Klage: EU nimmt TikTok ins Visier
Nachdem erst kürzlich die USA erneut den TikTok-Entwickler ByteDance ins Visier genommen haben, folgt nun die Europäische Kommission. Sie leitete ein Verfahren gegen den chinesischen Mutter-Konzern ein.
Der Vorwurf: Die neue App TikTok Lite soll die psychische Gesundheit von Minderjährigen gefährden und so gegen EU-Regeln verstoßen, teilte die Kommission mit.
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In Europa ist die App bislang nur in Frankreich und Spanien verfügbar, Nutzer:innen in Österreich haben aktuell keinen Zugriff.
Belohnungen fürs Video-Schauen
TikTok Lite richtet sich mit einem "Belohnungsprogramm" an Nutzer:innen ab 18 Jahren, sie können Punkte sammeln, wenn sie etwa Videos ansehen, Inhalte liken, Personen folgen oder Freunde zu TikTok einladen.
Die Punkte können dann in digitale Münzen umgewandelt werden, für sie gibt es wiederum Gutscheine für Amazon oder PayPal-Geschenkkarten. Laut EU-Kommission könnte diese Belohnungsfunktion süchtig machen.
Einführung ohne Prüfung
Die Kommission kritisiert, dass der Konzern die Version der App in Frankreich und Spanien herausgebracht habe, ohne vorher die damit verbundenen Risiken in einem Bericht zu bewerten. Ein solcher Bericht sollte bis zum 18. April vorgelegt werden - nach Angaben der Brüsseler Behörde hat TikTok das verabsäumt.
Man sei auch bereit, "Maßnahmen einschließlich der Aussetzung der TikTok-Lite-Funktionen" zu verhängen, schrieb EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton auf X.
https://twitter.com/ThierryBreton/status/1782414979968139392
24 Stunden für Risikobewertung
Die Online-Plattform wird nun aufgefordert, innerhalb von 24 Stunden eine Risikobewertung der neuen Belohnungsfunktionen vorzulegen, andernfalls drohten tägliche Geldstrafen.
Der Kommission zufolge können beispielsweise Geldstrafen von bis zu einem Prozent der gesamten Jahreseinnahmen oder des weltweiten Umsatzes auf TikTok zukommen.
Video: USA stellen TikTok Ultimatum
Illegale Inhalte auf TikTok?
Bereits Mitte Februar hatte die EU-Kommission ein Verfahren gegen TikTok eröffnet. Es solle geprüft werden, ob der Online-Riese genug gegen die Verbreitung illegaler Inhalte vorgeht und etwa beim Jugendschutz, und Werbetransparenz gegen EU-Regeln verstößt, hatte es von der Kommission geheißen.
Zuvor hatte sie eine Voruntersuchung durchgeführt. Auch gegen X hatte Brüssel schon ein ähnliches Verfahren auf den Weg gebracht. Online-Plattformen werden von einem neuen EU-Gesetz über digitale Dienste (DSA) verpflichtet, strikt gegen illegale Inhalte wie Hassrede und Hetze im Netz vorzugehen.
Zusammenfassung
- Die neue App "TikTok Lite" bietet an, was sich wohl viele Jugendliche wünschen: Videos schauen und dafür bezahlt werden.
- Die EU-Kommission will diese App nun aber einschränken, sie sieht darin ein Suchtrisiko.