Arbeitszeitverkürzung: Menschen sind "nicht nur Arbeitsvieh"

Eine Arbeitszeitverkürzung sei längst notwendig, erklären Ferdinand Lacina und Anna Svec. Franz Schellhorn und Thomas Salzer können sich das nicht vorstellen.

"Die letzte Arbeitszeitverkürzung ist 50 Jahre her", erklärt der ehemalige Finanzminister Ferdinand Lacina (SPÖ) bei Pro und Contra. "Seither gab es einen sehr beachtlichen Produktivitätsfortschritt und der kann abgegolten werden - durch Geld und eine Verkürzung der Arbeitszeit". Arbeitszeitverkürzungen seien historisch immer gut gegangen, Österreich habe auch nach der letzten Kürzung in den 1970ern "null an Wettbewerbsfähigkeit" verloren, betont er. 1890 forderten Arbeitnehmer:innen das erste Mal den 8-Stunden-Tag, Unternehmer:innen hätten allerdings schon damals behauptet, eine Verkürzung sei unmöglich, so Lacina.

Mehr als "Arbeitsvieh"

So sieht das auch Anna Svec, Sprecherin der Partei LINKS. "Die Menschen sind nicht nur Arbeitsvieh", erklärt sie. "Wir brauchen eine Arbeitszeitverkürzung, damit wir besser leben können." Menschen würden neben Lohnarbeit auch andere Interesse und Verpflichtungen haben. Auch darum fordert ihre Partei eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. Damit geht LINKS noch weiter als die von Andreas Babler geforderte 32 Stunden pro Woche.

Ob 30 oder 32 Stunden, Franz Schellhorn, Leiter des liberalen Thinktanks Agenda Austria, und Thomas Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich, sehen eine Arbeitszeitverkürzung naturgemäß skeptisch. "In vielen Branchen kann man sich das einfach nicht leisten", so Salzer. "Man hat nicht überall den notwendigen Produktivitätszuwachs." Auch für Schellhorn ist Produktivität ein wichtiges Stichwort. Eine Arbeitszeitverkürzung müsse entweder über höhere Preise oder einen stärkeren Produktivitätszuwachs abgegolten werden. Gerade letzteres würde derzeit nicht zustande kommen.

Arbeitskräftemangel

Seitens der Unternehmen wird oft mit einem Arbeitskräftemangel gegen eine Arbeitszeitverkürzung argumentiert. Lacina kann damit nichts anfangen. "Wir haben genügend Jobs, in denen man deutlich weniger als 2.000 Euro netto verdient", betont er. "Davon kann man nicht mehr leben." Es gehe immer auch darum, welche Bedingungen man Arbeitnehmenden biete, erklärt er. Svec geht sogar noch weiter: "Wir haben keinen Arbeitskräftemangel", betont sie. "Wir haben einen Mangel an guten Arbeitsbedingungen."

Schellhorn ist davon nicht überzeugt. Er gesteht seinen Gegen-Diskutant:innen zwar ein, dass eine Arbeitszeitverkürzung in "einzelnen Betrieben" klappen werde, aber "gesamtwirtschaftlich funktioniert das nicht". 

ribbon Zusammenfassung
  • Eine Arbeitszeitverkürzung sei längst notwendig, erklären Ferdinand Lacina und Anna Svec.
  • Franz Schellhorn und Thomas Salzer können sich das nicht vorstellen.