Nicaragua lässt vor Ostern 1.700 Häftlinge frei
In Nicaragua sind vor Ostern 1.700 Gefängnisinsassen freigelassen worden. Damit erfülle die Regierung ihre christliche Pflicht, den Familienzusammenhalt zu fördern, teilte die Vizepräsidentin und Präsidentengattin Rosario Murillo am Mittwoch in einer von den Staatsmedien übertragenen Ansprache mit. Sie machte keine näheren Angaben zu den Häftlingen - außer, dass darunter 199 Frauen seien.
Bereits in der Vergangenheit waren in dem mittelamerikanischen Land vor Feiertagen Häftlinge freigekommen. Nach Protesten vor zwei Jahren gegen die autoritäre Regierung von Murillo und ihrem Ehemann, dem Staatspräsidenten Daniel Ortega, waren der Opposition zufolge rund 800 Menschen wegen ihrer Teilnahme festgenommen worden.
Menschenrechtler warfen der Polizei und regierungstreuen Gruppen schwere Misshandlung der Festgenommenen vor. Mindestens 325 Menschen wurden nach Angaben der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IACHR) während der Proteste getötet. Nach einer Vereinbarung zwischen Regierung und Opposition sollten bis zum vergangenen 18. Juni alle politischen Häftlinge freigelassen werden. Der Opposition zufolge sind jedoch 65 von ihnen weiter in Gewahrsam.
Murillo stellte keinen Zusammenhang zwischen den Freilassungen und dem neuartigen Coronavirus her. Nicaragua hat bisher lediglich drei Infektionen mit dem Virus bestätigt. Es wurden kaum Maßnahmen zur Eindämmung von dessen Verbreitung ergriffen. Massenveranstaltungen, zum Teil von der Regierung organisiert, gibt es weiter. Ortega trat seit Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit auf, was zu erneuten Spekulationen über seinen Gesundheitszustand geführt hat.
Zusammenfassung
- Damit erfülle die Regierung ihre christliche Pflicht, den Familienzusammenhalt zu fördern, teilte die Vizepräsidentin und Präsidentengattin Rosario Murillo am Mittwoch in einer von den Staatsmedien übertragenen Ansprache mit.
- Sie machte keine näheren Angaben zu den Häftlingen - außer, dass darunter 199 Frauen seien.
- Mindestens 325 Menschen wurden nach Angaben der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IACHR) während der Proteste getötet.