Experte warnt vor totalem Zusammenbruch des Sudan
Andere Konflikte wie in der Ukraine und im Nahen Osten dürften nicht den Blick auf das Leid der Menschen im Sudan verstellen: "Wenn wir uns alle einig sind, dass das menschliche Leben überall auf der Welt gleich viel wert ist, dann sollte der Sudan jetzt ganz oben auf unserer Liste stehen." Mit Blick auf die angespannte Ernährungslage und die Hungersnot, die in Teilen des Landes ausgerufen wurde, sagte Egeland: "24 Millionen Menschenleben stehen auf dem Spiel. Wir erleben einen unerbittlichen Countdown hin zu Hungersnot, Verzweiflung und dem Zusammenbruch einer gesamten Zivilisation."
Egeland hatte vor Ort die Folgen des seit bald 600 Tagen andauernden Konflikts gesehen. "In vielen Gegenden, einschließlich denen, in denen wir gearbeitet haben, habe ich die Zeichen eines schrecklichen Krieges gesehen. Haus für Haus, Viertel für Viertel abgebrannt, geplündert und zerstört", sagte er.
Im Sudan herrscht seit April 2023 ein blutiger Machtkampf zwischen Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und dessen früherem Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo. Mehr als elf Millionen Menschen sind innerhalb des Sudans und in den Nachbarländern auf der Flucht. Den Konfliktparteien werden schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen, unter anderem ethnische Vertreibungen in der Region Darfur.
Ohne eine Perspektive für die Menschen im Sudan könnten die Folgen auch in der EU spürbar werden, warnte Egeland: "Ich glaube, Europa hat noch immer nicht verstanden, dass sich ein weiterer Moment wie im Jahr 2015 anbahnt, in dem eine Million Menschen das Mittelmeer überqueren."
Zusammenfassung
- Jan Egeland vom Norwegischen Flüchtlingsrat kritisiert die internationale Gemeinschaft für die Vernachlässigung der humanitären Krise im Sudan, die größer als die Krisen in der Ukraine, Gaza und Somalia zusammen sei.
- Im Sudan sind 24 Millionen Menschen von Hunger bedroht, während seit April 2023 ein Machtkampf zwischen al-Burhan und Daglo tobt, der mehr als elf Millionen Menschen zur Flucht gezwungen hat.
- Egeland warnt, dass die Folgen der Krise auch Europa betreffen könnten, ähnlich der Flüchtlingskrise von 2015, und fordert eine Priorisierung des Sudans.