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Landesweiter Luftalarm in Ukraine - Selenskyj in Polen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird am Mittwoch in Warschau erwartet. Dies teilte das Büro des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk mit. Der Besuch folgt auf eine von Tusk kürzlich als Durchbruch bezeichnete Einigung in einem historischen Streit über Weltkriegsexhumierungen, der die Beziehungen zwischen den beiden verbündeten Staaten seit Jahrzehnten belastet. In der Ukraine selbst wurde am Mittwoch im gesamten Land Luftalarm ausgelöst.

Bei dem Besuch Selenskyjs geht es um die sogenannten Massaker von Wolhynien, die von 1943 bis 1945 stattfanden. Damals wurden nach polnischen Angaben mehr als 100.000 Polen von ukrainischen Nationalisten getötet. Tausende Ukrainer starben bei Vergeltungsaktionen. Polen fordert seit langem freien Zugang für Spezialisten zu den Orten, an denen die Überreste der Getöteten vermutet werden, um angemessene Bestattungen zu ermöglichen.

Russland griff indes die Energieinfrastruktur in der Region Lwiw (Lemberg) und anderen Teilen der Ukraine an. "Es ist mitten im Winter, und das Ziel für die Russen bleibt unverändert: unsere Energieversorgung", schrieb Selenskyj auf Telegram. Es handle sich um eine kombinierte Attacke, bei der 40 Raketen und 70 Drohnen eingesetzt worden seien, teilte er mit. Er forderte erneut die Stärkung der ukrainischen Flugabwehr, um solchen Angriffen zu widerstehen.

Der Bürgermeister der Regionalhauptstadt, Andrij Sadowyj, sagte am Mittwoch in den sozialen Medien: "Notabschaltungen wurden in sechs Regionen durchgeführt, aber Lwiw steht noch nicht auf dieser Liste." Bei Angriffen auf die Region Cherson wurden sieben Menschen verletzt. Im benachbarten Iwano-Frankiwsk wurden ebenfalls Anlagen der Energieversorgung beschossen. Die Notdienste seien im Einsatz, die Lage unter Kontrolle, versicherte die Gouverneurin Switlana Onyschtschuk.

In anderen Regionen hingegen gab es Blackouts. Energieminister Herman Haluschtschenko begründete dies mit Präventivmaßnahmen wegen des Raketenangriffs. Betroffen waren die Regionen Charkiw, Sumy, Poltawa, Saporischschja, Dnipropetrowsk und Kirowohrad. Über Schäden in den Regionen ist allerdings bisher nichts bekannt.

Nach Angaben der ukrainischen Flugabwehr hat das russische Militär bei der Attacke Marschflugkörper, aber auch Hyperschallraketen vom Typ Kinschal und andere ballistische Raketen eingesetzt. Über den grenznahen Regionen wie Sumy warfen russische Kampfjets auch Gleitbomben ab. Russland beschießt gezielt und systematisch Energieanlagen in der Ukraine. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs ist inzwischen rund die Hälfte der ukrainischen Energiekapazitäten zerstört worden.

ribbon Zusammenfassung
  • In der Ukraine wurde landesweit Luftalarm ausgelöst, da Russland die Energieinfrastruktur angriff. 40 Raketen und 70 Drohnen wurden eingesetzt, um die Energieversorgung in der Region Lwiw und anderen Teilen zu stören.
  • Als Präventivmaßnahme wurden in den Regionen Charkiw, Sumy, Poltawa, Saporischschja, Dnipropetrowsk und Kirowohrad Blackouts durchgeführt. Die Hälfte der ukrainischen Energiekapazitäten ist seit Kriegsbeginn zerstört worden.