Geschlechterkluft bei Einkünften weiterhin groß
Zwischen den Jahren 2010 und 2019 stieg die Zahl der Beschäftigten um insgesamt 16,8 Prozent, so der RH. Eine Geschlechterkluft zeigt sich bei der Anzahl der ganzjährig Vollzeit Beschäftigten: Bei den Frauen gab es hier zwischen 2010 und 2019 ein Minus von 1 Prozent. Bei den Vollzeit beschäftigten Männern hingegen wurde ein Zuwachs verzeichnet, und zwar um 11,4 Prozent. Anstiege waren laut RH vor allem bei der Teilzeitarbeit zu verzeichnen: Bei den Frauen gab es ein Plus von 26,7 Prozent, bei den Männern um 29,5 Prozent.
Starke Unterschiede zwischen Frauen- und Männer-Einkommen zeigten sich vor allem bei den Angestellten, aber auch bei den Arbeitern. Weniger stark war die Kluft bei den Vertragsbediensteten, sehr gering bei den Beamten. Das mittlere Bruttojahreseinkommen aller angestellten Männern lag 2019 bei 47.373 Euro, jenes der angestellten Frauen bei 25.448. Bei den Arbeitern betrug es bei Männern 28.454 Euro, bei Frauen 12.883 Euro. Vertragsbedienstete Männer kamen 2019 auf im Mittel 42.112 Euro, Frauen auf 32.392 Euro. Bei den Beamten war das Verhältnis Männer- gegenüber Fraueneinkommen fast ausgeglichen (59.772 Euro gegenüber 58.233 Euro). Bei ganzjähriger Vollbeschäftigung war die Differenz zwischen den Geschlechtern grundsätzlich geringer, so der RH.
Hinsichtlich der unterschiedlichen Höhe der Einkünfte bei den jeweiligen Beschäftigungsgruppen waren verschiedene Faktoren ausschlaggebend. Bei den Beamten war unter anderem der hohe Vollzeit- und Akademikeranteil ausschlaggebend, außerdem waren sie laut RH deutlich älter. Die Erwerbstätigkeit von Arbeitern sowie Angestellten war stärker von Teilzeitarbeit und nicht ganzjährigen Beschäftigungen geprägt. Bei ganzjähriger Vollbeschäftigung war die Differenz zwischen den Geschlechtern grundsätzlich geringer als bei Teilzeit.
Das mittlere Bruttojahreseinkommen von Pensionisten (mit Wohnsitz in Österreich) betrug 2019 21.744 Euro. Jenes der Frauen lag bei 17.132 Euro, jenes der Männer bei 27.934 Euro.
Kritik an den Einkommensunterschieden kam von SPÖ, Grünen und NEOS: Frauen müssen endlich mehr verdienen, so SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek in einer Aussendung. Sie forderte ein Lohngesetz mit Strafen bei Unterbezahlung wie in Island, Arbeitsmarktinitiativen für Frauen, Arbeitszeitverkürzung für eine bessere Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit und einen Rechtsanspruch auf einen Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit.
Der Einkommensbericht zeige kaum Fortschritte in Bezug auf den Gender Pay Gap, kritisierte Grünen-Frauensprecherin Meri Disoski. Es brauche einen Ausbau der Kinderbetreuung, zeitgemäße Karenzmodelle, die auch Männer in die Pflicht nehmen, und abseits davon verpflichtende Einkommenstransparenz für Unternehmen.
Frauen müssen aus der Teilzeitfalle rauskommen, betonte NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter. Denn diese manifestiere sich in kleineren Einkommen, schlechteren Aufstiegschancen, weniger Arbeitslosengeld und in niedrigeren Pensionen. Daher müssten die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, um mehr Frauen in Vollzeitbeschäftigung zu bekommen, wie beispielsweise mehr Kindergartenplätze und einen Rechtsanspruch darauf ab dem 1. Lebensjahr.
Zusammenfassung
- Das geht aus dem Einkommensbericht 2020 des Rechnungshof (RH) hervor, der am Freitag veröffentlicht wurde.
- Demnach lag das mittlere Bruttojahreseinkommen aller unselbstständig Erwerbstätigen im Jahr 2019 bei 29.458 Euro.
- Das der Frauen betrug im Mittel 22.808 Euro, jenes der Männer hingegen 35.841 Euro.
- Die Erwerbstätigkeit von Arbeitern sowie Angestellten war stärker von Teilzeitarbeit und nicht ganzjährigen Beschäftigungen geprägt.