APA/ROLAND SCHLAGER

Karl-Heinz Grasser: Ein wenig Schloss am Wörthersee im Grauen Haus

Der ehemalige Finanzminister zeigt sich mit Leuchtstift und Zigarillo im Kampf gegen die "Lügen" der Staatsanwaltschaft.

"Halt, Ihren Namen bitte" - schallte es vor wenigen Tagen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser beim routinierten Betreten des Großen Schwurgerichtssaal entgegen. Der einstige "Schwiegersohn der Nation" und Star der ÖVP/FPÖ-Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, inzwischen leicht angegraut in den 50ern angekommen, war der jungen Frau bei der Eingangskontrolle nicht bekannt. Er war in ihrem Alter, als seine steile Karriere begann.

Jörg Haider

Der Klagenfurter Sohn einer Autohändler-Familie maturierte mit Auszeichnung und studierte anschließend an der Universität Klagenfurt Angewandte Betriebswirtschaft. Mit nur 25 Jahren zog er in die Kärntner Landesregierung ein, sein Förderer war der mittlerweile verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider. Mit 31 machte ihn Bundeskanzler Schüssel zum Finanzminister, mit 33 Jahren kehrte Grasser der Politik den Rücken - um in der Privatwirtschaft seinen Erfolgslauf fortzusetzen.

Doch da gab es schon Flecken auf seiner "blütenweißen Weste" - die zu zahlreiche Ermittlungen der Justiz in Richtung Korruption führten, begleitet von intensiver medialer Berichterstattung. Grasser tingelte von Interview zu Interview um mit seiner eloquenten und rhetorisch perfekten Art seine Unschuld zu beteuern - siehe "blütenweiße Weste". Unterstützt vom wortgewaltigen Rechtsanwalt Manfred Ainedter konnte er einige juristische Erfolge feiern, übrig blieben - nach zahlreichen Einsprüchen - die Causen Buwog und Terminal Tower Linz.

Prozessstart

Als am 12. Dezember 2017 die junge Richterin Marion Hohenecker die Hauptverhandlung im Wiener Straflandesgericht eröffnete, sah sie sich sofort einem Hagel an Anwürfen ausgesetzt - wegen Grasser-kritischen Tweets ihres Ehemannes. Grasser hielt sich dabei zurück, die heftigen Attacken ließ er seine Anwälte reiten. Inzwischen verteilt der Ex-Minister auch gerne Lob für die Prozessführung durch "Frau Rat".

In den Pausen im "Raucher-Hof" des Landesgerichts "schnorrt" sich Grasser schon mal eine Zigarillo vom mitangeklagten Trauzeugen Walter Meischberger, ab und zu gibt es statt Red Bull ein alkoholfreies Bier. Man fühlt sich kurz zurückversetzt an die Goldenen Zeiten am Wörthersee - hervorragend gelaunte "Burschen" in ihren besten Lebensjahren, schlank und rank, braungebrannt mit wallendem Haar.

Der akribischer Arbeiter

Im Gerichtssaal ist Grasser der akribischer Arbeiter, ständig mit Leuchtstiften am Durcharbeiten der Akten. Und er ist ein "Steher" - genauestens achtet er darauf, dass er erst auf der Anklagebank Platz nimmt, wenn die Fotografen des Saales verwiesen wurden. Zu den rund 160 Gerichtsterminen bisher reiste der Ex-Minister aus Kitzbühl (Tirol) an, übernachten soll er im Hotel "Sacher" seines Ex-Kabinettchefs und Freundes Matthias Winkler.

Kein Arbeitgeber, kein Auto, kein Haus

Er habe keinen Arbeitgeber, kein Auto und kein Haus, beschrieb Grasser auf Nachfrage von Richterin Hohenecker zu Prozessbeginn seine finanzielle Situation. Zu seinen Vermögenswerten wollte er keine Auskunft geben. Die beiden Oberstaatsanwälte bekommen regelmäßig ein "ich entschlage mich der Aussage" zu hören. Denn diese würden hart an der Grenze des Legalen operieren und Lügen verbreiten, meint Grasser. Fragen von "Frau Rat" beantwort er hingegen "sehr gerne".

Privat hat Grasser (51) sein Glück mit der Swarovski-Millionenerbin Fiona Pacifico Griffini gefunden, gemeinsam haben sie eine Tochter. In den Gerichtssaal hat ihn seine Gattin noch nicht begleitet, aber im Promi-Skiort Kitzbühl, wo sie einen ehemaligen Bergbauernhof bewohnen, sind sie Teil der Seitenblicke-Gesellschaft.

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  • Der ehemalige Finanzminister zeigt sich mit Leuchtstift und Zigarillo im Kampf gegen die "Lügen" der Staatsanwaltschaft.