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Letzter Interbrigadist des Spanischen Bürgerkriegs tot

Das letzte überlebende Mitglied der Internationalen Brigaden, die während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-39) aufseiten der linksbürgerlichen Republik gegen die aufständischen faschistischen Truppen rund um General Franco kämpften, ist am vergangenen Wochenende im Alter von 101 Jahren in Frankreich gestorben, wie spanische Medien berichteten. In den Internationalen Brigaden beteiligten sich vor bald 85 Jahren auch rund 1.400 Österreicher an der "Guerra Civil".

Die spanische Vereinigung der Freunde der Internationalen Brigaden bestätigte dieser Tage gegenüber den Nachrichtenagenturen Reuters und EFE den Tod von Josep Almudéver Mateu. "Mit schwerem Herzen verabschieden wir uns von Josep, dem letzten unserer noch lebenden bewunderten Brigadiere", erklärte der Vorsitzende des Verbandes, Almudena Cros, zudem auf seiner Website.

Josep Almudéver Mateu wurde im Mai 1919 in Marseille geboren und hatte sowohl die spanische als auch die französische Staatsangehörigkeit. 1936 trat er im Alter von 17 Jahren in die republikanische Armee ein und kämpfte in der Schlacht von Teruel, bevor er verletzt wurde. Nach seiner Genesung schloss er sich den Internationalen Brigaden an, deren Heldentaten durch Werke von Schriftstellern und Filmemachern wie Ernest Hemingway, John Dos Passos, George Orwell und Andre Malraux einen legendären Status erlangten.

Mateu wurde 1939 in Alicante gefangen genommen, als die republikanische Seite den Krieg verlor und Zeit in Gefangenenlagern und Gefängnissen verbrachte. Zwischen 1944 und 1947 engagierte er sich als antifaschistischer Untergrundkämpfer, ehe er nach Frankreich ins Exil ging.

Der Einsatz der im Oktober 1936 gegründeten Internationalen Brigaden ist neben der Legion Condor, die aufseiten Francos durch die Bombardierung der baskischen Stadt Guernica (Gernika) traurige Berühmtheit erlangte, der bekannteste und umfangreichste Ausdruck ausländischer Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg 1936-39.

Am 22. Oktober 1936 wurde ihre Aufstellung unter kommunistischer Führung bei einer Sitzung von Komintern-Vertretern mit dem spanischen Ministerpräsidenten Largo Caballero formell vereinbart. Militärisch gesehen war ihr Einsatz nur bei der Verteidigung von Madrid bedeutsam, als moralischer Faktor blieb die Teilnahme von 35.000 Freiwilligen aus über 60 Ländern jedoch unübertroffen.

Die Interbrigaden traten an die Stelle der internationalen Einheiten spontaner Milizen der verschiedenen politischen Parteien, Gruppierungen oder Gewerkschaften. Diese setzten sich vordringlich aus Sportlern und Zuschauern zusammen, die zu einem als Gegenveranstaltung zu den Olympischen Spielen in Berlin abgehaltenen Arbeitersportfest nach Barcelona gereist waren. Die Organisation oblag den französischen Kommunisten, die Büros zur Rekrutierung von Freiwilligen einrichteten und Propaganda für den Eintritt in die Brigaden betrieben.

Innerhalb weniger Monate wurden fünf aus Ausländern bestehende Brigaden (XI.-XV.) aufgestellt, die nach sprachlichen bzw. nationalen Gesichtspunkten gegliedert waren. Im Juni 1937 erfolgte die Gründung eines eigenen Österreicher-Bataillons, das in die großteils deutschsprachige XI. Brigade eingegliedert wurde. Der erste Einsatz erfolgte bei der Brunete-Offensive. Im Bataillon "12. Februar 1934" sammelten sich Schutzbündler, revolutionäre Sozialisten und Kommunisten, die meist an den Februarkämpfen 1934 teilgenommen hatten. 1.380 namentlich bekannte Österreicher kämpften in Spanien, wobei manche auch in anderen Einheiten eingesetzt wurden. So leitete der Schutzbund-Obmann und Nationalratsabgeordnete Julius Deutsch als General der Republik die Organisation des Küstenschutzes bei Valencia. Auch rund 43 Frauen waren darunter, die meisten von ihnen engagierten sich im Sanitätsdienst.

Am 21. September 1938 wurden die Internationalen Brigaden aufgelöst. Ein Teil der Interbrigadisten kam kurz vor dem Ende noch zu einem zweiten Einsatz. Nach dem Zusammenbruch wurden jene, die nicht nach Hause zurückkehren konnten, in Frankreich interniert. Viele Deutsche und Österreicher landeten später in Konzentrationslagern. Aber auch rund 5.000 republikanisch gesinnte Spanier, sie kamen vordringlich nach Mauthausen. Der Spanische Bürgerkrieg endete im April 1939 mit dem Sieg Francos, der Spanien letztlich als Diktator bis zu seinem Tod 1975 beherrschte.

Mit Hans Landauer verstarb am 19. Juli 2014 der letzte der österreichischen "Freiwilligen für die Freiheit", wie ihr Selbstverständnis nach dem Zentralorgan der Internationalen Brigaden namens "El Voluntario de la Libertad" auch lautete. Er war 1937 als 16-Jähriger nach Spanien gegangen. Ein großer Verdienst des späteren Polizeibeamten war es aber, dass er ab den frühen 1980er Jahren in der Pension als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW) die Spuren seiner ehemaligen Kameraden ermittelte, und damit das "weltweit größte Archiv eines nationalen Kontingents der Spanienkämpfer" aufbaute, wie in einem 2016 vom DÖW editierten Band mit dem Titel "80 Jahre Internationale Brigaden" nachzulesen ist.

Zum 50. Jahrestag des Ausbruchs der Guerra Civil im Jahr 1986 war unter seiner Ägide auch das Buch "Für Spaniens Freiheit" erschienen, das die erste umfassende Aufarbeitung dieses Kapitels der Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung darstellte. Zehn Jahre später sollte noch das gemeinsam mit dem Schriftsteller Erich Hackl veröffentlichte "Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer" folgen.

Kaum bekannt war lange Zeit freilich, dass auch im Lager der Nationalen Franco-Truppen rund 140 Österreicher aktiv waren. Das dokumentiert ein 2015 erschienenes Buch: "Auf Francos Seite". Das etwas mehr als 220 Seiten dicke Werk mit dem Untertitel "Österreicher in den Reihen der Faschisten im Spanischen Bürgerkrieg" beackerte zweifelsohne historisches Brachland. Dass dies überhaupt noch möglich war, spricht für den Instinkt des 1986 in der Steiermark geborenen Autors Jakob Matscheko, füllt die Literatur zur "Guerra Civil" doch sowohl in Spanien als auch außerhalb locker mehrere Bibliotheken.

ribbon Zusammenfassung
  • Viele Deutsche und Österreicher landeten später in Konzentrationslagern.