Gewerkschaften fordern Maßnahmen für den Gesundheitsbereich
"Die wichtigste Ressource ist der Mensch", leitete Edgar Martin, Vorsitzender der younion - Team Gesundheit, die fünf Forderungspunkte der Gewerkschaften an die Bundesregierung ein. Um die Abwanderung von Fachkräften zu stoppen, brauche es deshalb eine konsequente Anpassung der Leistungen an den jeweiligen Personalstand. Wenn das Personal nicht ausreiche, müsse die Leistung gedrosselt werden, betonte Martin.
Der Vorsitzende der GÖD-Gesundheitsgewerkschaft, Reinhard Waldhör, unterstrich anschließend die Bedeutung einer Steuerfreiheit ab der 32. Wochenstunde. Im Gesundheitsbereich gebe es "keine Sperrstunde, sondern die Überstunde", so Waldhör. Insgesamt fehlen laut Waldhör wegen Personalmangel rund eine Million Arbeitsstunden pro Woche, was einem Vollzeitäquivalent von 26.000 Personen entspreche. Mit der Steuerfreiheit ab der 32. Wochenstunde könnten Engpässe kurzfristig ausgeglichen, Teilzeitbeschäftigte zur Erhöhung ihrer Stundenzahl bewogen und bestehende Vollzeit-Arbeitskräfte belohnt werden, so Waldhör.
Martin forderte weiters die flächendeckende Anstellung aller Auszubildenden, um den benötigten Nachwuchs sicherzustellen. 2025 würden mehr Auszubildende ins System kommen, wodurch diese Maßnahme noch mehr Gewicht bekomme. Außerdem will Martin eine finanzielle und zeitliche Aufwertung für Ausbildnerinnen und Ausbildner in Theorie und Praxis. Die Mittel dafür solle der Bund über den Finanzausgleich bereitstellen.
Einmal mehr verlangte Waldhör eine Anpassung der Schwerarbeiterregelung. Diese solle auf alle Berufsgruppen im Gesundheitsbereich ausgeweitet und die Zugangsvoraussetzungen auf eine stundenweise statt tägliche Betrachtung pro Monat umgestellt werden. Ein 12-Stunden-Tag zähle laut Waldhör mit der derzeitigen Regelung gleich viel wie ein 8-Stunden-Tag.
Als letzte Forderung stellte der Vorsitzende der younion - Team Gesundheit schließlich die stufenweise Senkung der Arbeitszeit auf 35 Stunden vor. Das soll Martin zufolge in zwei Schritten geschehen: Zuerst eine Verringerung von 40 auf 37,5 Stunden und dann von 37,5 auf 35 Stunden Wochenarbeitszeit.
Die bisherigen Ankündigungen der Bundesregierung im Hinblick auf die Finanzausgleichsverhandlungen findet Waldhör "unzureichend". Das angekündigte Zehn-Milliarden-Paket sei eine "Mogelpackung", da laufende Programme miteinberechnet worden seien.
Die Gewerkschaftsvorsitzenden forderten außerdem, wie bereits im April, erneut einen Spitalsgipfel mit Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und den Zuständigen der Länder. "Die Bundesregierung versucht beharrlich die zahlreichen, noch immer ungelösten Probleme zu ignorieren", so Waldhör. Er betonte weiters, dass wir uns schon jetzt in einer "beginnend dramatischen Situation" befinden würden und der Druck auf die Regierung "sich jeden Tag durch die Situation von selbst" erhöhen würde.
Beschäftigte aus der Pension in den Pflegeberuf zurückzuholen hielt Waldhör auf Nachfrage für einen "frommen Wunsch", der aber wohl "Minderheitenprogramm" bleiben würde. Martin könnte sich wiederum vorstellen, pensionierte Pflegekräfte als Mentorinnen und Mentoren in der Ausbildung zurückzuholen, wenn sie sich freiwillig dafür melden.
Zusammenfassung
- Die GÖD-Gesundheitsgewerkschaft und younion - Team Gesundheit haben ihr neues Forderungspaket "gegen den Burnout unseres Gesundheitswesens" präsentiert.
- Sie fordern neben einer konsequenten Anpassung der Leistungen an den Personalstand auch Steuerfreiheit ab der 32. Wochenstunde, eine Schwerarbeiterregelung und die Senkung der Arbeitszeit auf 35 Stunden für alle Gesundheitsberufe.