Karner über Biden in Kiew: "Ein Akt mit großer Symbolkraft"
Der Besuch von US-Präsident Joe Biden in Kiew ist laut Militärexperten Gerald Karner "enorm wichtig" und das in mehrfacher Hinsicht. Gegenüber den westlichen Verbündeten signalisiere die USA, dass sie eine Führungsrolle übernehmen wollen. Die ukrainische Bevölkerung sehe, dass die "mächtigste Nation der Welt" weiter hinter ihnen stehe.
Karner selbst glaubt, dass der Besuch auch für die Moral der ukrainischen Streifkräfte wichtig sei. Man stelle damit klar, dass die USA weiterhin bereit ist, die Ukraine zu unterstützen. Bidens Besuch ist laut dem Militärexperten "mehr als ein Symbol". Es sei ein Akt mit großer "Symbolkraft", aber faktischem Hintergrund.
Nindl: Russland wusste über Bidens Ukraine-Besuch Bescheid
Zudem würde der Besuch die Position des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj innerhalb der Ukraine stützen. Moskau gegenüber sei es eine machtvolle Demonstration. Bisher blieb eine Reaktion des Kremls aus, doch Karner geht davon aus, dass man dort nicht erfreut sein werde. Der Besuch würde es erlaube, dass Russland weiterhin sein Narrativ eines verschworenen Westens weiterspinne.
Planung ein Albtraum für Security
Der Besuch sei schon länger geplant gewesen, sagt Karner. Es sei ein "extrem kompliziertes" Unterfangen und ein "Albtraum" für alle Securities von Biden gewesen. Es habe dem Militärexperten zufolge Überlegungen gegeben, dass sich die beiden Präsidenten an der polnischen Grenze treffen, doch Biden habe darauf bestanden, nach Kiew zu fahren.
Die Geheimhaltung sei entscheidend gewesen. Es ist das erste Mal, dass ein US-Präsident in ein kriegsführendes Land fährt, in dem keine US-Truppen stationiert sind. Die Sicherheit der "mächtigsten Persönlichkeit der Welt" liege damit in den Händen des "Gastgeberlandes".
US-Außenminister Antony Blinken äußerte am Sonntag die Sorge, dass Russland mithilfe von China im Ukraine-Krieg wieder an Kräften gewinnen könnte. Blinken meinte in einem Interview mit dem US-Sender CBS, dass Peking eine Waffenlieferung an Russland erwägen würde. Karner glaubt nicht, dass es dazu "konkretes" gibt. Er glaubt, dass man die Worte des Außenministers eher als Warnung auslegen sollte, damit China nicht westliche Sanktionen umgehe.
Russland habe in China Munition angefragt, doch eine Antwort Pekings sei noch ausständig. Karner geht davon aus, dass China keine Waffen an Russland liefern werde. Das würde Chinas bis jetzt neutrale Position "ins Wanken bringen". Bisher habe China eher eine abwartende Haltung eingenommen, allerdings mit einer "gewissen positiven Distanz" zu Russland. Eine Waffenlieferung hätte die Folge, dass China seine abwartende Haltung aufgeben und sich eher auf die Seite Russland schlagen würde. China werde den Verlauf des Krieges weiter beobachten, um sich alle Optionen für die Zeit nach dem Krieg offenzuhalten, glaubt Karner.
Keine Anzeichen einer nuklearen Provokation der Ukraine
Sollte sich herausstellen, dass China doch Waffen an Russland liefert, würde das jedoch nichts an den Fronten ändern, erklärt der Militärexperte. Ähnlich wie bei den Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine würde es dauern, bis neue Waffensysteme in die Strukturen einer Streitkraft eingegliedert sind. Ein weiterer Problem wäre die Kompatibilität der Waffensysteme der jeweiligen Nationen.
Karner kann auch keine Anzeichen einer nuklearen Provokation vonseiten der Ukraine erkennen. Ebenso gibt er Entwarnung, was den Vorwurf Russlands angeht, die Ukraine würde an einer "Schmutzigen Bombe" arbeiten.
Zusammenfassung
- US-Präsident Joe Biden besuchte am Montag die ukrainische Hauptstadt Kiew. Für Militärexperte Gerald Karner hat dieser Besuch eine enorme "Symbolkraft".
- An eine chinesische Waffenlieferung an Russland glaubt er nicht.