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London: Russischer Angriff bei Bachmut stockt

Der russische Angriff auf die ostukrainische Stadt Bachmut ist nach Einschätzung britischer Geheimdienste weitgehend zum Erliegen gekommen. "Dies ist vermutlich vor allem ein Ergebnis der erheblichen Verluste der russischen Kräfte", teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag mit. Russland konzentriere sich nun eher auf die Stadt Awdijiwka und auf den Frontabschnitt nördlich von Bachmut.

"Die Situation der Russen hat sich wahrscheinlich auch durch die Spannungen zwischen dem russischen Verteidigungsministerium und der Wagner-Gruppe verschlechtert, die beide Einheiten an diesem Frontabschnitt bereitstellen." Auch die Ukraine habe im monatelangen Kampf um Bachmut schwere Verluste erlitten, wurde in London betont.

Laut dem Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, haben die Verteidiger von Bachmut ihre Positionen gefestigt. "Dank der titanischen Anstrengungen der Defensivkräfte gelingt es, die Lage zu stabilisieren", teilte Saluschnyj im Anschluss an ein Telefonat mit seinem britischen Amtskollegen Tony Radakin in der Nacht auf Samstag mit. Das Teilstück um Bachmut zähle aber nach wie vor zu den schwierigsten Frontabschnitten.

Nach Angaben von London hat Russland seinen Fokus nun eher auf die weiter südlich gelegene Stadt Awdijiwka und auf den Frontabschnitt bei Kreminna und Swatowe nördlich von Bachmut gerichtet. Dort wollten die Russen die Frontlinie stabilisieren, hieß es weiter. Dies deute darauf hin, dass die russischen Truppen sich allgemein wieder defensiver aufstellen würden, nachdem seit Jänner Versuche einer Großoffensive keine "schlüssigen Ergebnisse" hervorgebracht hätten.

Die Gefechte um Bachmut laufen seit einem halben Jahr. Auf russischer Seite kämpfen vor allem Söldner der Einheit Wagner in dem Raum. Die russischen Angreifer haben die Stadt inzwischen von drei Seiten - Norden, Osten und Süden - umfasst und versuchen, die letzten Nachschubwege der ukrainischen Garnison gen Westen zu durchtrennen. Zuletzt konnten sie aber kaum noch Fortschritte erzielen. Für beide Kriegsparteien hat die Eroberung beziehungsweise Verteidigung von Bachmut inzwischen symbolischen Charakter. Die Stadt, in der vor Kriegsbeginn gut 70.000 Menschen lebten, ist durch die Kämpfe fast vollständig zerstört worden. Nach offiziellen ukrainischen Angaben leben derzeit nur noch rund 4.000 Zivilisten dort.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Updates zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

ribbon Zusammenfassung
  • Der russische Angriff auf die ostukrainische Stadt Bachmut ist nach Einschätzung britischer Geheimdienste weitgehend zum Erliegen gekommen.
  • "Dies ist vermutlich vor allem ein Ergebnis der erheblichen Verluste der russischen Kräfte", teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag mit.
  • Russland konzentriere sich nun eher auf die Stadt Awdijiwka und auf den Frontabschnitt nördlich von Bachmut.