Landwirtschaftsminister: Aufregung um erste Totschnig-Interviews
Gleich zu Beginn des Interviews in der "Kronen Zeitung" wird der neue Minister gefragt, warum er nicht mit "Krone"-Tierexpertin Maggie Entenfellner als Interviewerin sprechen wollte - da es nicht üblich sei, dass sich der Befragte die Fragestellerin aussuchen. Woraufhin der Minister betonte, er habe "nichts gegen Frau Entenfellner" und sich eine Diskussion mit seiner Sprecherin über Pressefreiheit entwickelte, so die "Krone".
Gefragt zu seiner Zuständigkeit für den "Jungbauernkalender" und einer darin abgebildeten Frau in Unterwäsche in einem Stall mit Schweinen auf Vollspaltenboden meinte der Minister: "Für den Jungbauernkalender war ich vor 17 Jahren das letzte Mal zuständig. Damals gab es die Initiative, eine moderne Seite in der Landwirtschaft zu zeigen."
In erster Linie um "wirkliche Kernbereiche" kümmern
Zur erlaubten Ferkelkastration ohne Betäubung sagte Totschnig: "Da gibt es mit der Bauernschaft zuletzt eine Einigung, wie man da in Hinkunft vorgeht. Das ist der Stand, den wir derzeit haben, und für mich ist er so zur Kenntnis zu nehmen." Für die Tierschutzagenden sei Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) zuständig. "Ich bin jetzt zwei Tage im Amt. Ich bitte um Verständnis, dass ich mich in erster Linie um meine wirklichen Kernbereiche kümmere. Das sind Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und Regionen. Damit fange ich an", so der Minister.
Zum Streitthema Wolfabschuss befragt, sagte der neue Minister, der als Tiroler Bauernsohn mittlerweile seit vielen Jahren in Wien wohnt: "Man kann nicht mehr voraussetzen, dass die Lebenswelt der Landwirtschaft allen bekannt ist. Das muss man erklären." Er sei "gegen die Romantisierung der Rückkehr, sondern für Naturschutz mit Hausverstand". Als Minister werde er aber auf allen Ebenen alles tun, um die Bundesländer sowie die Bäuerinnen und Bauern zu unterstützen, "dass Problemwölfe entnommen werden können".
Entlastungpaket für Bauern
Für die Bauern kündigte er ein Entlastungspaket an. Ein weiteres Hilfspaket sei weit ausgearbeitet. "In den nächsten zwei oder drei Wochen werden wir es den Medien vorstellen".
Befragt, ob Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz mit den zahlreichen juristischen Vorwürfen unrecht getan wurde, sagte Totschnig: "Das entscheiden unabhängige Gerichte. Die mediale Vorverurteilung ist schade. Er sagt, er hat nichts Unrechtes getan. Ich glaube ihm."
"Sehr gutes Koalitionsklima"
Zur Arbeit der Regierungskoalition hielt der Neo-Minister fest: "Wir haben ein sehr gutes Koalitionsklima mit den Grünen. Mein erster Eindruck war, da gibt es den Willen, etwas weiterzubringen." Und er betonte: "Ich bin nicht Lobbyist des Bauernbundes, ich bin Lobbyist der Bäuerinnen und Bauern." Zur Lebensmittelindustrie, mit der seine Vorgängerin Elisabeth Köstinger manchen Strauß ausfocht, meinte er, diese sei ein "wichtiger Partner".
Ob er angesichts des Krieges in der Ukraine dafür ist - wie beim Gas - Lebensmittelvorräte anlegen? "Es gibt die Diskussion und wir werden das prüfen." Und ob er sich Exportverbote, etwa für Weizen, vorstellen könne? "Wir sind ein freier Binnenmarkt. Es ist ein ganz wichtiges Signal, dass in der Union nicht Einzelinitiativen gestartet werden", so Totschnig.
Zusammenfassung
- Der neue Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) erntet für seine ersten Interviews Kritik.
- Seine Pressesprecherin wollte sich bei der "Krone" offenbar Journalisten aussuchen. Tierwohl gehöre nicht zu seinem "Kernbereich".
- Für die Bauern kündigte er ein Entlastungspaket an. Ein weiteres Hilfspaket sei weit ausgearbeitet. "In den nächsten zwei oder drei Wochen werden wir es den Medien vorstellen".