Homophobie: Mehr "verbale und körperliche Übergriffe"
"Wir merken sehr, dass der Ton rauer wird und dass Bedrohungen und homophobe Vorfälle zunehmen", sagt Ann-Sophie Otte, Obfrau der Homosexuellen-Initiative Wien (HOSI). Im PULS 24-Interview spricht sie darüber, dass sie vor allem seit dem Ende der Corona-Pandemie eine Verschlechterung der Situation für die LGBTIQ+ Community bemerke.
"Wir reden da von verbalen oder körperlichen Übergriffen", erzählt sie. Im vierten Wiener Gemeindebezirk betreibt die HOSI Wien das Vereinslokal "Gugg". Dort würden Menschen vor dem Lokal immer wieder angespuckt werden oder es komme vor, dass "Leute homophobe Sachen aus dem Auto geschrien haben". Am Lokal ist außerdem ein großer Regenbogen aufgemalt, dieser wurde in letzter Zeit vermehrt beschmutzt.
FPÖ heizt Diskriminierung an
Vor allem die Stimmungsmache der FPÖ gegen Transpersonen würde man spüren. Der Verein bietet auch Beratung für queere Menschen an. Immer öfter würden sich aktuell Transmenschen wegen Diskriminierung an die Beratungsstelle wenden.
Im März hatte die FPÖ ein Verbot von Drag-Queen-Lesungen für Kinder im Wiener Gemeinderat gefordert. FPÖ-Gemeinderat Anton Mahdalik hatte die Lesungen ein "krankmachendes Minderheitenprogramm" genannt. Auch die ÖVP hatte sich gegen die Lesungen ausgesprochen. Der Antrag wurde zwar mehrheitlich abgelehnt, trotzdem wirkt er nach. "Das hat krasse Konsequenzen für Transpersonen im Alltag", sagt Otte.
Studie: 90 Prozent haben Erfahrungen mit Diskriminierung
Auch eine gerade veröffentlichte Studie des Gesundheitsministeriums zeigt ein erschütterndes Ausmaß an Diskriminierungserfahrungen in der LGBTIQ+ Community. Dabei wurden 1.047 Personen, die sich zur Community zählen, befragt. Fast 90 Prozent gaben an, bereits mit Diskriminierung konfrontiert gewesen zu sein. Mehr als die Hälfte der Befragten gab außerdem an, Benachteiligungen im Gesundheitsbereich erlebt zu haben. Genannt wurden unangebrachte Kommentare, Beleidigungen bis hin zum Druck, sich bestimmten Behandlungen zu unterziehen.
Das Problem ist hierbei, dass der Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung nicht im Gleichbehandlungsgesetz verankert ist. So darf zum Beispiel ein Lokal einem schwulen Paar den Zutritt verwehren oder ein Taxi darf die Mitnahme eines lesbischen Paares verweigern, ohne rechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen.
Diskriminierungsschutz gefordert
Unter dem Motto #SchutzFürAlle fordern 20 Organisationen, darunter auch die HOSI Wien in einer Petition einen vollen gesetzlichen Diskriminierungsschutz. Das soll queere Menschen vor Benachteiligung im Gesundheitswesen, in Schulen oder in der Gastronomie schützen. "Wir sind als queere Menschen in jedem Lebensbereich unterwegs und es ist eine Schande, dass wir nicht in jedem Lebensbereich auch geschützt sind", sagt Otte.
Bereits seit Jahren wird dieser Schutz immer wieder gefordert. So ist auch im letzten Jahr die Diskussion hochgekocht, als sich eine Herberge in der Wachau als "Anti-Homo-Haus" bewarb. Grüne, SPÖ und NEOS forderten auch damals mehr Diskriminierungsschutz. "Die ÖVP blockiert hier aber seit Jahren und es gibt keine Verbesserung", so Otte.
Mit der aktuellen Petition fordert man die Bundesregierung wieder zu Taten auf und will auch in der Gesellschaft für mehr Bewusstsein sorgen. "Österreich hinkt da noch hinterher", sagt Otte. Heterosexuelle Paare müssten sich immerhin keine Gedanken machen, ob sie nun mit der Partner:in in der Öffentlichkeit Händchen halten oder sie küssen.
Zusammenfassung
- Homophobe Vorfälle und Übergriffe nehmen wieder zu, sagt die Obfrau der Homosexuellen Initiative, Ann-Sophie Otte.
- Sie fordert mehr Schutz vor Diskriminierung.