Gewalt an Frauen: "Opfer ist niemals schuld", so Raab

Die Bundesregierung hat den Startschuss für Gewaltambulanzen gegeben. "Eine Frau, die Opfer wird, ist niemals schuld", meinte Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) im Newsroom LIVE. Auch zur umstrittenen ÖVP-Wien-Kampagne nahm sie Stellung.

"Wir haben eine sehr, sehr niedrige Verurteilungsrate bei den Tätern, unter zehn Prozent", so Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) im Newsroom LIVE. Um die Verfolgung von Gewalt gegen Frauen zu verbessern, wurden die seit langem geforderten Gewaltambulanzen ins Leben gerufen. 

Diese Ambulanzen seien "spezifische Stellen, wo die Frauen hingehen und dort von Sachverständigen begutachtet werden und auch gut aufgehoben sind", sagte die Frauenministerin. Entscheidend bei der strafrechtlichen Verfolgung von Gewalt sei, dass "Beweise eben auch gesichert sind". Denn dann "steht's nicht mehr Aussage gegen Aussage", so Raab. 

Ob dann auch Anzeige erhoben wird, diese Entscheidung soll aber weiterhin bei den Frauen liegen. "Es geht oft um den Partner, den Ex-Partner, oder auch Familienangehörige, die Gewalt ausüben", so Raab. Deshalb sei es für Frauen oft schwer, direkt eine Entscheidung zu treffen. 

Wenn aber eine Anzeige erstattet wird, wolle Raab auch, "dass das zu etwas führt".

ÖVP-Wien-Kampagne: Keine Täter-Opfer-Umkehr

Eine neue Kampagne der Wiener Volkspartei sorgte zuletzt für Aufregung. "Zeig dein Kämpferherz – gegen Gewalt an Frauen!" heißt es auf der zugehörigen Website. Die Kampagne soll "vor allem Männer dazu ermutigen, gegen Gewalt an Frauen einzustehen" - die Tipps richten sich aber vor allem an Frauen. Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser, kritisiert die Kampagne im Gespräch mit PULS 24 als "kontraproduktiv"

So wird etwa empfohlen, gut ausgeleuchtete Wege zu gehen, Kopfhörer zu vermeiden und einen "möglichen Gefährder oder Gefährderin" zu siezen, "damit die Umgebung wahrnimmt, dass Sie die Person nicht kennen". Außerdem sollten Frauen im Notfall Lärm machen und Getränke nicht unbeaufsichtigt lassen.

Eine Täter-Opfer-Umkehr sieht die Frauenministerin darin aber nicht: "So darf das natürlich niemals verstanden werden". "Es gibt nichts, dass eine Frau tun kann, das Gewalt rechtfertigt", so Raab.

Raab sieht in der Kampagne auch das Ziel, "die Zivilcourage zu stärken" und dadurch auch Männer mit ins Boot zu holen. 

ribbon Zusammenfassung
  • Die Bundesregierung hat den Startschuss für Gewaltambulanzen gegeben.
  • Dort sollen Beweise von häuslicher und sexueller Gewalt gesichert werden, um eine mögliche spätere Anzeige zu erleichtern.
  • "Wir haben eine sehr, sehr niedrige Verurteilungsrate bei den Tätern, unter zehn Prozent", so Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) im Newsroom LIVE.
  • Entscheidend bei der strafrechtlichen Verfolgung von Gewalt sei, dass "Beweise eben auch gesichert sind".