Kara-Mursa über Putin: "Unser Land hat etwas Besseres verdient"
Es sickere erst langsam, was für ein Verlust für die Demokratiebestrebungen in Russland Alexej Nawalnys Mord sei, sagt Putin-Gegnerin Jewgenija Kara-Mursa im Interview mit PULS 24 Infochefin Corinna Milborn (ganzes Interview auf Englisch oben).
Auch Kara-Mursas Mann Wladimir sitzt in einem Straflager in Sibirien. Er wurde im vergangenen April unter dem Vorwurf des Hochverrats zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt, gilt international aber als politischer Gefangener.
Zwei Mordversuche: "Man gab ihm eine 5-prozentige Überlebenschance"
Auch ihr Mann habe zwei Mordversuche überstanden, bevor er ins Gefängnis geworfen wurde. "Er lag im Koma, mit Multiorganversagen und man gab ihm eine 5-prozentige Überlebenschance", erinnert sie sich. "Ich fürchte seit 2015 um sein Leben."
Der liberale TV-Journalist und Politiker kehrte nach seiner Vergiftung nach Russland zurück. Dort verurteilte man wegen Hochverrats und Beleidigung der Armee. "Jetzt ist er in einem strengen Regime-Gefängnis in einer Bestrafungszelle in Einzelhaft", sagt seine Frau. "Wegen der öffentlichen Reden, die er gehalten hat" und wegen seines Einsatzes für Sanktionen gegen Menschenrechtsverletzungen.
Putin trägt die persönliche Verantwortung
Die Parallelen zwischen Kara-Mursa und Nawalny sind frappant. "Sie versuchten ihn mit Gift zu ermorden - es gelang ihnen nicht. Sie warfen ihn ins Gefängnis, folterten ihn drei Jahre lang und jetzt ist er tot." Was auch immer auf Nawalnys Sterbeurkunde stehen werde, Wladimir Putin trage die persönliche Verantwortung dafür.
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Putins Wiederwahl sicher
Putins Sieg bei der Russlandwahl Mitte März gilt als sicher, denn seinen politischen Gegnern wurde die Teilnahme an der Wahl verboten, sie sind in Haft oder tot. Steht Putin weitere sechs Jahre an der Spitze Russlands, wird auch der Krieg gegen Kritiker:innen weitergehen – und der mit der Ukraine.
"Menschen sterben, Zivilisten werden gefoltert, die russische Armee begeht dort Kriegsverbrechen. Dieselbe Regierung unterdrückt unsere eigene Bevölkerung", dagegen kämpfe ihr Mann. Er glaube, "dass unser Land etwas Besseres verdient hat".
"Idee war, Kinder gemeinsam aufzuziehen"
"Vor 20 Jahren habe ich einen Mann geheiratet und mir vorgenommen, mein ganzes Leben mit ihm zu verbringen. Ich brauche meinen Mann, den Mann, mit dem ich alt werden will. Ich brauche ihn zurück. Die Idee war, die Kinder gemeinsam aufzuziehen." Stattdessen sieht Jewgenija Kara-Mursa ihre Kinder selten, weil sie, um sich für ihren Mann einzusetzen, ständig reist. Zuletzt gesprochen hat sie mit ihrem Ehemann im vergangenen Sommer.
Zusammenfassung
- Jewgenija Kara-Mursa spricht mit PULS 24 Infochefin über ihren Mann, der wie Nawalny Mordversuche überstanden hat und aus politischen Gründen ins Straflager gesteckt wurde.
- Egal, was auf Nawalnys Sterbeurkunde stehe - Putin sei schuld.
- In der Ukraine passieren Kriegsverbrechen - und die gleiche Regierung "unterdrückt unsere eigene Bevölkerung", klagt sie Putin an.