Feuer im Flüchtlingslager Moria war wohl Brandstiftung
Griechenlands größtes Flüchtlingslager ist in Flammen aufgegangen. Das Lager Moria auf der Ägäis-Insel Lesbos wurde nach Ausbruch mehrerer Brände in der Nacht auf Mittwoch teilweise evakuiert, teilte die Feuerwehr mit. Nach Angaben eines Fotografen der Nachrichtenagentur "AFP" brannte fast das gesamte Lager. Über Verletzte oder gar Tote gab es zunächst keine Informationen.
Nach Angaben der Feuerwehr waren mehrere Brände innerhalb des Lagers wie auch in der Landschaft der Umgebung ausgebrochen. Der Fotograf berichtete in der Nacht, auch ein außerhalb des Hauptlagers liegender Olivenhain mit Zeltunterkünften für Flüchtlinge brenne. Asylbewerber flüchteten demnach zu Fuß in Richtung des Hafens der Inselhauptstadt Mytilini. Dabei seien sie jedoch von Polizeiwagen gestoppt worden.
Brand in Moria: "Jetzt eine Frage der Menschlichkeit"
Die Flüchtlingshilfsorganisation "Stand by Me Lesvos" schrieb auf Twitter: "Alles brennt, die Menschen fliehen." Augenzeugen berichteten der Organisation zufolge, dass Einwohner flüchtende Asylbewerber daran gehindert hätten, ein nahe gelegenes Dorf zu betreten. Ob die Brände von Migranten oder Inselbewohnern gelegt wurden, blieb vorerst unklar - die Angaben dazu gingen zunächst auseinander.
NGO-Mitarbeiter zu Moria: "Die wirklichen Brandstifter sitzen in Berlin, Wien und Rom"
Feuerwehr an Löscharbeiten gehindert
Nach Ausbruch des Feuers hätten Lagerbewohner die Feuerwehrleute mit Steinen beworfen und versucht, sie an den Löscharbeiten zu hindern, berichtete der Einsatzleiter im Fernsehen. Sondereinheiten der Bereitschaftspolizei waren im Einsatz. Videos in sozialen Netzwerken zeigten herumirrende, verängstigte Menschen und auch solche, die "Bye bye, Moria!" sangen.
Bei der Teilevakuierung des Lagers waren laut Feuerwehr 25 Feuerwehrleute sowie zehn Wagen im Einsatz. Die griechische Nachrichtenagentur "ANA" meldete, die Brände seien nach einer Revolte in dem Lager ausgebrochen. Einige Flüchtlinge hätten dagegen protestiert, dass sie isoliert untergebracht werden sollten, nachdem sie positiv auf das Coronavirus getestet worden seien oder direkten Kontakt zu Infizierten gehabt hätten.
Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner zu den Zuständen in Moria
Im Talk mit PULS 24 Moderatorin Bianca Ambros erklärt Klaus Schwertner, Geschäftsführer der Caritas Wien, die Lage im Flüchtlingslager Moria und fordert ein schnelles Handeln der Politik.
Corona verschärft Situation im Lager
Spannungen habe es in Moria immer gegeben, wegen der Corona-Problematik sei die Situation nun regelrecht explodiert, sagte Mytilinis Bürgermeister Stratos Kytelis dem griechischen Staatssender "ERT". Man wisse nicht, wo die Menschen nun untergebracht werden sollten, Tausende seien obdachlos. Auch für die Einheimischen sei die Situation eine enorme Belastung.
Moria ist seit Jahren völlig überfüllt. Das Lager ist für rund 2.800 Menschen ausgelegt, doch leben dort mehr als 12.600 Asylsuchende unter schwierigsten Bedingungen. In der vergangenen Woche war dort der erste Fall einer Coronavirus-Infektion festgestellt worden. Das Lager wurde daraufhin unter Quarantäne gestellt. Seither wurden nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums in dem Lager etwa 2.000 Corona-Tests ausgeführt und dabei 35 Infektionsfälle diagnostiziert.
ÖVP gegen Aufnahme von Geflüchteten
Auch nach dem Großbrand stellt sich die ÖVP gegen die Aufnahme von Geflüchteten in diesem Lager. Österreich will aber Griechenland vor Ort mit allen Mitteln unterstützen. Das erklärten Innenminister Karl Nehammer und Alexander Schallenberg (beide ÖVP) vor dem Ministerrat am Mittwoch.
Auch nach dem Brand im Flüchtlingslager in Moria will die ÖVP keine Flüchtlinge aus dem Lager in Moria aufnehmen.
Am Mittwochabend demonstrierten rund 300 bis 350 Menschen unter dem Motto "Wir haben Platz" in Wien gegen die europäische Flüchtlingspolitik und nahmen die türkis-grüne Bundesregierung in die Pflicht, Geflüchtete aufzunehmen.
Der Artikel wurde am Mittwoch, 09.09.2020, um 21.30 Uhr aktualisiert.
Zusammenfassung
- Nach Angaben der Feuerwehr waren mehrere Brände innerhalb des Lagers wie auch in der Landschaft der Umgebung ausgebrochen.
- Asylbewerber flüchteten demnach zu Fuß in Richtung des Hafens der Inselhauptstadt Mytilini.
- Das Lager wurde daraufhin unter Quarantäne gestellt.
- Seither wurden nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums in dem Lager etwa 2.000 Corona-Tests ausgeführt und dabei 35 Infektionsfälle diagnostiziert.