Massengrab: Kurdische Frauen und Kinder im Irak exhumiert
Spezialteams hätten in diesem Monat damit begonnen, das 2019 entdeckte Massengrab im Süden des Landes auszuheben, sagte der Leiter der irakischen Behörde für Massengräber, Diaa Karim.
Der Fundort befindet sich etwa 15 bis 20 Kilometer entfernt von der Hauptstraße in Tal al-Shaikhia in der Provinz Muthanna, wie ein AFP-Journalist berichtete. Es sei das zweite Grab dieser Art, das an dieser Stelle entdeckt worden sei, sagte Karim am Mittwoch.
Mehr als 100 Frauen und Kinder in Massengrab
"Nachdem die erste Erdschicht entfernt worden war und die Überreste zum Vorschein kamen, wurde festgestellt, dass es sich um Frauen und Kinder in kurdischer Frühlingskleidung handelte", fuhr er fort.
Wahrscheinlich stammten die Toten aus Kalar in der nördlichen Provinz Sulaymaniyah, die heute Teil der Autonomen Region Kurdistan im Irak ist. Es seien "nicht weniger als 100" Menschen dort begraben worden, schätzte er. Die Zahl könne sich jedoch noch während der Exhumierungen ändern.
Rund 180.000 irakische Kurden getötet
Zwischen 1987 und 1988 hatte Saddam Hussein im Zuge der "Anfal"-Kampagne fast 180.000 irakische Kurden töten und 3.000 ihrer Dörfer zerstören lassen.
Saddam wurde nach seinem Sturz im Jahr 2003 wegen der blutigen Massaker 1987 und 1988 wegen Völkermords angeklagt. 2006 wurde er nach der US-Invasion im Irak, die seinen Sturz brachte, wegen anderer Verbrechen gehängt.
Ein großer Teil der Opfer in dem Massengrab seien per Kopfschuss aus kurzer Distanz getötet worden, sagte Karim weiter. Einige könnten demnach auch "lebendig begraben" worden sein.
Der Leiter des Ausgrabungsteams für Massengräber im Irak, Ahmed Kusai, verwies unterdessen auf "Schwierigkeiten" bei den Exhumierungen - die sterblichen Überreste hätten sich "verheddert, da einige Mütter ihre Säuglinge hielten", als sie getötet worden seien.
Einem weiteren Behördenvertreter zufolge wurde ein weiteres Massengrab bei Beginn der Exhumierungen in Tal al-Shaikhia gefunden.
Dieses befinde sich nahe des berüchtigten Nugrat-al-Salman-Gefängnisses, wo unter Saddam Dissidenten inhaftiert wurden. Die irakische Regierung schätzt, dass infolge der Gräueltaten Saddam Husseins zwischen 1980 und 1990 rund 1,3 Menschen verschwanden.
Zusammenfassung
- Im Irak exhumieren die Behörden ein Massengrab mit rund 100 kurdischen Frauen und Kindern, die vermutlich während der Anfal-Kampagne in den 1980er Jahren getötet wurden.
- Spezialteams haben im Süden des Landes mit der Aushebung des 2019 entdeckten Grabes begonnen, das Opfer stammen wahrscheinlich aus der Provinz Sulaymaniyah.
- Zwischen 1987 und 1988 ließ Saddam Hussein fast 180.000 irakische Kurden töten, während die irakische Regierung schätzt, dass insgesamt 1,3 Millionen Menschen verschwanden.