Lützerath: "Greenwashing-Deal" von Habeck "richtig beschissen"
Das Aktivistencamp im deutschen nordrhein-westfälischen Lützerath sorgte in den letzten Tagen nicht nur in den deutschen Medien, sondern auch in Österreich für Schlagzeilen. Derzeit findet eine Polizeiräumung des von Klimaaktivist:innen besetzten Dorfes statt. Florian Özcan, Sprecher von "Lützerath Lebt!", gibt im Interview mit PULS 24 an, dass die Polizei die Nacht hindurch geräumt habe. Es wurde versucht, Aktivisten aus einer besetzen Scheune zu räumen und "Lock-Ons" aufzuschneiden.
Polizei schützt "Konzerninteresse von RWE"
Die Polizei habe für Aktivist:innen eine "gefährliche Situation" geschaffen, sagt Özcan. Die Protestierenden haben sich durch den anhaltenden Polizeieinsatz nämlich nicht ausruhen oder essen können. Auch die Dunkelheit sowie die Wetterverhältnisse würden es "nicht sicherer machen". Die Polizei gehe "ohne Rücksicht auf Verluste" vor, um diese Räumung "zu Ende zu bringen". Dabei würden sie die "Konzerninteresse von RWE schützen" und "Menschenleben gefährden", kritisiert der Sprecher.
Derzeit sei es schwer einzuschätzen, wie viele Leute sich noch in dem Camp befinden, nachdem am Mittwoch einige freiwillig gingen oder von der Polizei geräumt wurden. Özcan glaubt, dass noch etwa 200 bis 300 Aktivist:innen vor Ort seien.
Kritik an Habecks Kohledeal
Innerhalb der Politik gäbe es zwar vereinzelt Unterstützer, doch diese alleine werden nicht helfen können, sagt der Klimaaktivist. Damit diese politischen Unterstützer mehr Kraft erhalten, brauche es die Hilfe der Bevölkerung. Man müsse jetzt dafür sorgen, dass die Menschen in Deutschland und "ganz Europa" sehen, was in Lützerath passiert. Özcan ruft die Menschen dazu auf nach Lützerath zu kommen, um ein Zeichen gegen die "Rückständige Energiepolitik" und ein Ende für "fossile Energieträger" zu setzen.
Besonders harte Worte findet er für den deutschen Wirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne). Özcan nennt dessen Kohledeal mit RWE einen "Greenwashing-Deal". Habecks müsse diesen nun verteidigen, da "seine Karriere sonst noch beschädigter wäre als sie ohnehin schon ist". Am Ende sei es allerdings kein guter Deal. Die Vereinbarung sei "wirklich richtig beschissen" und den Deal als einen Erfolg zu verkaufen, sollte "ein Skandal" sein, so der Sprecher von "Lützerath Lebt!".
"Krasse Situation" am Mittwoch
Die Situation am Mittwoch beschreibt der Aktivist als "krass" und "extrem stressig". Es soll zu Übergriffen und Gewalt von der Polizei gekommen sein. Die Aktivist:innen seien von der Vorgehensweise der Polizei "geschockt gewesen". So hätten normale Polizeibeamte versucht, Leute aus Baumhäusern zu ziehen, obwohl das nur Höhenrettungspolizisten dürfen. Özcan kritisiert, dass sich die deutschen Medienberichte darauf konzentriert hätten, "wie toll" der Polizeieinsatz verliefe.
RWE und deutsche Regierung "verbrennen" Lebensgrundlage
Wie lange die Aktivist:innen ihre Stellung noch halten können, wisse man derzeit nicht. Man wolle versuchen, wie geplant, bis Ende Februar durchzuhalten. Danach gebe es rechtliche Hürden für den Kohleabbau, weil ab da nicht mehr gerodet werden dürfe. Özcan hofft, dass bis dahin eine gesellschaftliche und politische Debatte entstehe. Ohne diese würde RWE und die deutsche Regierung die Lebensgrundlage nicht nur für Deutschland, sondern für den gesamten Planeten "verbrennen".
Zusammenfassung
- Florian Özcan, Sprecher von "Lützerath Lebt!", gibt im PULS 24 Interview einen Einblick in die Räumung des Aktivistencamps durch die Polizei.
- Außerdem kritisiert er den Kohlefahrplan von Wirtschaftsminister Robert Habeck mit dem Energieversorgungskonzern RWE.