Angriff auf SPD-Politiker: 17-Jähriger stellt sich
Der SPD-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl, Matthias Ecke, war am Freitagabend von vier Tätern angegriffen und schwer verletzt worden.
Nun meldete sich ein Jugendlicher gegen 1.00 Uhr auf dem Polizeirevier Dresden-Süd und teilte mit, dass er der Täter sei, der den Europaabgeordneten niedergeschlagen habe, wie das Landeskriminalamt (LKA) am Sonntag mitteilte. Er sei bisher noch nicht polizeilich in Erscheinung getreten.
Er befindet sich nicht in Gewahrsam, da nicht davon auszugehen sei, dass er untertauche, sagte eine Sprecherin des LKA. Die weiteren Ermittlungen würden zeigen, ob seine Aussage stimme.
Der 17-Jährige, der sich nun stellte, war nach LKA-Angaben zuvor nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Die drei weiteren Tatverdächtigen sind weiterhin unbekannt. Die Ermittlungen dauern an.
Vor dem Angriff auf Ecke hatte die Gruppe einen 28-Jährigen attackiert, der für die Grünen Wahlplakate anbrachte.
Video: Attacke auf EU-Spitzenkandidat
Ecke muss operiert werden
Ecke ist sächsischer SPD-Spitzenkandidat für die Europawahl. Der 41-Jährige war am Freitagabend von vier jungen Männern beim Aufhängen von Wahlplakaten in Dresden zusammengeschlagen worden. Er liegt seitdem im Krankenhaus und muss operiert werden.
Laut Polizeiangaben vom Samstag werden die vier jungen Männer auf 17 bis 20 Jahre geschätzt. Zeugen zufolge seien sie dunkel gekleidet gewesen, hatte ein Polizeisprecher gesagt. Ein Zeuge habe sie dem rechten Spektrum zugeordnet.
AfD-Stand attackiert
Nach den Angriffen gegen den SPD-Spitzenkandidaten und die Grünen attackierten zwei 23-jährige Frauen und ein 28-jähriger Mann am Samstagnachmittag in der Äußeren Neustadt in Dresden außerdem unvermittelt einen Informationsstand der AfD. Sie beschädigten Aufsteller, Plakate und einen Tisch. Der 54-jährige Betreiber des Standes wurde demnach nicht verletzt. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung übernommen.
Die Vorfälle reihen sich ein in eine bundesweite Folge von Angriffen auf Parteimitglieder vor der Kommunal- und Europawahlen am 9. Juni. Erst am Donnerstagabend waren in Essen nach einer Grünen-Veranstaltung der Bundestagsabgeordnete Kai Gehring und sein Parteikollege Rolf Fliß nach eigenen Angaben attackiert und Fliß dabei geschlagen worden. Die grüne Bundestagsvizepräsidentin Katrin-Göring-Eckardt war vor rund einer Woche in Ostbrandenburg nach einer Veranstaltung aggressiv bedrängt und an der Abfahrt gehindert worden.
Sonderkonferenz einberufen
Die Innenminister von Bund und Ländern sollen nach dem Willen der deutschen Innenministerin Nancy Faeser (SPD) schon sehr bald über Schutzmaßnahmen beraten. Laut "Tagesspiegel" regte Faeser eine Sonderkonferenz in der neuen Woche an.
Zwei Bündnisse riefen für diesen Sonntag unter dem Motto "Gewalt hat keinen Platz in unserer Demokratie!" zu spontanen Demonstrationen in Berlin und Dresden auf.
Zusammenfassung
- Der SPD-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl, Matthias Ecke, war am Freitagabend von vier Tätern angegriffen und schwer verletzt worden. Nun stellte sich ein 17-Jähriger.
- Der 17-Jährige, der sich nun stellte, war nach LKA-Angaben zuvor nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Zu den weiteren bisher unbekannten Tatverdächtigen würde weiter ermittelt, hieß es.
- Vor dem Angriff auf Ecke hatte die Gruppe einen 28-Jährigen attackiert, der für die Grünen Wahlplakate anbrachte.