Ex-US-Präsident Jimmy Carter will im Familienkreis sterben
Zugleich bat das Carter-Center, die Privatsphäre zu respektieren. Der demokratische Politiker aus dem Bundesstaat Georgia im Süden war Präsident der Vereinigten Staaten von 1977 bis 1981, bis er vom Republikaner Ronald Reagan abgelöst wurde. Er ist der älteste lebende frühere Präsident. Seine Nachfolger Reagan und George Bush starben 2004 beziehungsweise 2018. Im Jahr 2002 bekam Carter für seine internationalen Verdienste den Friedensnobelpreis. Mit seiner Frau Rosalynn (95) ist er bereits seit 76 Jahren verheiratet. Sie haben vier Kinder.
Carters Gesundheit habe sich in den vergangenen Monaten verschlechtert, berichteten die "Washington Post" und andere US-Medien. Er benutze inzwischen einen Rollstuhl, seine Frau benötige eine Gehhilfe. Enkel Jason Carter berichtete am Sonntag auf Twitter: "Ich habe meine beiden Großeltern gestern gesehen. Sie sind in Frieden und - wie immer - ist ihr Haus voller Liebe." Er steht inzwischen dem Verwaltungsrat der Stiftung vor.
Jimmy Carter hatte 2015 öffentlich gemacht, dass er an Leberkrebs erkrankt sei. Zudem seien in seinem Gehirn Melanome entdeckt worden. Ein Jahr später gab er bekannt, die Krankheit überwunden zu haben. Im November 2019 machte der frühere Erdnussfarmer bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt Plains deutlich, dass er mit Gelassenheit auf den Tod blicke. "Ich habe Gott nicht darum gebeten, mich am Leben zu lassen", sagte er. "Ich bat Gott, mir eine angemessene Einstellung zum Tod zu geben."
In den vergangenen Wochen habe Carter um Ausflüge rund um seinen Geburtsort Plains gebeten, berichteten US-Medien. Zu seinem 98. Geburtstag vor knapp fünf Monaten habe die kleine Ortschaft eine Parade für ihn organisiert. Eine Woche zuvor wurden Carter und seine Frau anlässlich des jährlichen Erdnuss-Festes in einem roten Cabrio durch die Straßen gefahren.
Der heutige Präsident Joe Biden, der wiederholt seine Bewunderung für Carter ausgedrückt hatte, sei über den Gesundheitszustand seines Parteifre seines Parteifreundes informiert worden. Der 80-Jährige - ebenfalls von den Demokraten - stehe in engem Kontakt mit der Familie, berichtete der Sender CNN.
Carter war 39. Präsident der USA, aber nur für eine Amtszeit. Die Präsidentenwahl 1980 verlor er gegen Reagan. Die Präsidentschaft des aus dem Südstaat Georgia stammenden gelernten Erdnussfarmer und Nuklearingenieur begann zunächst hoffnungsvoll: Im September 1978 unterzeichneten der ägyptische Präsident Anwar al-Sadat und der israelische Ministerpräsident Menachem Begin zwei Friedens-Rahmenabkommen - ein sensationeller Coup, den Carter in zähen Geheimverhandlungen in Camp David eingefädelt hatte. Ein weiterer Erfolg war der Vertrag zur Begrenzung strategischer Rüstung SALT II, den Carter und Sowjet-Führer Leonid Breschnew im Juni 1979 in Wien unterzeichneten.
Doch dann überschatteten die Islamische Revolution im Iran samt Geiseldrama von Teheran, der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan sowie Wirtschaftskrise und Dollar-Verfall seine Amtszeit. 444 Tage lang hielten iranische Studenten nach einem überfall auf die US-Botschaft 1979 in Teheran über 50 Amerikaner in ihrer Gewalt. Eine Befreiungsaktion der Militärs endete in einem Debakel.
1982 gründete Carter seine Nichtregierungsorganisation Carter Center, die sich unter anderem für friedliche Konfliktlösungen in aller Welt einsetzt. 2002 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
In den letzten Jahren litt Carter an mehreren gesundheitlichen Problemen, darunter Melanomen, die sich auf seine Leber und sein Gehirn ausbreiteten. Auf die medizinische Behandlung reagierte er gut. Er erklärte sich 2015 krebsfrei.
Zusammenfassung
- Der frühere US-Präsident Jimmy Carter will nach einer Serie von Krankenhaus-Aufenthalten die ihm noch verbleibende Zeit daheim im Kreis seiner Familie verbringen.
- Der 98-Jährige habe sich für eine palliative Betreuung zuhause anstatt weiterer medizinischer Schritte entschieden, teilte die von ihm gegründete Stiftung am Samstag mit.
- Im Jahr 2002 bekam Carter für seine internationalen Verdienste den Friedensnobelpreis.