Nach Tod von Hamas-Vize: Hisbollah feuerte Raketen auf Israel
Nach der Tötung von Hamas-Vizechef Saleh al-Arouri im Libanon, drohte der Konflikt in Nahost zu eskalieren. Die pro-iranische Hisbollah feuerte nach eigenen Angaben mehr als 60 Raketen auf einen israelischen Militärstützpunkt ab.
Laut Hisbollah über 60 abgefeuert, Israel registrierte rund 40 Raketenabschüsse
"Als Teil der ersten Reaktion auf das Verbrechen der Ermordung" von Arouri habe die Hisbollah "den Luftwaffenstützpunkt Meron mit 62 verschiedenen Raketentypen" beschossen, erklärte die mit der Hamas verbündete Miliz am Samstag.
Das israelische Militär erklärte, es habe am Samstag rund 40 Raketenabschüsse von libanesischem Territorium aus identifiziert. Israelische Streitkräfte hätten kurz darauf eine für einige Raketenstarts verantwortliche Zelle getroffen, so die Armee. In Städten und Dörfern in Nordisrael ertönte Luftalarm, später auch auf den von Israel besetzten Golan-Höhen.
Am Samstag beanspruchte die Hisbollah mindestens fünf Angriffe für sich. Darunter sei auch ein Angriff auf eine Gruppe israelischer Soldaten im Ort Avivim nahe der Grenze gewesen. Der Hisbollah-nahe TV-Sender Al-Manar berichtete von mehreren israelischen Luftangriffen im Südlibanon.
Die Hisbollah meldete den Tod von mehr als 150 Kämpfern seit Kriegsbeginn. Israels Armee teilte mit, an der Nordgrenze seien im selben Zeitraum bisher neun israelische Soldaten getötet worden.
Zweithöchste Alarmstufe
Die Lage im Grenzgebiet sei sehr angespannt, hieß es aus libanesischen Sicherheitskreisen weiter. Die UN-Beobachtermission UNIFIL habe die zweithöchste Alarmstufe ausgerufen.
Soldaten der sogenannten Interimstruppe der Vereinten Nationen im Libanon, die seit 1978 das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon überwacht, müssten Schutzwesten und Helme tragen und sich in der Nähe von Bunkern aufhalten. Über mögliche Opfer auf beiden Seiten der Grenze wurde zunächst nichts mitgeteilt.
Borrello fordert Deeskalation
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat bei einem Besuch im Libanon angesichts der angespannten Lage an der Grenze mit Israel vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs die Notwendigkeit einer Deeskalation angemahnt.
Mit dem geschäftsführenden libanesischen Premierminister Najib Mikati habe er vereinbart, diplomatisch auf eine Deeskalation und langfristige Stabilität hinzuarbeiten, schrieb Borrell am Samstag nach dem Treffen auf der Plattform Twitter (nunmehr "X").
Es müsse eine politische Lösung geben, mahnte er in einem anderen Post.
Wer war der Hamas-Vize?
Arouri und sechs weitere Hamas-Mitglieder waren am Dienstag bei einem Angriff auf ein Büro der Palästinenserorganisation in einem südlichen Vorort von Beirut getötet worden.
Israel hat nicht die Verantwortung für den Angriff übernommen - ein Vertreter der US-Verteidigung sagte jedoch, das Land habe den Angriff ausgeführt. Arouri galt als wichtiger Militärstratege der Hamas und als einer ihrer Anführer im Westjordanland. Israel machte ihn für die Planung zahlreicher Anschläge verantwortlich.
Seit dem Beginn der Kämpfe mussten schon mehr als 76.000 Menschen ihre Häuser im Südlibanon nahe der Grenze verlassen, auf israelischer Seite wurden mehr als 80.000 Israelis aus ihren Heimatorten im Grenzgebiet evakuiert.
Zusammenfassung
- Nach der Tötung des Hamas-Vize im Libanon kam es am Samstag zu Raketenangriffen der pro-iranischen Hisbollah auf Israel.
- Die Lage im Grenzgebiet sei sehr angespannt, hieß es aus libanesischen Sicherheitskreisen.
- Die UN-Beobachtermission UNIFIL habe die zweithöchste Alarmstufe ausgerufen.
- Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mahnte zur Deeskalation an.