Libanon: Trotz Waffenruhe Tote bei israelischen Angriffen
Die israelische Armee teilte mit, sie habe einen Terroristen der Hisbollah-Luftstreitkräfte im Südlibanon angegriffen. Der Mann habe in den vergangenen Wochen wiederholt gegen die Abmachungen über die Waffenruhe zwischen Israel und dem Libanon verstoßen, unter anderem durch den Abschuss von Drohnen auf israelisches Gebiet.
Nach Angaben des Notfallzentrums des Gesundheitsministeriums gab es einen weiteren Toten, als ein Gebäude in dem Ort Ain Kana infolge eines israelischen Angriffs einstürzte. Die israelische Armee bestätigte diesen Angriff zunächst nicht, sondern teilte auf Anfrage nur mit, sie prüfe die Angaben.
Zuvor waren im Libanon bei einem Angriff von Anhängern der pro-iranischen Hisbollah-Miliz auf ein Fahrzeug der UN-Friedenstruppe UNIFIL zwei Blauhelmsoldaten verletzt worden. Ihr Auto war in Brand gesetzt worden. Die libanesische Armee und Präsident Joseph Aoun kündigten ein hartes Vorgehen gegen die Verantwortlichen an.
Nach Angaben von Innenminister Ahmad Al-Hajjar vom Samstag wurden mehr als 25 Menschen festgenommen. Die Regierung kam zu einer Krisensitzung zusammen. Bei Demonstrationen rund um den Flughafen sei es zu "Vandalismus und Zusammenstößen gekommen", erklärte die libanesische Armee. Dabei seien "Angehörige der Streitkräfte angegriffen und Fahrzeuge attackiert" worden. Die Armee werde hart durchgreifen, "um jegliche Verletzung der öffentlichen Ordnung zu unterbinden und Unruhestifter festzunehmen".
Scheidender Vize-Truppenkommandant verletzt
Nach UNIFIL-Angaben wurde der scheidende stellvertretende Truppenkommandant Chok Bahadur Dhakal, ein nepalesischer Staatsbürger, verletzt. Er sei nach der Beendigung seiner Mission auf dem Heimweg gewesen. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagte eine UNIFIL-Sprecherin, dass auch ein zweiter nepalesischer Blauhelmsoldat verletzt worden sei.
Die UNIFIL forderte eine umfassende Untersuchung des Vorfalls. Angriffe auf Blauhelmsoldaten seien eine klare Verletzung internationalen Rechts "und können Kriegsverbrechen gleichkommen", erklärte die UN-Truppe. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Die UN-Sonderkoordinatorin für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, sprach von einer "inakzeptablen" Gewalttat.
Libanesische Führung verurteilte Angriff
Der libanesische Regierungschef Nawaf Salam verurteilte in einem Gespräch mit Hennis-Plasschaert und UNIFIL-Kommandant Aroldo Lázaro den "kriminellen Angriff" auf das Schärfste. Auch Präsident Aoun verurteilte den Angriff und kündigte eine Bestrafung der Angreifer an. "Die Sicherheitskräfte werden gegenüber keiner Partei Nachsicht üben, die versucht, die Stabilität und den inneren Frieden zu stören", erklärte der libanesische Präsident.
Innenminister Al-Hajjar sagte nach einer Krisensitzung am Samstag, die mehr als 25 Festnahmen bedeuteten nicht, dass die Festgenommenen den Angriff verübt hätten. Die Untersuchung werde zeigen, wer verantwortlich ist.
Auseinandersetzungen bei Hisbollah-Protest
Bei Protesten von Unterstützern der proiranischen Hisbollah in Libanons Hauptstadt Beirut ist es erneut zu Auseinandersetzungen mit der libanesischen Armee gekommen. Das Militär sei mit Tränengas gegen die Protestierenden vorgegangen, berichtete die Nachrichtenseite L'Orient Today. Auf Bildern des libanesischen TV-Senders Al-Jadid war zu sehen, wie Rauch über den Protestierenden aufstieg. Die Protest-Teilnehmer hätten zuvor Steine auf die Soldaten geworfen, hieß es.
Die Hisbollah hatte zu einem Sitzstreik auf der zum Flughafen führenden Straße aufgerufen, um "die israelische Einmischung und die Verletzung der Souveränität anzuprangern". Der Protest erfolgte, nachdem ein Flugzeug aus dem Iran die Landeerlaubnis verweigert wurde. Das israelische Militär hatte der Hisbollah zuvor vorgeworfen, zivile Flüge zum Schmuggeln von Geld zu nutzen.
"Wir werden nicht akzeptieren, dass unser Heimatland in der Gewalt der Amerikaner und Israelis bleibt, und wir werden diese Demütigung auf keinen Fall hinnehmen", sagte ein Vertreter der Schiitenmiliz. Die Armee löste den Protest schließlich auf.
Waffenruhe gilt seit Ende November
Israel und der Libanon hatten sich Ende November auf eine Waffenruhe und den Abzug der israelischen Truppen aus dem Süden des Libanons verständigt. Die Hisbollah-Miliz hatte Israel fast 14 Monate heftig beschossen, um nach eigener Darstellung die Hamas im Gazastreifen zu unterstützen. Israel reagierte mit verheerenden Bombardierungen und tötete führende Hisbollah-Mitglieder. Die Waffenruhe-Vereinbarung wurde im Jänner bis zum 18. Februar verlängert.
Zusammenfassung
- Trotz einer Waffenruhe wurden bei israelischen Luftangriffen im Libanon drei Menschen getötet, darunter ein Hisbollah-Mitglied, und fünf weitere verletzt.
- Die libanesische Regierung verurteilte die Angriffe auf UNIFIL-Soldaten scharf und kündigte harte Maßnahmen gegen die Verantwortlichen an, mit mehr als 25 Festnahmen.
- Proteste der Hisbollah in Beirut führten zu Auseinandersetzungen mit der libanesischen Armee, die Tränengas einsetzte, um die Demonstrationen aufzulösen.