APA/TOBIAS STEINMAURER

Mölzer: Rechtsextremer in Afghanistan - "alter Nazi, selber schuld"?

Der rechtsextreme Publizist Herbert Fritz reiste 2023 nach Afghanistan, um zu zeigen, dass das Land sicher genug sei, um dorthin abzuschieben - er landete im Gefängnis. FPÖ und FPÖ-Ex-Politiker bemühen sich nun darum, dass unter anderem mit Katar und den Taliban verhandelt wird.

Ende September 2023 reiste eine Delegation nun ehemaliger FPÖ-Politiker nach Kabul zum Regime der Taliban. Mit dabei war auch FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer. Er wollte vor Ort recherchieren und dem rechtsextremen Buchautor Herbert Fritz helfen, wie er im Gespräch mit PULS 24 sagt. Fritz war 2023 nach Afghanistan gereist, um zu zeigen, dass Afghanistan sicher sei. Das ist ihm wohl nicht geglückt.

"Zwischen den Zeilen heißt es so, das ist ein alter Nazi, ist selber schuld, was tut der Trottel dort unten, für den machen wir nichts. Das geht natürlich auch nicht", so Mölzer. Er hofft auf das Außenministerium oder Katar.

Wahllose Verhaftungen

Vor einem Jahr hatte Fritz zuletzt zu seiner Familie Kontakt - ob er noch lebt, wisse man nicht. Nachdem ein britischer UN-Helfer, der mit Fritz inhaftiert war, freikam, wurden neue Details über die Gefangenschaft bei den Taliban bekannt. 

Kevin Cornwell arbeitete bei einer UN-Flüchtlingsorganisation, er war neun Monate in Kabul inhaftiert. Festgenommen wurde er, nachdem in seinem Hotelzimmer eine Pistole gefunden worden war. Bis zum Schluss seiner Haft sei auch bei ihm komplett unklar gewesen, ob er freigelassen werden würde.

Laut Mölzer wurde Fritz verhaftet, da er Bilder von der "Nordallianz"-Konferenz auf seinem Handy gehabt habe. Die Allianz war in den 1990ern als militärisches Zweckbündnis als Reaktion auf die Taliban gegründet worden. "Erzfeinde der Taliban", wie Mölzer betont. 2022 soll sich diese Versammlung in Wien getroffen haben. Fritz soll dabei gewesen sein, so zumindest Mölzers Version.

In Afghanistan sei nun das Handy von Fritz durchsucht worden, und wegen der Bilder der Nordallianz-Konferenz sei er als Spion verhaftet worden, so Mölzer.

FPÖ will Taliban-Verhandlungen

Nun sei der über 84-jährige rechtsextreme Publizist unter "horrenden" Bedingungen inhaftiert. Fritz habe zwar nicht Diabetes, wie ursprünglich in den Medien berichtet wurde, der rechtsextreme Verleger sei aber auf ein Hörgerät angewiesen und könne nichts hören, weil ihm die Taliban keine Batterien geben würden. 

Bei einer Pressekonferenz kritisierten die Tochter des Inhaftierten und der FPÖ-Abgeordnete Martin Graf Außenminister Schallenberg scharf. Sie wollen "ernsthafte Verhandlungen mit den Taliban". Auch sie beklagten die Unterbringung von Fritz: Es gäbe kein Tageslicht, keine Matratzen und keine Decken.

Andreas Mölzer mit dem Taliban-AußenministerTOLOnews

Hoffnungsträger "Katar"

Mölzer hofft nun auf Hilfe aus Katar. Bisher waren die Maßnahmen erfolglos. "Das ist ja ein Horror, das heißt, wenn er überhaupt noch lebt, das weiß man nicht. Das war ja schon im Oktober, September, Oktober und die einzige Chance für ihn ist Katar."

In Afghanistan gibt es eine Delegation der EU. Deren Vorsitzende ist eine Italienerin, sie habe Fritz zweimal im Gefängnis besucht - über diesen Weg sei es aber auch nicht möglich, dem Rechtsextremen zu helfen.

"Irgendwie müsste man zumindest über Umwege mit den Taliban reden. Über Katar wahrscheinlich am meisten", so Mölzer gegenüber PULS 24.

Kein Rechtsstaat

Im August 2021 übernahmen die islamistischen Taliban in Afghanistan die Macht, nachdem sich US- und NATO-Truppen zurückzogen hatten. Frauen und Mädchen werden in dem Regime seitdem systematisch ausgegrenzt. Es gibt keinen funktionierenden Rechtsstaat - Gefangene bekommen kein Verfahren. 28 Millionen Menschen in Afghanistan brauchen, so die EU, humanitäre Hilfe und sechs Millionen sind akut von Hunger bedroht.

Von Seiten der österreichischen Behörden werden Staatsbürger:innen aufgefordert, das Land zu verlassen. Es gäbe ein Risiko für Gewalt, Terror und Entführungen. Der Staat Österreich könne in Afghanistan auch keine konsularische Hilfe leisten. Das sei auch Fritz vor seiner Reise mitgeteilt worden.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Österreicher Herbert Fritz ist in Afghanistan im Gefängnis - FPÖ und FPÖ-Ex-Politiker bemühen sich darum, dass u.a. mit Katar und den Taliban verhandelt wird.
  • Fritz reiste 2023 nach Afghanistan, um zu zeigen, sicher genug sei, um dorthin abzuschieben - er landete im Gefängnis.
  • Die FPÖ und Ex-FPÖ-Politiker Mölzer wollen Verhandlungen mit den islamistischen Taliban.