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Bulgarien will Ausnahme von Öl-Embargo

Nach Ungarn, der Slowakei und Tschechien fordert auch Bulgarien eine Ausnahme vom geplanten russischen Öl-Embargo der EU. Andernfalls werde Bulgarien sein Veto einlegen, sagte der Vize-Ministerpräsident Assen Wassilew am Sonntagabend dem bulgarischen Sender BNT.

Eine Ausnahme sei notwendig, weil die bulgarische Raffinerie Burgas Zeit für die Ausweitung ihrer Entschwefelung benötige, sollte sie nur noch nicht-russisches Öl verarbeiten. Die Hälfte des dort verarbeiteten Öls kommt derzeit noch aus Russland. Angesichts der derzeitigen Gespräche mit der EU dazu glaube er aber nicht, dass Bulgarien am Ende sein Veto einlegen müsse, sagte Wassilew.

Konstanza Rangelowa, Energie- und Klimaexpertin am bulgarischen Zentrum für Demokratie-Studien (Center for the Study of Democracy), sieht das anders. Europa - und damit auch Bulgarien - könne ohne russisches Öl auskommen, "wahrscheinlich auch ohne russisches Gas", fügte sie am Sonntag in einem Hintergrund vor österreichischen Journalisten in Sofia hinzu.

Mit russischem Öl "prächtig" verdienen

Nur ein Viertel des Erdöls, das Europa importiere komme aus Russland. "Die meisten Stimmen gegen ein Ölembargo sind mit russischen Interessen verbunden, die von den gegenwärtig niedrigen Preisen für russisches Öl profitieren", sagte Rangelowa. Jede Raffinerie, die russisches Öl verarbeite, verdiene derzeit prächtig; die hohe Gewinnspanne ergebe sich aus dem billigen Öl, das Russland auf den Markt geworfen habe.

Burgas ist die einzige Raffinerie in Bulgarien und die größte Raffinerie auf dem Balkan. Sie gehört zum russischen Lukoil-Konzern, der die derzeit hohen Gewinne abschöpfe und nach Russland transferiere. "Das ist definitiv ein Problem." Wenn es heiße, man könne das russische Öl nicht ersetzen, sei das wohl nicht war. Burgas liegt am Schwarzen Meer, das auch zum Schauplatz des Ukraine-Krieges geworden ist. Es sei zwar derzeit schwieriger und teurer, Öltanker zu versichern, die ins Schwarze Meer einfahren, aber es könnten genauso gut Tanker aus dem Nahen Osten in das Meer einfahren und Öl nach Burgas liefern, so die Expertin.

Öl-Embargo wichtiger als Gas-Embargo

Rangelowa bezifferte den Anteil an russischem Öl, das in diesem Jahr bisher für die Raffinerie Burgas importiert wurde, mit etwa 65 Prozent, der Rest habe aus anderen Quellen gestammt und könne erhöht werden. Im Vergleich zu einem Gasembargo sei ein Ölembargo eine wesentlich stärkere wirtschaftliche Waffen gegen Russland, betonte Rangelowa, weil 80 Prozent der russischen Einnahmen für die Ausfuhr von Energierohstoffen auf Öl entfielen; der Gasexport spiele für Russland eine wesentlich kleinere Rolle.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach Ungarn, der Slowakei und Tschechien fordert auch Bulgarien eine Ausnahme vom geplanten russischen Öl-Embargo der EU.
  • Eine Ausnahme sei notwendig, weil die bulgarische Raffinerie Burgas Zeit für die Ausweitung ihrer Entschwefelung benötige, sollte sie nur noch nicht-russisches Öl verarbeiten.
  • Die Hälfte des dort verarbeiteten Öls kommt derzeit noch aus Russland.
  • Nur ein Viertel des Erdöls, das Europa importiere komme aus Russland.