APA/APA/THEMENBILD/HELMUT FOHRINGER

Neue Plattform will 24-Stunden-Betreuung in den Fokus rücken

Eine neu gegründete Plattform aus Patienten-, Angehörigen-, Personal- und Anbietervertretungen fordert bessere Rahmenbedingungen für die 24-Stunden-Betreuung in Österreich. Unter anderem sollen Förderungen erhöht und an bestimmte Voraussetzungen gebunden werden, hieß es bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Außerdem sollen zur Linderung des Personalmangels auch Betreuungskräfte aus europäischen Drittstaaten in Österreich einen Gewerbeschein lösen dürfen.

In der Plattform sind unter anderem Angehörigen- und Seniorenvertretungen, Betreuungskräfte, Einrichtungen wie Samariterbund oder Hilfswerk, Wirtschaftskammer-Fachgruppen, Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV), Agenturen-Vertreter sowie Qualitätssicherungseinrichtungen vereinigt. Kritik und teils Lob gab es für die Politik: Einerseits habe die aktuelle Regierung mehr weitergebracht als sämtliche vor ihr in Jahrzehnten, meinte etwa Hilfswerk-Geschäftsführerin Elisabeth Anselm. Angehörigenvertreterin Sabine Rödler wiederum kritisierte die "Showpolitik", die ihre "Pflegepaketchen" schnüre, sich gleichzeitig aber um die Beantwortung der Frage drücke, wie Privatpersonen die Pflege ihrer Angehörigen daheim finanzieren sollen.

"Es kann jeden von uns treffen, morgen schon", meinte Rödler. Die Mutter erleide einen Schlaganfall, komme aus dem Spital nachhause und brauche Pflege. Dann stellten sich die Angehörigen die Frage: "Wie schaffe ich das, wie soll ich das bezahlen?" Kosten für Betreuungskraft, Miete, Kleidung, Strom etc. würden sich summieren. "Wie soll sich das ein Durchschnittspensionist mit 1.500 Euro Pension leisten?" Wenn die Finanzierung fehle, bleibe trotz häufiger Propagierung der Pflege daheim durch die Politik nur ein Weg - jener ins Heim.

Die Plattform fordert daher eine Erweiterung der bestehenden Basisförderung von 800 Euro um zweckgebundene Mittel auf durchschnittlich 1.450 Euro. Einen "Fairnessbonus" soll es etwa geben, wenn sich der Betroffene zur Bezahlung von Mindesthonoraren an die Betreuerinnen verpflichtet. Ebenfalls Extramittel sollen in Form eines Qualitätsbonus für die Begleitung durch diplomierte Pflegekräfte ausgeschüttet werden.

Eine faire Bezahlung sei dringend nötig, betonte die Sprecherin der Betreuungskräfte in der Wirtschaftskammer Wien, Bibiana Kudziova. Betreuerinnen würden mittlerweile in andere westeuropäische Länder abwandern, weil dort mehr bezahlt werde. "Ohne erhöhte Honorare werden wir hier nicht mehr bleiben." Die bisherigen Anhebungen hätten nur die Inflation abgedeckt.

ÖGKV-Präsidentin Elisabeth Potzmann unterstrich wiederum die Notwendigkeit der Unterstützung durch diplomiertes Personal. "Wir sind in der Medizin so weit, dass Menschen mit Krankheiten alt werden, an denen sie früher verstorben wären und die jetzt chronisch werden." Mit diesen Leiden könne man Laien nicht allein lassen. Daher müsse diplomiertes Personal sich vergewissern, ob Laien diese Tätigkeiten überhaupt ausüben können bzw. diese dann schulen. Dann könnte eine Delegation ausgesprochen, also Maßnahmen freigegeben werden.

Nötig ist nach Ansicht der Plattform außerdem eine Anhebung der Einkommensgrenzen für den Förderzugang von 2.500 auf 3.500 Euro sowie eine jährliche Valorisierung aller Förderelemente. Anselm appellierte auch an die Länder, die Unterstützung aus der Sozialhilfe neu zu regeln. So würden etwa in Vorarlberg Zuzahlungen aus dem Sozialhilfetopf finanziert. "Entweder die Bundesländer können sich auf ein System einigen, das allen in Österreich hilft, oder der Bund überarbeitet seine Förderungen so, dass wir darüber Abhilfe schaffen können."

Weitere Forderungen: Vermittlungsagenturen sollen gesetzlich zur Einbindung von Fachkräften bei der Qualitätssicherung verpflichtet werden, und Betreuungskräfte aus europäischen Drittstaaten sollen die Möglichkeit zur Gewerbeausübung als 24-Stunden-Betreuungskräfte bekommen. Dabei denke man vor allem an Personen aus Serbien, Albanien und Montenegro, die zwar in Österreich tätig seien, ihren Lebensmittelpunkt aber in ihren Heimatländern haben sollen - "wir sehen, dass sich Personen aus anderen Staaten zurückziehen", begründete dies Agenturvertreterin Angelika Pozdena.

ribbon Zusammenfassung
  • Eine neu gegründete Plattform fordert bessere Rahmenbedingungen für die 24-Stunden-Betreuung in Österreich, darunter eine Erhöhung der Basisförderung von 800 Euro auf 1.450 Euro.
  • Betreuungskräfte aus europäischen Drittstaaten sollen in Österreich einen Gewerbeschein lösen dürfen, um den Personalmangel zu lindern.
  • Die Plattform fordert auch eine Anhebung der Einkommensgrenzen für den Förderzugang von 2.500 auf 3.500 Euro und eine jährliche Valorisierung aller Förderelemente.