Lützerath-Abriss: Aktivisten kleben sich in ihren Hütten fest
Der Energiekonzern RWE hat einen "geordneten Rückbau" in den von der Polizei freigegebenen Bereichen in Lützerath angekündigt, zwei Bagger begannen mit der Arbeit und dem Abriss kleinerer Gebäue. Am zweiten Tag der Räumung von Lützerath hat sich die Polizei Zugang zum größten Hof des deutschen Braunkohleorts verschafft und zahlreiche Aktivistinnen und Aktivisten herausgeholt. An anderer Stelle gingen Baumfäll- und Abrissarbeiten des Energiekonzerns RWE weiter. Diesem gehört die Ortschaft und er will die Gebäude entfernen, um an das unter Lützerath befindliche Kohlevorkommen zu kommen. Das wollen Aktivisten aus Angst vor schwerwiegenden Folgen für das Klima verhindern.
Aktivisten besetzen Landes-Büro der Grünen
Auf der politischen Bühne stellt die Räumung von Lützerath die deutschen Grünen weiter vor eine Zerreißprobe. Zugleich wurde die Parteizentrale der nordrhein-westfälischen Grünen am Donnerstag zum zweiten Mal in dieser Woche Zielscheibe von Klimaschützern. Aus Protest gegen die Haltung der Partei zur Räumung von Lützerath besetzten rund 30 Aktivisten mehrerer Klimaschutz-Organisationen das Düsseldorfer Büro der NRW-Grünen.
Demonstration gegen Polizei-Vorgehen und Abriss
Rund vier Kilometer vom Braunkohleort entfernt demonstrierte laut Polizei rund 800 Menschen. Der Demonstrationszug startete in Keyenberg, einem anderen Ortsteil von Erkelenz, und ging dann in Richtung Lützerath. Unter den Demonstranten ist auch die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer. Sie warf der Polizei ein unverhältnismäßiges Vorgehen vor. Dass die Polizei die Räumung am Mittwoch bei Dunkelheit und bis in die Nacht hinein fortgesetzt habe, sei gefährlich und unverständlich, monierte sie.
Bis nach Lützerath kamen die Demonstranten allerdings nicht. Auf einem Zufahrtsweg in den Braunkohleort wurde eine Gruppe von ihnen eingekreist, darunter Neubauer und Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser. Die Demonstranten, die sitzend den Weg blockierten, wurden von Polizisten umstellt. "Wir wollen hier sitzenbleiben, bis wir weggetragen werden", sagte Neubauer der Deutschen Presse-Agentur.
Neubauer: Polizei geht mit Pfefferspray vor
Ein Polizeisprecher sagte, die Demo-Teilnehmer seien auf dem Weg zur Tagebauabbruchkante gewesen. Dies sei gefährlich und habe durch die Polizei verhindert werden müssen. Nach Neubauers Angaben hatte die Polizei vereinzelt auch Pfefferspray gegen Aktivisten eingesetzt. Dazu sagte der Polizei-Sprecher, er könne dies weder bestätigen noch ausschließen.
Die Ortschaft wird inzwischen von einem eineinhalb Kilometer langen Doppelzaun umgeben, den RWE in Windeseile hatte aufbauen lassen. Damit sollte das Betriebsgelände markiert werden, zu dem Unbefugte keinen Zutritt hätten, sagte ein Konzernsprecher. Zwei Bagger begannen am Donnerstag damit, eine frühere landwirtschaftliche Halle zu zerstören.
Die Polizei hatte am Mittwoch damit begonnen, die besetzte Ortschaft zu räumen. Die Räumung soll die Grundlage dafür schaffen, dass der Energiekonzern RWE die unter dem Ort liegende Braunkohle für die Stromerzeugung abbauen kann.
Klimaschützer protestieren in diesen Tagen in zahlreichen deutschen Städten gegen die Räumung. Nach Angaben der Klimaschutzbewegung Fridays for Future war am Donnerstag unter anderem ein Protest in München geplant, am Freitag in Hamburg. Am Samstag sollen demnach Menschen aus über 50 Orten gemeinsam nach Lützerath reisen.
Thunberg angekündigt
Demnächst will auch die führende Klimaaktivistin Greta Thunberg in den deutschen Braunkohleort reisen. Die junge Schwedin wird nach dpa-Informationen am Samstag (ab Mittag) an einer Demonstration gegen die Räumung der von Klimaaktivisten besetzten Ortschaft teilnehmen. Thunberg war bereits im September 2021 nach Lützerath gereist, um gegen den Kohleabbau und für die Einhaltung des 1,5-Grad-Klimaziels zu demonstrieren - einen Tag vor der damaligen Bundestagswahl.
Zusammenfassung
- Der Räumungs-Einsatz hatte am Vortag begonnen - mit einem Großaufgebot der Polizei.
- Vor dem Start der Räumung am Mittwoch war mit massivem Widerstand gerechnet worden.
- Eine Sprecherin der Initiative "Lützerath lebt" warf der Polizei einen überharten Einsatz vor.
- "Das werden wir auch weiterhin tun", sagte Weinspach.
- Zugleich sprach der Polizeipräsident von Gewalt seitens der Aktivisten am Mittwoch, die aber nicht bestimmend gewesen sei.