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Bandenchef will über Regierung in Haiti mitverhandeln

Der Anführer einer der mächtigsten Banden im Krisenstaat Haiti hält eine Waffenruhe für möglich, falls er in Verhandlungen über eine neue Regierung einbezogen wird. "Wenn die internationale Gemeinschaft mit einem detaillierten Plan kommt, bei dem wir zusammensitzen und reden können, sie uns aber keine Entscheidungen aufdrücken, dann denke ich, dass die Waffen niedergelegt werden könnten", sagte Jimmy "Barbecue" Cherizier am Freitag (Ortszeit) dem Sender Sky News.

Etwaige Schutztruppen aus Kenia würde er als Aggressoren und Eindringlinge betrachten, so Cherizier weiter. Kämen sie nach Haiti, würde das direkt zu noch mehr Gewalt führen: "Wenn die Kenianer kommen, werden sie als erstes Massaker in den Armenvierteln verüben, weil die Oligarchen und die korrupten Politiker ihnen sagen werden, wo sie hingehen sollen."

Hintergrund ist eine vom UNO-Sicherheitsrat genehmigte multinationale Sicherheitsmission. Kenia hatte sich zunächst bereit erklärt, den Einsatz anzuführen und 1.000 Polizeibeamte nach Haiti zu entsenden, will aber nun doch keine Truppen schicken, bis es eine neue Regierung gibt.

Schon vor der jüngsten Eskalation hatten verschiedene bewaffnete Gruppen nach UNO-Angaben insgesamt etwa 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince unter ihrer Kontrolle. Laut Sky News ist "Barbecue" nicht nur Anführer der einflussreichen Bande G9, sondern führt auch eine jüngst formierte Allianz verschiedener Gangs namens Viv Ansanm und geriert sich selbst als eine Art revolutionärer Freiheitskämpfer.

Die Situation in dem karibischen Staat mit seinen mehr als elf Millionen Einwohnern hatte das UNO-Menschenrechtsbüro zuletzt als katastrophal eingestuft. Die Sicherheitslage verhinderte die Rückkehr von Interims-Premierminister Ariel Henry von einer Auslandsreise, dieser kündigte seinen Rücktritt an. Auch die bestehende Hungerkrise verschärfte sich.

ribbon Zusammenfassung
  • Bandenchef Jimmy 'Barbecue' Cherizier signalisiert Bereitschaft zu einer Waffenruhe in Haiti, fordert jedoch Mitspracherecht bei Regierungsgesprächen.
  • Cherizier warnt vor Gewalt durch kenianische Schutztruppen und lehnt diese als Teil der UNO-Sicherheitsmission ab.
  • Die politische und humanitäre Krise in Haiti spitzt sich zu: Kontrolle von 80% der Hauptstadt durch Gangs und Rücktritt des Interims-Premierministers Ariel Henry.