Nehammer kündigt Eröffnung einer Botschaft in Ghana an
Akufo-Addo bat Österreich zudem um Unterstützung bei der Verwirklichung der Afrikanischen Freihandelszone (African Continental Free Trade Area/ACFTA), deren Büro in Accra ist. Bis auf Eritrea gehören alle afrikanischen Staaten der ACFTA an, das Ziel ist die Entwicklung eines gemeinsamen Binnenmarkts. Der ghanaische Präsident sprach sich weiters für eine Reform des UN-Sicherheitsrates aus. "Es muss auf der globalen Agenda eine Priorität sein, die Zeit der lang andauernden Ungerechtigkeit bei der Verteilung der Sitze im UN-Sicherheitsrats zuungunsten Afrikas zu beseitigen", sagte Akufo-Addo.
In die Jugend in Afrika müsse investiert werden, damit sie auch wirtschaftliche Möglichkeiten im eigenen Land bekommen und nicht die gefährliche Flucht nach Europa wagen müssten. Österreich habe diesbezüglich bei der Behandlung eine menschenrechtskonforme und humanitäre Behandlung der illegalen Migranten zugesichert, sagte Akufo-Addo. Bei der Verurteilung der russischen Invasion in der Ukraine, vertrete man die gleiche Position wie Österreich, betonte der ghanaische Präsident.
Nehammer erzählte, dass er Akufo-Addo beim EU-Afrika-Gipfel in Brüssel getroffen habe und dort auch die Idee entstanden sei, dass Österreich eine eigene Afrika-Strategie brauche, "weil Afrika der Kontinent der Zukunft ist". Österreich wolle daher die Zusammenarbeit mit Ghana weiter ausbauen und seine Außenpolitik in Afrika intensivieren, betonte der Bundeskanzler.
Gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) kündigte Nehammer an, 7,5 Millionen Euro aus dem Sondertopf für internationale Nahrungsmittelhilfe für das World Food Programme (WFP) in Afrika zur Verfügung zu stellen. "Hilfe vor Ort ist für Österreich keine leere Worthülse, sondern ein klarer Schwerpunkt unserer Bestrebungen für Sicherheit und Stabilität in Afrika", sagte Nehammer. Nur wenn man vor Ort Perspektiven schaffe, könne man Fluchtursachen bekämpfen und irreguläre Migration in noch weit größerem Ausmaß verhindern, so der Kanzler.
"Noch immer hat jeder fünfte Mensch in Afrika nicht genug zu essen, um ein gesundes Leben zu führen", erklärte Totschnig. "Es ist unsere Verantwortung, humanitäre Hilfe und Nahrungshilfe dort zu leisten, wo sie benötigt wird", so der Landwirtschaftsminister weiters. Gemeinsam mit der Vize-Landesdirektorin des WFP, Anna Mukiibi-Bunnya, lud Totschnig zu einem Business Roundtable für AgriTech-Start-ups. "Start-up Ökosysteme wie hier in Ghana zeigen, welche Rolle Innovationen spielen können, um den Fortschritt in Afrika zu beschleunigen. Diese Innovationen wird mein Ressort 2023 mit zwei Millionen Euro aus dem Sondertopf unterstützen", so Totschnig.
"Österreich und Ghana zeichnet eine langjährige militärische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit aus", sagte Nehammer bei einem Besuch im Kofi Annan International Peacekeeping Centre (KAIPTC). Seit 2014 bestehe mit der Entsendung eines Bundesheeroffiziers als Kursdirektor ins KAIPTC eine Ausbildungskooperation in Ghana mit dem Ziel, lokale Kräfte für das Katastrophenmanagement zu stärken, sagte der Bundeskanzler. Die bilaterale Vereinbarung zur Entsendung und Finanzierung von Personal an das KAIPTC, die noch bis zum 1. Dezember 2023 läuft, wurde um weitere fünf Jahre verlängert. In dem Trainingszentrum wird ziviles, polizeiliches und militärisches Personal auf Friedenseinsätze vorbereitet und in Konfliktmanagement, Friedens- und Sicherheitsstudien ausgebildet.
Zuvor hatte Nehammer in Accra ein Wirtschaftsforum eröffnet und die National Dog Academy, mit der das Bundesheer auch kooperiert, besucht. Dort werden neben Militärhunden der ghanaischen Armee auch die Diensthunde von Behörden wie der Justiz, des Zolls oder der Polizei ausgebildet.
Ghana gilt als eine der stabilsten Länder in Westafrika, momentan durchlebt das Land aber eine schwere Wirtschaftskrise. Das 33-Millionen-Einwohner-Land ist der weltweit zweitgrößte Kakaoproduzent, zudem ist Ghana einer der wichtigsten Goldproduzenten Afrikas. Zahlreiche österreichische Unternehmen sind laut Wirtschaftskammer in Ghana vertreten. So hat die Firma Vamed über 200 Mitarbeiter im Land und über 58 Krankenhäuser in den vergangenen Jahren eingerichtet. Andritz Hydro rüstete bisher Wasserkraftwerke mit einer Kapazität von 1.400 Megawatt aus, was 90 Prozent des gesamten durch Wasserkraft gewonnen Stroms in Ghana entspricht. Die Firma Komptech lieferte seit 2018 Müllrecyclinganlagen im Wert von 60 Millionen Euro in das westafrikanische Land.
Zusammenfassung
- Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat am Mittwoch den ghanaischen Präsidenten Nana Akufo-Addo in Accra zu einem bilateralen Gespräch in Accra getroffen.
- Thema des Gesprächs sei die Stärkung der wirtschaftlichen und militärischen Zusammenarbeit und die landwirtschaftliche Entwicklung gewesen, so Nehammer.
- Österreich wolle daher die Zusammenarbeit mit Ghana weiter ausbauen und seine Außenpolitik in Afrika intensivieren, betonte der Bundeskanzler.