Kärntner Spitzenkandidaten haben gewählt
Kaiser war mit seiner Lebensgefährtin Uli Wehr zum Wahllokal gekommen. Nach der Stimmabgabe wollten die beiden essen gehen und vielleicht noch einen Spaziergang machen, sagte der Landeshauptmann gegenüber den Journalisten. Nach der Wahl werde er Sondierungsgespräche mit allen führen, dann werde man sehen, mit wem man nähere Gespräche einleiten werde. Auf seinen Wahlkampf angesprochen berichtigte Kaiser, er habe eine "Wahlbewegung" geführt, keinen "Kampf". Die SPÖ sei nicht aggressiv gewesen, man habe den ein oder anderen Fehler eingestanden und gesagt, was man für die Zukunft Kärntens wolle. Die Bundespartei habe die Kärntner SPÖ immer wieder unterstützt. "Ein respektables Ergebnis ist mein Beitrag für die Bundespartei."
Kaisers Herausforderer und FPÖ-Chef Erwin Angerer hatte in der Früh als erster der Spitzenkandidaten seine Stimme abgegeben. Er wählte als im Gemeindeamt in Mühldorf (Bezirk Spittal an der Drau), wo er auch Bürgermeister ist. Er erwarte, "dass das Ergebnis ebenso wird, wie der Himmel über Kärnten heute, nämlich blau", meinte Angerer. 27 Prozent will die FPÖ erreichen und damit auch das Ergebnis der niederösterreichischen FPÖ toppen. Generell könne er sich eine Koalition mit jeder anderen Partei vorstellen, auch wenn die FPÖ von den Grünen und den Neos bereits eine Absage bekommen hat. Er wolle niemanden ausschließen. Darüber, wer künftig am Landeshauptmannsessel sitzen wird, wollte er keine Prognosen abgeben, nur so viel: "Der Stärkste wird die Verhandlungen führen."
ÖVP-Spitzenkandidat Martin Gruber rechnete bei der Stimmabgabe in einem Gasthaus in Kappl am Krappfeld mit einem "guten" Ergebnis und erwartete, dass es "zukünftig auch eine bürgerliche Kraft der Mitte in der Regierung in Klagenfurt gibt". Dafür habe die Partei im Wahlkampf acht Wochen lang "richtig Gas gegeben". Umfragen, wonach das Team Kärnten die ÖVP überholen und auf den vierten Platz verweisen könnten, beunruhigten ihn nicht. Er gebe nichts auf Umfragen und die Stimmung im Wahlkampf sei eine ganz andere gewesen. Gleichzeitig sei die Großwetterlage angesichts der diversen Krisen für regierende Parteien in ganz Europa schwierig. Bis die ersten Hochrechnungen da sind, verbringe er noch Zeit mit seiner Familie.
Als Bürgermeister von Spittal an der Drau gab Team-Kärnten-Spitzenkandidat Gerhard Köfer seine Stimme in der Bezirkshauptstadt ab. "Wie es letztlich ausgeht, wissen wir ab 16 Uhr", beantwortete er die Frage nach einer Prognose des Wahlausganges. Zehn Prozent sei das Ziel und "wäre ein Traum", so Köfer. Er erwarte sich, dass diese Wahl etwas ändert und sich danach die Machtverhältnisse in Kärnten verschieben. Selbst den Landeshauptmann zu stellen hält er für "nicht unrealistisch" und verwies einmal mehr auf Christoph Zernatto, dem es 1994 gelungen war, mit der drittstärksten Fraktion Landeschef zu werden.
Mit ihrem Mann und ihrem Sohn erschien Grünen-Spitzenkandidatin Olga Voglauer im Gemeindeamt Ludmannsdorf. Sie betreibt in der Gemeinde einen Biohof, weswegen sie schon früher auf den Beinen war: "Ich war heute Früh die Kühe melken. Das ist immer entspannend und man bleibt am Boden." Sie hofft für ihre Partei, dass sie wieder in den Landtag einzieht, wo die Grünen in der vergangenen Periode nicht mehr vertreten waren. Letztlich gehe es auch darum, dass der Klimaschutz wieder vertreten ist. Trotz der knappen Umfragen zeigte sie sich gelassen. "Wir Grünen sind es gewohnt, dass es knapp wird."
NEOS-Spitzenkandidat Juvan sagte gegen zehn Uhr bei seiner Stimmabgabe im Klagenfurter Gemeindezentrum "Festung": "Wir werden das schaffen. Ich bin zuversichtlich." Er habe vor, den Tag und das herrliche Wetter zu genießen, in den Wald zu gehen und den Kopf frei zu bekommen. Die Neos hätten von Umfrage zu Umfrage zugelegt, am Ende werde es für den Einzug reichen, war er sich sicher. "Die Sensation bahnt sich an." Am Abend werde es dann Anlass für "ein gutes Glas Rum" geben, er wolle mit dem Wahlkampfteam, das viel geleistet habe, feiern "egal welche Zahl" herauskomme.
Zusammenfassung
- Am späten Sonntagvormittag hat Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) als letzter Spitzenkandidat der etablierten Parteien seine Stimme für den neuen Kärntner Landtag abgegeben.
- Er freute sich über den regen Wählerandrang im Wahllokal an der Klagenfurter Alpen-Adria-Universität, bekräftigte sein Wahlziel von mehr als 40 Prozent und wünschte sich eine Wahlbeteiligung "mit einem 7er vorne", also mehr als 70 Prozent.