SPÖ-Rebell warnt: Dann "Schwarz-Blau sehr wahrscheinlich"
Anfang 2023 brach in der SPÖ bekanntlich Chaos aus. Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil forderte die damalige Parteichefin Pamela Rendi-Wagner zum Duell.
Doch er machte die Rechnung ohne Nikolaus Kowall von der SPÖ Wien-Alsergrund. Er stellte sich auch der Wahl, "weil sich niemand anderer findet", wie er damals zu PULS 24 sagte. Kurz später zog er seine Kandidatur wieder zurück, weil auch Andreas Babler ins Rennen um den SPÖ-Chefsessel einstieg.
Unfair? "Wettbewerb"
Zurück in der Gegenwart will Kowall bei der anstehenden Nationalratswahl Ende September in den Nationalrat einziehen - er steht aber weder auf der Bundes- noch der Landesliste der SPÖ auf einer aussichtsreichen Position.
Ob das nicht unfair sei, will PULS 24 Anchor Thomas Mohr bei "Heiß Umfehdet" wissen. "Ich mag Wettbewerb", meinte Kowall nach kurzem Zögern.
"Wenn es mir gelingen sollte, dann habe ich ein ganz anderes politisches Backing, als wenn ich auf irgendeiner Liste gestanden wäre", sagte der Ökonom und SPÖ-Politiker.
Das sei "gar nicht mal so schlecht". Einen Grund habe er auch schon ausgemacht, warum er in Wien "nicht sehr weit vorne" gereiht sei. Er werde "in diesem Leben nicht mehr der Liebling des Wiener Partei-Establishments".
ÖVP von "Zynismus zerfressen"
Und nach der Wahl? Da sieht Kowall eine Ampel-Regierung (SPÖ, Grüne, NEOS) "absolut im Rahmen des möglichen", wenn es dafür Mehrheiten gäbe.
Das letzte Mal, als Umfragen eine solche Mehrheit sahen, war jedoch im Herbst 2022 - damals lag die SPÖ unter Rendi-Wagner noch auf Platz 1. Aktuell fehlen den drei Parteien zusammen jedoch rund 10 Prozentpunkte.
Ansonsten sieht Kowall das Szenario, dass man "sich mit der ÖVP einigen wird müssen. Das halte ich für wenig erstrebenswert". Die Partei sei seit 1986 in der Regierung, "völlig abgewirtschaftet" und von "Zynismus zerfressen".
Wenn ÖVP Wahl gewinnt, "Schwarz Blau sehr wahrscheinlich"
Daher sein Ziel aus sozialdemokratischer Sicht: "ohne ÖVP eine Regierung zu bilden." Wenn es gar nicht anders ginge, müsse man jedoch wohl "in den sauren Apfel beißen".
Wenn die ÖVP jedoch die Wahl gewinnt, "dann halte ich Schwarz-Blau für sehr wahrscheinlich", so Kowall. Wenn sie die Wahl jedoch nicht gewinne, sei die Situation schwieriger, weil sie Kickl zum Kanzler machen müssten. "Das wäre dann sogar aus ÖVP-Sicht gefährlich", meinte Kowall.
Zusammenfassung
- Nikolaus Kowall gilt in der SPÖ als Rebell, "Liebling des Wiener Partei-Establishments" werde er wohl keiner mehr, trotzdem will er in den Nationalrat
- Welche Chancen er seiner Partei ausrechnet, in der nächsten Regierung zu sitzen, erklärt er im PULS 24 Interview.
- Sein Ziel aus sozialdemokratischer Sicht: "ohne ÖVP eine Regierung zu bilden."