Burgenland erhöht Tempo Richtung Energieautarkie
Mittels Photovoltaik, Wärmepumpen, Speicherung und mehr Effizienz sollen sie 70 Prozent unabhängiger werden, erklärten am Mittwoch Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) und Burgenland-Energie-Vorstandschef Stephan Sharma. Das Land werde hierzu in der Holding auch eine Energieberatung etablieren, kündigte Doskozil an.
Burgenland Energie "exzellent aufgestellt"
"Wir haben ein exzellent aufgestelltes Unternehmen, die Burgenland Energie, und wir haben wichtige und richtige strategische Entscheidungen getroffen und gehen in Richtung Klimaneutralität", stellte der Landeshauptmann fest. Bis Jahresende können die steigenden Preise kompensiert werden - die Preiserhöhungen wurden im Burgenland nicht umgesetzt -, wie es danach weitergeht, ist aber noch offen. "Uns ist bewusst, dass wir diese Art der Kompensation nicht auf Dauer durchhalten werden", auf dem Weg zur Energieautarkie und zur Klimaneutralität, die bis 2030 erreicht werden sollen, brauche es daher Lösungen, so Doskozil.
Mit der Burgenland Energie wurden daher zwei Pakete ausgearbeitet. Eines richtet sich an private Haushalte und sieht PV-Anlagen, Wärmepumpen, eigene Heim-Stromspeicher und ein "Smart Energy Set" mit LED-Lampen, Wasserzerstreuer und Heizsteuerung vor. Da nicht jeder in den Umstieg auf Photovoltaik investieren könne, gebe es das zweite Paket für Gemeinden, wo man sich an Energiegemeinschaften beteiligen kann. Auch hier soll für die Stromproduktion Photovoltaik und für die Wärme eine zentrale Wärmepumpe oder Biomasseanlage installiert werden. Zur Stromspeicherung wird ein großer zentraler Speicher errichtet und auch die Effizienz soll gesteigert werden. Möglich, dass dadurch zusätzlich zu den bestehenden Eignungszonen für PV-Flächen noch weitere dazukommen, so der Landeshauptmann.
"Riesige Herausforderung"
Die Energiegemeinschaften sind ab 100 Teilnehmer möglich, laut Doskozil sollen es 260 im Burgenland werden. Die Gemeinden gründen mit den Teilnehmern einen Verein, ein Teil der Energiegemeinschaft wird auch eine Landestochter sein, zur Organisation der Formalitäten. "Uns ist bewusst, dass das eine riesige Herausforderung ist, wenn es um die Beratung geht", räumte der Landeshauptmann ein. In der Landesholding soll daher eine Energieberatung installiert werden, denn ähnlich wie in der Coronakrise müsse man rasch agieren. Benötigt werden für die Beratungsstelle 40 bis 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die teilweise neu aufgenommen werden.
Auch sei klar, dass man damit bis Jänner - der Zeitpunkt möglicher Indexanpassungen - nicht für jeden Haushalt eine Lösung haben werde. Doskozil forderte daher vehement vom Bund gezielte Entlastungen. Wenn seitens des Bundes nichts unternommen werde, müsse das Land einspringen, die Burgenländer sollen nicht sich selbst überlassen werden, versicherte er. Doskozil drängte den Bund einmal mehr, sich um Unternehmen und Private zu kümmern und bei der OMV staatlich einzugreifen: "Das ist dringendst notwendig. Die Bundesregierung ist vollkommen untätig."
Entlastung von sozial Gefährdeten
Mit dem Haushalts- und dem Gemeindepaket könne man sich aus der Abhängigkeit lösen. "Der alte Weg ist kein nachhaltiger. Wir bauen das gesamte Energie- und Wirtschaftssystem des Burgenlandes um. Das können die Burgenland Energie und das Land allein nicht schaffen", hierfür brauche es alle gemeinsam, so Sharma. Doskozil sprach von einem Zeitrahmen bis zu drei Jahre. Aufgabe der Politik sei es, Lösungen anzubieten. In der Zeit der Übergangsfrist müssten die Menschen entlastet werden: "Ein No-Go ist, dass im Jänner ein sozial gefährdeter Haushalt das 4-, 5-Fache für die Energie zahlen muss. Das kann ich ausschließen", versprach er.
Die Burgenland Energie installiert laut Sharma derzeit drei Dach-PV-Anlagen täglich. "Wir haben kein Problem betreffend der Komponenten, daher können wir die Anlagen für Private und Unternehmen installieren. Wo wir aber einen Engpass haben, ist bei den Montagekräften." Ähnlich verhalte es sich bei Wärmepumpen. Gespart wird auch in der Burgenland Energie selbst, so fand etwa die Pressekonferenz in den 19 Grad frischen Räumlichkeiten statt. Auch das Land werde seine Gebäudebeleuchtung auf das notwendigste reduzieren und die Raumtemperatur senken, so Doskozil.
Grüne verärgert
Die Grünen übten Kritik an Doskozils Plänen. In einer Aussendung zeigte sich Klubobfrau-Stellvertreter Wolfgang Spitzmüller verärgert: "Der Vorteil einer Energiegemeinschaft ist Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, auch betreffend Preisgestaltung. Es ist die Energiewende von unten. Dafür braucht es keine Einteilung vom Landeshauptmann und auch keine Grenzwerte für teilnehmende Haushalte und schon gar keine Anbindung an eine Landesgesellschaft." Mit dem Erneuerbaren Ausbaugesetz sei es möglich, schon ab zwei Haushalten eine Energiegemeinschaft zu gründen, betonte er weiters.
Zusammenfassung
- Das Burgenland und der landeseigene Energieversorger begegnen den hohen Energiepreisen mit zwei Paketen für private Haushalte und für Gemeinden.
- Das Burgenland würde damit "Richtung Klimaneutralität gehen", so Landeshauptmann Doskozil.
- Die Grünen kritisieren dem Vorstoß.