Dubowy: Nehammer dürfte bei Putin "keine wirklichen Gefühle ausgelöst haben"
Schon im Vorfeld war das Gespräch Karl Nehammers mit Wladimir Putin umstritten. Der Bundeskanzler selbst sagte nun nach dem Treffen in Moskau, dass er keinen optimistischen Eindruck habe. Osteuropa-Experte Alexander Dubowy sieht das wohl ähnlich: "Im Vorfeld des Gesprächs war die Gefahr sei groß, dass es in einer Katastrophe mündet - aus der Sicht Österreichs", sagt er im Interview mit PULS 24.
Der Kreml habe solche Bilder schon in der Vergangenheit für seine eigenen Zwecke missbraucht. Bis jetzt sei das aber bei diesem Treffen ausgeblieben, was als kleiner Erfolg zu werten sei. Man müsse aber noch die Pressekonferenz Putins am Dienstag abwarten.
Keine greifbaren Ergebnisse
Mit Blick auf die Ukraine dürfe man aber "in Zweifel ziehen", dass das Treffen tatsächlich zu einem positiven Ergebnis führt, sagt der Ost-Europaexperte. "Greifbare Ergebnisse" dürfe man sich nicht erwarten. Denn obwohl das Gespräch zeigen sollte, dass eine diplomatische Lösung noch eine Möglichkeit sei, werde sich Putin nicht von seinen Plänen abbringen lassen. Russland kündigte eine Offensive in der Ostukraine an.
Nehammers Schilderungen vom Massaker in Butscha dürfte laut Dubowy bei Putin "keine wirklichen Gefühle ausgelöst haben". Ein Telefonat mit Putin wäre laut dem Experten "die bessere Lösung gewesen".
Nehammers Treffen mit Putin "wird Einzelaktion bleiben"
Politikwissenschaftler Reinhard Heinisch hofft nach dem Gespräch, dass es noch etwas gibt, das besprochen wurde, von dem man nichts wisse. Bisher wirken die Ergebnisse "sehr dünn". Er kritisiert, dass durch das Treffen "die moralische Klarheit" zwischen Opfer und Aggressor "verwaschen werden" könnte. Auch warum eine "Konfrontation" unter vier Augen stattfinden muss, ist für Heinisch nicht nachvollziehbar.
Österreich nicht der beste Vermittler
Gerade bei Gesprächen über Sanktionen sei Österreich durch seine Abhängigkeit von russischem Gas nicht "der beste Vermittler. "Es wird eine Art Einzelaktion bleiben", vermutet Heinisch.
"Hab den Eindruck aus Brüssel, dass man nicht sehr froh ist"
Matthew Karnitschnig, Europa-Chefkorrespondent von POLITICO, kritisiert ebenfalls, dass man harte Worte "auch übers Telefon kommunizieren" könne. Der Journalist stellt die Frage, warum Nehammer nach Moskau fahren musste. Das Ziel Europas sei es "nicht solche Alleingänge zu veranstalten" und Putin zu isolieren. Er habe den Eindruck, dass man in Brüssel "nicht sehr froh" sei über das Treffen. Wenn, dann hätte jemand der EU-Kommission nach Russland reisen sollen.
Kaltenbrunner: Erwartung, "dass Nehammer mit Ergebnissen zurückkommt, wär naiv"
PULS 24 Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner analysiert im Gespräch mit PULS 24 Anchor René Ach Nehammers Reise nach Moskau.
Zusammenfassung
- Schon im Vorfeld war das Gespräch Karl Nehammers mit Wladimir Putin umstritten. Der Bundeskanzler selbst sagte nun nach dem Treffen in Moskau, dass er keinen optimistischen Eindruck habe. Osteuropaexperte Alexander Dubowy sieht das wohl ähnlich.
- Mit Blick auf die Ukraine dürfe man aber "in Zweifel ziehen", dass das Treffen tatsächlich zu einem positiven Ergebnis führt, sagt der Osteuropaexperte. "Greifbare Ergebnisse" dürfe man sich nicht erwarten.
- Nehammers Schilderungen vom Massaker in Butscha dürfte laut Dubowy bei Putin "keine wirklichen Gefühle ausgelöst haben". Ein Telefonat mit Putin wäre laut dem Experten "die bessere Lösung gewesen".
- Politikwissenschaftler Reinhard Heinisch hofft nach dem Gespräch, dass es noch etwas gibt, das besprochen wurde, von dem man nichts wisse. Bisher wirken die Ergebnisse "sehr dünn".
- Gerade bei Gesprächen über Sanktionen sei Österreich durch seine Abhängigkeit von russischem Gas nicht "der beste Vermittler. "Es wird eine Art Einzelaktion bleiben", vermutet Heinisch.