Festakt zum 30. Jahrestag der Anerkennung der Roma
Die eigentliche Anerkennung der Volksgruppe erfolgte am 23. Dezember 1993 mit der Kundmachung einer Verordnung nach dem Volksgruppengesetz, die auch für die Roma die Einrichtung eines Volksgruppenbeirates festlegte, der 1995 eingerichtet wurde.
Das Jahr markierte gleichzeitig den wohl schrecklichsten Punkt in der Nachkriegsgeschichte der unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verfolgten Sinti und Roma: Bei einem am 5. Februar 1995 verübten Attentat in Oberwart wurden vier Roma getötet - durch eine Rohrbombe des rechtsradikalen "Briefbombers" Franz Fuchs. An diesen dunklen Punkt der jüngeren Geschichte erinnerte auch Raab: Die Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung des 25. Jahrestags des Attentats sei einer der ersten Termine als Ministerin gewesen. "Es war für mich ein Gedenken, eine Veranstaltung, die mich wirklich zutiefst bewegt hat", sagte sie.
Gleichzeitig bedankte sie sich für die freundliche Aufnahme durch die Vertreter der Volksgruppe. "Man hat das Gemeinschaftsgefühl gemerkt", dafür sage sie Dank. Die Anerkennung vor 30 Jahren habe den Grundstein gelegt für die institutionalisierte Zusammenarbeit, betonte sie die Bedeutung derselben.
Als wichtigen Meilensteine bezeichnete die Ministerin die Kodifizierung der Sprache des Burgenland-Romani oder -Romanes an der Universität Graz sowie die Verdoppelung der Volksgruppenförderung auf knapp acht Millionen Euro im Jahr 2020, deren Ziel die Förderung des Erhalts von Kultur und Sprache der Volksgruppen ist. In Österreich gibt es sechs autochthone Volksgruppen: die slowenische in Kärnten und in der Steiermark, die kroatische im Burgenland, die ungarische im Burgenland und in Wien, die tschechische und die slowakische Volksgruppe jeweils in Wien sowie die Volksgruppe der Roma im Burgenland.
Auch betonte Raab die Notwendigkeit der Gedenkkultur an das Grauen, das den Roma angetan wurde, gerade während der NS Zeit. "Das ist etwas, wo wir weiterhin einen Schwerpunkt setzen müssen, damit das niemals vergessen wird." Die Bundesregierung setze sich auch für einen nationalen Gedenkort in Wien ein, diesbezüglich gebe es einen "starken Schulterschluss innerhalb des österreichischen Parlaments".
Der Vorsitzende des österreichischen Volksgruppenbeirats der Roma, Emmerich Gärtner-Horvath dankte allen Beteiligten für die nun 30 Jahre währende politische Anerkennung der Roma. Die Mitglieder der Volksgruppe seien stolz, zugleich Österreicher und Roma und Sinti zu sein, sagte er. Auch würdigte er seinen Freund und Mitstreiter Rudolf Sarközi. Der 2016 verstorbene ehemalige Vorsitzende des Volksgruppenbeirates hatte sich vehement für die Anerkennung der Roma und Sinti als österreichische Volksgruppe eingesetzt.
Auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) erinnerte an die dunkeln Kapiteln in der Geschichte Österreichs: Das Land habe spät begonnen, sich mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen, der Weg sei aber ein "herzeigbarer". Man habe gelernt, sich "mit der Geschichte zu konfrontieren". Dies sei ein Weg, der unheimlich sei, nachdenklich mache und traurig sei, erinnert auch er an die Verfolgung der Volksgruppe während der NS-Herrschaft.
Gleichzeitig betonte er das Gemeinsame und die Bedeutung der erhaltungswerten Traditionen und der Vielfalt im Land. "In diesem gemeinsamen Weg können wir auch gemeinsam viel erreichen." Er danke allen für die Zusammenarbeit. Durch das gemeinsame Arbeiten - "auch in schwierigen Zeiten" - erkenne man den Wert einer Gesellschaft. Das Bundeskanzleramt dürfe stolz darauf sein, die Volksgruppen zu servicieren, "denn es ist alles ein Stück Österreich".
Nach dem Festakt im Bundeskanzleramt vom Montagabend findet dann am Dienstag im Parlament der Tag der Volksgruppen statt, an dem neben Raab u.a. auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) teilnehmen wird.
Zusammenfassung
- Die für Volksgruppen zuständige Ministerin Susanne Raab (ÖVP) hat am Montagabend anlässlich des 30. Jahrestags der Anerkennung der Roma als Volksgruppe zu einem Festakt ins Bundeskanzleramt geladen. Für sie sei klar, dass die Kultur und Geschichte der Roma ein fester und integraler Bestandteil der Geschichte Österreichs ist, sagte sie. Neben mehreren Nationalratsabgeordneten nahm auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) an der Veranstaltung teil - er betonte das Gemeinsame.