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Image der spanischen Krone durch Skandale belastet

Der offizielle Besuch am 31. Jänner in Wien dürfte für Spaniens Könige Felipe VI. und Gemahlin Letizia eine angenehme Verschnaufpause werden. Denn in Spanien steht es nicht zum Besten um die Monarchie. Vor allem die ständigen Skandale um Alt-König Juan Carlos I. und dessen Schwiegersohn Iñaki Urdangarin belasten das Image der Krone seit Jahren.

Dabei versucht König Felipe seit seiner Thronbesteigung 2014 alles nur Mögliche, um das angekratzte Ansehen der Monarchie wieder aufzupolieren. Eine seiner ersten Entscheidungen als Monarch und Staatsoberhaupt war es, vor allem mehr Transparenz in die Geschäfte und Einkünfte der Königsfamilie zu bringen. Seiner Schwester Cristina und deren Ehemann Iñaki Urdangarin, der 2018 unter anderem wegen Steuerhinterziehung zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde, entzog er den Herzogstitel von Palma und schloss sie offiziell aus der Königsfamilie aus. Felipe legt seitdem die Einkünfte der Krone offen und kürzte sich selbst das Gehalt. Seitdem er auf dem Thron sitzt, dürfen Mitglieder der Königsfamilie auch keine Geschenke mehr annehmen.

Doch es hilft anscheinend alles nichts. Zu omnipräsent sind vor allem die Skandale seines Vaters bis heute in den Medien und öffentlichen Debatten. Zwar stellte die Genfer Staatsanwaltschaft die Untersuchung gegen den ehemaligen spanischen König wegen Geldwäsche Ende vergangenen Jahres ein. Doch die spanischen Finanzbehörden ermitteln weiter. So befindet sich Juan Carlos I. bereits seit eineinhalb Jahren im Exil in Abu Dhabi, wohin er sich im Sommer 2020 in einer Nacht- und -Nebelaktion absetze. Der einst so beliebte Monarch, der Spanien zwischen 1975 und 2014 regierte, wurde lange von seinen Untertanen verehrt. Wegen seiner Verteidigung der noch jungen Demokratie beim Staatsstreichversuch franquistischer Militärs 1982 wurde er nahezu vergöttert von seinen Landsleuten, die ihm fast alles verziehen - auch die ständigen Affären.

Doch spätestens, seitdem er mitten in der schlimmen Finanz- und Wirtschaftskrise mit seiner Geliebten Corinna zu Sayn-Wittgenstein auf einer Luxussafari in Botswana erwischt wurde, ist sein Bonus bei den Spaniern abhanden gekommen. Danach wurden zahlreiche Korruptions- und Schmiergeldaffären bekannt. Allein für die Vermittlung beim Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium soll er angeblich 100 Millionen Euro Schmiergelder eingesteckt haben und diese am spanischen Fiskus vorbei auf ein Schweizer Bankkonto deponiert haben. Bei solchen Skandalen geht selbst der Dauerstreit zwischen Felipes Mutter Sofía und Königin Letizia unter.

Einen Großteil seines heimlichen Vermögens aus den Schmiergeldern hat Juan Carlos anscheinend danach auf ein Konto von Corinna zu Sayn-Wittgenstein überwiesen, um die Nachverfolgung zu erschweren. Er forderte den zweifachen Millionenbetrag jedoch zurück, wogegen sich seine Ex-Geliebte jedoch wehrte, weil es angeblich ein "Geschenk" gewesen sein soll. Derzeit läuft vor einem britischen Zivilgericht ein Gerichtsverfahren. Sayn-Wittgenstein beschuldigt den Ex-Monarchen, sie bedroht zu haben, sollte sie die Gelder nicht zurückgeben. Die 57-jährige Klägerin berichtet von "verdeckten und offenen Überwachungsmaßnahmen", sowie "Hausfriedensbruch und krimineller Beschädigung" ihres Anwesens in England. Juan Carlos hätte sie in "Angst und Schrecken" versetzt.

Mit solchen Schlagzeilen ist Felipes Versuch, das Ansehen der Krone aufzupolieren, nicht leicht. Das schlägt sich auch in jüngsten Umfragen der Zeitung "Público" vom vergangenen Oktober nieder. Demnach sprechen sich mittlerweile 39,4 Prozent der Spanier für eine Republik aus, und nur 31 Prozent für die Fortführung der parlamentarischen Monarchie. 43,8 Prozent der Befragten würden sogar begrüßen, wenn eine Volksbefragung über den Fortbestand der Monarchie entscheiden würde.

Und der nächste Skandal läuft schon auf vollen Touren. Felipes ältere Schwester Infantin Cristina (56) und der frühere Handball-Weltstar und Jurist Iñaki Urdangarin gaben am Montag nach über 24 Jahren und vier gemeinsamen Kindern das Ende ihrer Ehe bekannt. "Im gegenseitigen Einvernehmen haben wir beschlossen, unsere eheliche Beziehung zu beenden", hieß es in einer gemeinsamen öffentlichen Erklärung der beiden.

Erst in der vergangenen Woche flog auf, dass Urdangarin eine neue Beziehung hat. Die Zeitschrift "Lecturas" hatte Fotos veröffentlicht, auf denen Urdangarin und eine fremde Frau zu sehen waren, wie sie am Strand von Bidart im französischen Baskenland Hand in Hand spazieren gingen. Später stellte sich heraus, dass es sich bei der Frau um eine Arbeitskollegin des bei einem Anwaltsbüro in Vitoria-Gasteiz im spanischen Baskenland beschäftigten Noch-Ehemannes von Cristina handelte. Infantin Cristina lebt immer noch in der gemeinsamen Wohnung in Genf, wohin die beiden 2010 flüchteten, als der Korruptionsfall "Nóos" bekannt wurde.

Urdangarin wurde in der Affäre 2018 wegen Veruntreuung von sechs Millionen Euro Steuergeldern, Urkundenfälschung, Geldwäsche und Betrugs zu knapp sechs Jahren Haft verurteilt. Es ging um angeblich nicht deklarierte Spendeneinnahmen seiner Stiftung Nóos und um geheime Bankkonten im Ausland. Seit letztem Jahr ist er wieder unter Auflagen frei. Die Schwester des heutigen Königs wurde der Beihilfe zum Steuerbetrug bezichtigt, schließlich aber freigesprochen. Dennoch war es das erste Mal in der Geschichte der spanischen Monarchie, dass ein Mitglied der Königsfamilie vor dem Kadi stand. Gegen so viele schlechte Schlagzeilen können selbst der besonnene und stets zurückhaltend auftretende Monarch sowie der Glamour-Faktor seiner Ehefrau Letizia wenig ausrichten.

ribbon Zusammenfassung
  • Der offizielle Besuch am 31. Jänner in Wien dürfte für Spaniens Könige Felipe VI. und Gemahlin Letizia eine angenehme Verschnaufpause werden.
  • Denn in Spanien steht es nicht zum Besten um die Monarchie.
  • Vor allem die ständigen Skandale um Alt-König Juan Carlos I. und dessen Schwiegersohn Iñaki Urdangarin belasten das Image der Krone seit Jahren.
  • Felipe legt seitdem die Einkünfte der Krone offen und kürzte sich selbst das Gehalt.