versorgung garantieren. SPÖ-Nationalratsabgeordneter Alois Schroll aus Ybbs (Bezirk Melk) kritisierte laut "NÖN" die Pläne scharf. 2040 soll es laut "Krone" zu den bestehenden vier zwei weitere Helikopter-Landeplätze in Kliniken geben.

Danninger: Aufgabenkritik und Gesundheitspakt als Großprojekte

Nach intensiven Beratungen der Experten gelte es, die Pläne "rasch zu prüfen und dann auch gleich zu beschließen", sagte VPNÖ-Klubobmann Jochen Danninger am Freitag in einer Pressekonferenz anlässlich einer Klubklausur in Langenlois (Bezirk Krems). "Mit der Aufgabenkritik und dem Gesundheitspakt liegen zwei Großprojekte vor uns, die Niederösterreich in den nächsten Jahren maßgeblich prägen werden", betonte er. Für eine erfolgreiche Zukunft seien sowohl der Gesundheitsbereich als auch "fitte Landesfinanzen" maßgeblich.

Im Zuge einer Aufgabenkritik werden die Abläufe des Landes überprüft. Bisher seien mehr als 1.500 Vorschläge eingegangen, sagte Danninger. Man müsse einen klugen Weg finden, um in Zukunftsthemen zu investieren und das Ziel eines Nulldefizits nicht aus den Augen zu verlieren, erklärte der Klubchef.

Danninger begrüßte, dass sich die neue Bundesregierung hinter den Bau des Lobautunnels, der Wiener Außenring Schnellstraße (S1) und der Marchfeld Schnellstraße (S8) stelle: "Nach vielen Jahren der grünen Scheuklappenpolitik kommen wir endlich ins Tun." Er kündigte einen Antrag in der nächsten Landtagssitzung mit der Forderung an die Bundesregierung nach dem Bau von Lobautunel, S1 und S8 an. Durch den Stopp des Familiennachzuges gebe es auch im Migrationsbereich eine bedeutende Sofortmaßnahme auf Bundesebene, sagte Danninger. So wie Niederösterreich seit jeher versuche, möglichst unattraktiv für illegale Migration zu sein, so müsse es auch Österreich im europäischen Vergleich versuchen.

Zusammenfassung
  • Der Gesundheitspakt für Niederösterreich sieht vor, die Zahl der Notarztstandorte von 32 auf 21 zu reduzieren und Kliniken zu spezialisieren. Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau sollen zu einem Klinikum zusammengefasst werden.
  • In Gmünd ist der Bau einer neuen Gesundheitsklinik mit Primärversorgungseinheit geplant, wobei bis zu 120 Millionen Euro investiert werden sollen. Bis 2027 sind 30 Millionen Euro vorgesehen.
  • Die Anforderungen an das Rettungswesen haben sich verändert, und 31% der Notärzte stehen kurz vor der Pension. 15 der geplanten 21 Notarztstandorte sollen an Kliniken angebunden werden, um die Personalsituation zu entlasten.