Iranischer Führer ordnete direkten Angriff auf Israel an
Die Gewaltspirale im Nahen Osten dreht sich weiter. Nachdem der Hamas-Anführer Ismail Haniyeh in der Nacht auf Mittwoch in Teheran vermutlich von Israel getötet wurde, sinnt der Iran offenbar auf Rache.
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Der oberste Anführer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, soll Mittwochmorgen in einem Krisenrat einen direkten Angriff auf Israel befohlen haben. Das berichtet die "New York Times" unter Berufung auf drei iranische Beamte, darunter zwei Mitglieder der Revolutionsgarden, der iranischen Elitestreitmacht.
Die iranische Führung hatte bereits zuvor empört reagiert. Rache sei die Pflicht des Iran, da Haniyeh auf iranischem Boden getötet worden sei, sagte Khamenei. "Es wird eine harte Bestrafung geben." Khamenei sagte weiter, das ganze Land trauere um einen mutigen und heiligen Krieger. Präsident Pezeshkian drohte, der Iran werde dafür sorgen, dass "die terroristischen Besatzer ihre feige Tat" bereuten.
Netanyahu warnt: Vergeltung kommt mit "hohem Preis"
"Für jede Aggression gegen Israel, egal von welcher Seite, wird ein hoher Preis gezahlt werden", reagierte der israelische Premier Benjamin Netanyahu am Mittwochabend in einer TV-Ansprache. "Bürger Israels, es liegen schwierige Tage vor uns. Seit dem Anschlag in Beirut gibt es Drohungen aus allen Richtungen", erklärte er mit Blick auf die Ankündigungen des Iran und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah, Vergeltung zu üben.
"Wir sind auf jedes Szenario vorbereitet und werden uns geschlossen und entschlossen gegen jede Bedrohung stellen", sagte Netanyahu. Israel habe in den vergangenen Tagen den Stellvertretern des Irans, darunter der Hamas und der Hisbollah, vernichtende Schläge versetzt.
Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats
Aus Sorge vor einer weiteren Eskalation des Krieges in Nahost trat der UNO-Sicherheitsrat in New York zu einer vom Iran beantragten und von China, Russland und Algerien unterstützten Dringlichkeitssitzung zusammen.
"Es bedarf dringend diplomatischer Bemühungen, um die Richtung zu ändern und einen Weg zu regionalem Frieden und Stabilität zu finden", sagte die UNO-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo, vor dem Weltsicherheitsrat. "Die Kommunikation mittels Raketen, bewaffneten Drohnen und anderen tödlichen Angriffen muss ein Ende haben."
Nicht der erste direkte Angriff
Der Iran hat Israel in den vergangenen Monaten bereits einmal direkt mit Drohnen angegriffen. Es handelte sich jedoch um einen sehr beschränkten Angriff mit relativ langsamen Drohnen. Ob es diesmal auch bei einem beschränkten Angriff bleiben wird, muss sich erst zeigen.
Noch unklar ist auch, wie sich die Hisbollah-Miliz an der israelisch-libanesischen Grenze verhalten wird. Auch ein hochrangiger Hisbollah-Anführer ist in der Nacht auf Mittwoch wahrscheinlich von Israel getötet worden.
Video: Israel tötet Hamas-Führer
Angespannte Lage
Seitdem die Hamas am 7. Oktober 2023 in einem blutigen Massaker mehr als 1.000 Israelis ermordete - darunter viele Zivilisten sowie Frauen und Kinder - herrscht Krieg. Die israelische Armee ist im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen einmarschiert und hat sich zum Ziel gesetzt, die rund 230 von den Terroristen verschleppten Geiseln zu befreien sowie die Hamas zu vernichten.
In dem seitdem tobenden Krieg sind im Gazastreifen mehr als 10.000 Menschen getötet worden, darunter auch viele Zivilisten, sowie Dutzende der israelischen Geiseln.
Der Iran und die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon stehen auf Seiten der Hamas. Bisher haben sie aber nur sehr begrenzt eingegriffen und sich auf eingeschränktem Drohnen- bzw. Raketenbeschuss auf israelisches Gebiet sowie Drohungen beschränkt.
Bei einem Raketenangriff - vermutlich der Hisbollah - starben am Wochenende auf den von Israel besetzten Golan-Höhen ein Dutzend Kinder. Sie gehörten der Minderheit der Drusen an.
Zusammenfassung
- Der oberste Anführer des Iran, Ajatollah Chamenei, soll Mittwochmorgen in einem Krisenrat einen direkten Angriff auf Israel befohlen haben.
- So solle der Tod des Hamas-Anführer Ismail Hanija in der Nacht auf Mittwoch in Teheran gerächt werden.
- Das berichtet die "New York Times" unter Berufung auf drei iranische Beamte.
- Der Iran hat Israel in den vergangenen Monaten bereits einmal direkt mit Drohnen angegriffen.
- Es handelte sich jedoch um einen sehr beschränkten Angriff.