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Bürger Montenegros wählen neues Parlament

In Montenegro haben am Sonntag vorgezogene Parlamentswahlen begonnen.

15 Parteien und Bündnisse kämpfen um 81 Parlamentssitze. Rund 543.000 Wahlberechtigte können seit 7.00 Uhr wählen. Wahlschluss ist um 20.00 Uhr, die ersten Ergebnisse werden in der Nacht auf Montag erwartet. Als Favoritin gilt die im Vorjahr gebildete Bewegung "Europa jetzt". Die zwischen 1991 und Ende 2020 ununterbrochen regierende Demokratische Partei der Sozialisten (DPs) liegt laut Umfragen dahinter.

Ruhiger Wahlkampf

Der Wahlkampf verlief bis zuletzt ruhig. Für Aufregung sorgte in der letzten Woche vor der Wahl allerdings ein Schreiben, das der mutmaßliche Kryptowährungsbetrüger Do Kwon, der sich seit 23. März in einem Gefängnis in Podgorica befindet, an Premier Dritan Abazovic gerichtet hatte. Der Inhalt wurde zwar nicht veröffentlicht, allerdings soll es laut Medienberichten den Vorsitzenden von "Europa jetzt", Milojko Spajic, belasten, dessen Partei die Vorwürfe jedoch zurückwies.

Ob es sich nur um eine Kampagne handelte, die darauf abzielte, dem Favoriten Stimmen zu entziehen, bleibt abzuwarten. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich zu dem Schreiben bisher nämlich nicht.

Die Partei "Europa jetzt" gibt sich als modernisierungsfreudig. Sie will das Land in die EU führen, lehnt sich zugleich aber auch stärker an das Nachbarland Serbien an. Eine absolute Mehrheit für "Europa jetzt" gilt jedoch als unwahrscheinlich. Spitzenkandidat Spajic wird voraussichtlich Partner für eine Koalition brauchen. Die ehemalige Präsidentenpartei DPS, von deren Spitze sich Milo Djukanovic nach seiner Wahlniederlage zurückzog, dürfte zweitstärkste Kraft werden. "Europa Jetzt!" betrachtet sie aber vorerst nicht als potenziellen Koalitionspartner.

Die pro-serbische und pro-russische Demokratische Front (DF), die unter dem Namen "Für die Zukunft Montenegros" antritt, könnte den Umfragen zufolge auf den dritten Platz kommen. Es bleibt offen, ob und in welcher Form sie zu einer künftigen Regierungsmehrheit beitragen wird.

Machtverlust begann 2020

Djukanovic bestimmte seit dem Zerfall Jugoslawiens in wechselnden Funktionen die Politik in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik. 2006 führte er sie in die Unabhängigkeit, 2017 in die NATO. Seit 2012 verhandelt das Land mit 600.000 Einwohnern über einen Beitritt zur Europäischen Union (EU).

Der Machtverlust des Langzeitherrschers Djukanovic begann 2020, als seine DPS und ihre Partner bei Wahlen erstmals die Parlamentsmehrheit verfehlten. Die nachfolgenden mehrheitlich pro-serbischen Regierungen erwiesen sich als instabil, weshalb es nun zu den vorgezogenen Wahlen kam.

ribbon Zusammenfassung
  • Rund 543.000 Wahlberechtigte können seit 7.00 Uhr wählen.
  • Als Favoritin gilt die im Vorjahr gebildete Bewegung "Europa jetzt".
  • Die Staatsanwaltschaft äußerte sich zu dem Schreiben bisher nämlich nicht.
  • Eine absolute Mehrheit für "Europa jetzt" gilt jedoch als unwahrscheinlich.
  • Der Machtverlust des Langzeitherrschers Djukanovic begann 2020, als seine DPS und ihre Partner bei Wahlen erstmals die Parlamentsmehrheit verfehlten.