Erste Flüchtlinge aus Berg-Karabach erreichen Armenien
Nach dem militärischen Sieg Aserbaidschans in Bergkarabach treffen Medienberichten zufolge bisherige Bewohner der Kaukasus-Region in Armenien ein. Es handle sich um ethnische Armenier, berichtete die armenische Medienplattform CivilNet am Sonntag.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters meldete, mehrere voll beladene Fahrzeuge mit Zivilisten an Bord näherten sich einem Hilfszentrum in der armenischen Grenzstadt Kornidsor.
https://twitter.com/mariakatamadze1/status/1705924150844403815
Laut der Nachrichtenagentur befanden sich unter den Flüchtenden Frauen, Kinder und alte Leute. Auf armenischer Seite hatten Menschen seit Tagen auf die Ankunft der Flüchtlinge aus Berg-Karabach gewartet.
Chefdiplomat bittet um Hilfe
Bei der UNO-Generaldebatte in New York sagte der armenische Chefdiplomat Ararat Mirzojan unterdessen, die Vereinten Nationen müssten unverzüglich Truppen entsenden, um die "Menschenrechts- und Sicherheitslage vor Ort zu überwachen und zu bewerten".
US-Chefdiplomat Antony Blinken versicherte in seinem Telefonat mit Armeniens Regierungschef Nikol Pashinjan laut Washington, dass die Vereinigten Staaten Aserbaidschan drängten, "die Zivilbevölkerung zu schützen" und "die Menschenrechte und Freiheitsgrundrechte der Bewohner von Berg-Karabach zu respektieren".
Ethnische Säuberung befürchtet
Armenien wirft Aserbaidschan vor, eine ethnische Säuberung in Berg-Karabach zu planen. Das Gebiet gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.
Der aserbaidschanische Außenminister Jeyhun Bayramov sagte in seiner Rede bei der Generaldebatte, das mehrheitlich muslimische Aserbaidschan werde die Rechte der christlichen Armenier achten. Sein Land sei "entschlossen, die armenischen Einwohner der Region Karabach in Aserbaidschan wieder als gleichberechtigte Bürger zu integrieren".
Baku sehe eine "historische Gelegenheit" für Aserbaidschan und Armenien, "gute nachbarschaftliche Beziehungen" zu schaffen.
Treffen mit Erdogan
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will sich am Montag mit seinem aserbaidschanischen Amtskollegen Ilham Aliyev in der aserbaidschanischen Exklave Nakhchivan treffen. Wie das türkische Präsidialamt am Sonntag mitteilte, sollen die "neuesten Entwicklungen" in der Kaukasus-Region Berg-Karabach im Mittelpunkt des Treffens stehen.
Erdogan und Aliyev hatten im Juni erklärt, ihre Bemühungen um die Öffnung eines Landkorridors von der Türkei über Nakhchivan und Armenien bis zum Hauptterritorium Aserbaidschans zu verstärken. Der sogenannte Sangesur-Korridor ist ein langjähriges und komplexes Projekt der beiden befreundeten Staaten. Manche Experten befürchten, dass Aserbaidschan seinen derzeitigen Vorteil ausnutzen könnte, um Gebiete im Süden Armeniens zu erobern und so im Bezug auf den Sangesur-Korridor Fakten zu schaffen.
Militäroffensive am Dienstag gestartet
Am Dienstag hatte Aserbaidschan eine großangelegte Militäroffensive in Berg-Karabach gestartet. Bereits einen Tag später wurde eine Waffenstillstandsvereinbarung geschlossen. Zuvor hatten die pro-armenischen Kräfte bekanntgegeben, mit Aserbaidschan über einen Rückzug ihrer Truppen aus Berg-Karabach zu verhandeln.
Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, in dem Gebiet leben aber überwiegend Armenier. Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Enklave und führten deshalb bereits zwei Kriege, zuletzt im Jahr 2020.
Zusammenfassung
- Nach dem militärischen Sieg Aserbaidschans in Bergkarabach treffen Medienberichten zufolge bisherige Bewohner der Kaukasus-Region in Armenien ein.
- Es handle sich um ethnische Armenier, berichtete die armenische Medienplattform CivilNet am Sonntag.
- Am Dienstag hatte Aserbaidschan eine großangelegte Militäroffensive in Berg-Karabach gestartet.
- Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, in dem Gebiet leben aber überwiegend Armenier.
- Armenien wirft Aserbaidschan vor, eine ethnische Säuberung in Berg-Karabach zu planen.