Hubert SeipelAPA/AFP/DPA/KARLHEINZ SCHINDLER

Putin-Experte erhielt hunderttausende Euro aus Russland

Der mehrfach preisgekrönte deutsche Journalist und Putin-Kenner Hubert Seipel galt als der westliche Experte mit dem besten Draht in den Kreml. Nun wurde bekannt: Er hat heimlich Geld aus Russland erhalten.

Wie das Recherche-Netzwerk Paper Trail Media, unter anderem Partner von "Spiegel", ZDF und "Standard", enthüllte, erhielt Seipel im Jahr 2018 600.000 Euro aus Russland. Der deutsche öffentlich-rechtliche Sender NDR, für den Seipel tätig war, wusste davon nichts.

Dieser "Sponsorenvertrag" enthielt zwar keine direkte Gegenleistung, damit soll jedoch ein Buchprojekt über Russland unterstützt worden sein. Mutmaßlich erschien das Buch schließlich 2021 unter dem Titel: "Putins Macht. Warum Europa Russland braucht". 

Briefkastenfirma eines russischen Oligarchen

Seipels Vertragspartner war demnach offiziell eine Briefkastenfirma namens De Vere Worldwide Corporation mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln.

Diese gehöre augenscheinlich zum Firmengeflecht des russischen Oligarchen und langjährigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow, den die Europäische Union nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit Sanktionen belegte. Es gebe Hinweise darauf, dass es zuvor eine zweit, ähnliche Vereinbarung gegeben habe, hieß es.

Putin-Biografie

Seipel hatte Russlands Präsident Wladimir Putin mehrfach interviewt. 2015 erschien seine Biografie "Putin. Innenansichten der Macht". 2021 folgte das Buch "Putins Macht. Warum Europa Russland braucht".

Beide Bücher wurden vom Hamburger Verlag Hoffmann und Campe veröffentlicht. Der Verlag und auch der NDR erklärten, nichts von den Zahlungen gewusst zu haben, und kündigten eine Prüfung der Vorgänge an.

Laut "Spiegel" und ZDF wurden die Zahlungen im Rahmen von "Cyprus Confidential" aufgedeckt, eine internationale investigative Recherche, bei der es um fragwürdige Geschäfte des EU-Landes Zypern geht.

Zweifel an journalistischer Unabhängigkeit

Der NDR ortete "einen erheblichen Interessenskonflikt, der Seipels journalistische Unabhängigkeit in Zweifel zieht".

Intendant Joachim Knuth ließ per Aussendung wissen: "Es besteht der Verdacht, dass wir und damit auch unser Publikum vorsätzlich getäuscht worden sind. Dem gehen wir jetzt nach und prüfen rechtliche Schritte. Die Vorgänge um die Beauftragung und Umsetzung der Filme, die Hubert Seipel für den NDR realisiert hat, werden wir gründlich überprüfen."

Der Autor sei zuletzt 2019 für den NDR tätig gewesen.

Verlag stoppt Buchverkauf

Der Verlag Hoffmann und Campe stoppte den Verkauf seiner Bücher über Wladimir Putin. Der Hamburger Verlag teilte am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: "Der Hoffmann und Campe Verlag hat sich aufgrund des vom "Spiegel" und des ZDF veröffentlichten Berichts zu Hubert Seipel entschlossen, dessen Bücher nicht mehr zum Verkauf anzubieten."

ribbon Zusammenfassung
  • Der mehrfach preisgekrönte deutsche Journalist und Putin-Kenner Hubert Seipel galt als der westliche Experte mit dem besten Draht in den Kreml.
  • Nun wurde bekannt: Seipel erhielt im Jahr 2018 600.000 Euro aus Russland. 
  • Dieser "Sponsorenvertrag" enthielt zwar keine direkte Gegenleistung, damit soll jedoch ein Buchprojekt über Russland unterstützt worden sein.