FPÖ/Grosz pushten "Volkskanzler" Kickl, Häme für Gegner
Es sei "Zeit für eine Wende hin zum Besseren", sagte Grosz und benannte "Identität, Heimat und eine offene Kultur" als die Werte, die es zu verteidigen und notfalls wiederherzustellen gelte. "Ich wünsche mir in dieser Sache ein wehrhaftes Österreich", rief er dem mit rund 340 Anhängern ausverkauften Volksspielhaus zu, in dem die rund vierstündige Veranstaltung bei Bier, Gansl und Gulasch über die Bühne ging.
Es müsse endlich Schluss sein mit dem "Kanzler-Darsteller" Karl Nehammer und seinem grünen Vizekanzler Werner Kogler, der "bald mehr Promille als Prozent haben wird". Auch an Bundespräsident Alexander van der Bellen ließ er kein gutes Haar: "In dieser Hofburg sitzt ein Großajatollah. "Und zudem würden sich auf der Regierungsbank die "besonders schwierigen psychiatrischen Fälle" befinden, holzte der frühere BZÖ-Chef und Generalsekretär weiter.
Nunmehr müsse man die beschworene Wende von Grund auf angehen: "Wählen wir beispielsweise bei der kommenden EU-Wahl Harald Vilimsky zum Außenminister der Freiheitlichen." Dieser habe nämlich ein "tragfähiges Bündnis zu Viktor Orban und zu Marine Le Pen aufgebaut", was auch bedeute, dass man damit den "Wahnsinn der letzten Jahre", was etwa die Migrationspolitik betreffe, beenden könne.
Als Teil dieser verfehlten Migrationspolitik sah Grosz auch den am selben Abend wiedergewählten SPÖ-Chef Andreas Babler, der "offenbar ganz Österreich zu Traiskirchen machen möchte" und dessen Politik "heuchlerisch" sei. "Er möchte gegen Bonzen auftreten, ist aber selbst einer der größten Bonzen der Sozialdemokratie seit langer Zeit", meinte der Steirer. Es brauche keine "Kommunisten" wie Babler in einer künftigen Regierung, sondern Neuwahlen und dann schließlich einen Kanzler Kickl: "Der Platz eins ist möglich."
Spott und Häme für Babler hatte auch Abwerzger übrig. "In Graz haben die Narren gerade rechtzeitig zu Faschingsbeginn den Obernarren gewählt", "informierte" Abwerzger die freiheitlichen Anhänger über den SPÖ-Bundesparteitag. Außerdem wetterte auch er gegen die Migrationspolitik der Bundesregierung, schwor aber in erster Linie auf das Kommen von "Volkskanzler Kickl" ein und das damit verbundene FPÖ-Ziel, bei der nächsten "Nationalratswahl die Nummer eins im Land zu werden".
Der neben dem Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp ebenfalls anwesende EU-Abgeordnete und Spitzenkandidat im kommenden Jahr, Harald Vilimsky, hatte vor Grosz und Abwerzger in seiner Rede das EU-Parlament als "das Zentrum des organisierten Irrsinns" gebrandmarkt. "Gäbe es einen roten Knopf, um diesen ganzen Wahnsinn zu beenden, ich würde keine Sekunde zögern", griff der frühere Generalsekretär zu einer drastischen Formulierung.
Dass der Abend mit Grosz als "Stargast" über die Bühne ging, war - wenn man die Vergangenheit betrachtet - längst nicht selbstverständlich. Der jetzige Politikberater und TV-Kommentator war schließlich 2005 Jörg Haider in das BZÖ gefolgt. Dass das Verhältnis von BZÖ und FPÖ nicht gerade das Beste war, scheint aber nunmehr Politikgeschichte zu sein. Abwerzger, der Grosz einlud, hatte vor einigen Monaten bei Bekanntwerden des "Martini-Stargastes" gemeint, dass die "BZÖ/FPÖ-Geschichte aufgearbeitet ist."
Zusammenfassung
- Tirols FPÖ hat Samstagabend vor vollem Haus in Kramsach im Unterland ihren traditionellen "Politischen Martini", ein Pendant zum "Politischen Aschermittwoch", begangen.
- Dieser holte in einer fast einstündigen Rede zu einem Rundumschlag etwa gegen "Idiotie" und "Abgehobenheit" der ÖVP-Grünen-Bundesregierung aus.
- Gleichzeitig beschworen er und Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger einen "Volkskanzler" Herbert Kickl.